You&I

Blue Moon's

Lange hatte Juliet darüber nachgedacht, was sie an diesem Abend wohl erwarten würde. Sie war neugierig darauf, allein aus dem Grund weil Skye sie zu einer Bar geordert hatte, in der sie vermutlich kellnerte, um sich etwas dazu zu verdienen. Viel wusste sie über die Dunkelhaarige noch nicht aber es würde sie nicht wundern, schließlich jobbte sie auch neben der Uni.
Schlussendlich konnte sie aber viel spekulieren und erst als sie sich vor einer Bar wiederfand, die in blauen Neon-Buchstaben "Blue Moon's" über dem Eingang stehen hatte, war ihre Verwirrung komplett. Mit dieser Bar hatte sie sich nie beschäftigt seither, allerdings war sie auch nicht zur Promenade hin offen, so wie die meisten anderen, sondern es stand ein breitschultriger Kerl vor dem Eingang und achtete darauf, wer rein wollte und wer den Laden verließ. Etwas verloren sah sich die Blondine um, ehe sie dann aber doch auf ihn zuging.

"He Süße, Ausweis bitte. Oder willst du etwa hier anfangen?"
Sofort schüttelte sie den Kopf, kramte nebenbei aber ihren Ausweis heraus und übergab ihn dem Kerl, der ihn eingehend musterte und dann leicht nickte. "Dann viel Spaß."

Zögerlich betrat Juliet den kurzen Flur, der immer dunkler zu werden schien, schob sich unter einem schwarzen Vorhang hindurch und wurde just in dem Moment, in dem sie die eigentliche Bar betrat, von grellen Neonfarben fast zur Erblindung gebracht. Die Musik war laut, allerdings nicht so, dass man sein Wort nicht mehr verstand und als sie ihren Blick schweifen ließ, kam ihr doch der leise Gedanke, dass sie hier völlig Fehl am Platz sein musste. Hatte sie sich in der Adresse geirrt? Aber eine andere Bar direkt neben Johnny's Steakhouse gab es nicht, also.. musste das hier doch richtig sein, oder nicht?

"Möchtest Du einen Tisch für mehrere oder direkt an den Steg?", riss sie plötzliche eine Stimme aus ihrer Verwirrung. Neben ihr stand eine Kellnerin - augenscheinlich zumindest sah sie so aus -und ihr erwartungsvoller Blick verriet auch, dass sie eine Entscheidung verlangte, wobei man nicht sagen konnte, dass ihr Auftreten unhöflich war. Es war eher eine übliche Hektik während ihrer Arbeitszeit und so rang Juliet sich dann auch irgendwie eine Antwort ab. 

"An.. den Steg, bitte..", gab sie zurück, worauf die andere lächelnd nickte und ihr andeutete ihr zu folgen. Sie war allein und wartete eigentlich ja nur auf Skye, deshalb erschien es ihr falsch einen ganzen Tisch zu besetzen, auch wenn sie nicht wusste, was mit "Steg" gemeint war. Zumindest nicht bis sie der anderen etwas zögerlich folgte und ihren Blick schweifen ließ. An den Tischen saßen vorwiegend Männer, die Altersklassen waren gemischt und sie waren so positioniert, dass sie sich immer in der Nähe einer kleinen Plattform befanden. Ein Fakt, das Juliet doch langsam dämmern ließ, wo sie hier gelandet war aber .. verurteilen sollte man das wohl nicht, immerhin war ein Job ein Job und ob man nun wie sie in einem Café kellnerte oder in einem Stripclub, das war wohl egal, oder nicht?

An ihrem Platz angekommen, setzte sie sich hinter die lange Theke und sah etwas skeptisch auf die Plattform direkt vor ihr, auf deren Mitte eine Stange platziert war.

"Was darf ich dir zu trinken bringen?", wandte sich dann noch einmal die Frau neben ihr an sie. Kurz hielt Juliet Inne und dachte nach. Sollte sie sie einfach fragen? Sie waren doch Kolleginnen, oder nicht? Und solange sie auf Skye wartete, konnte sie sicher auch etwas trinken, schließlich war es auch noch etwas hin bis 21 Uhr. Abgesehen davon half ihr das vielleicht auch, diesen Kulturschock - wenn man es so nennen wollte -zu verdauen.

"Einen Gin Fizz, bitte.."
Die Dame nickte und war im Begriff zu gehen, als Juliet ihre Chance doch nutzen wollte.
"Ach und.. Eine Frage hätte ich.. Ich warte auf Skye.. Sie arbeitet hier, wissen Sie, wann Sie kommt?"

Der zunächst fragende Ausdruck der Kellnerin hatte sich binnen weniger Sekunden in ein leichtes Schmunzeln verwandelt, wobei es sie doch zu verwundern schien, dass ausgerechnet jemand wie Juliet nach der Dunkelhaarigen fragte. Doch hinterfragen tat sie es nicht, nickte nur zustimmend auf ihre Frage hin.

"Sie ist in zehn Minuten hier. Genieß deinen Abend."
Mit diesen Worten ließ sie die Blondine allein, die sich schlussendlich an ihren Drink klammerte, als dieser endlich bei ihr war. Blieb nur zu hoffen, dass sie wirklich bald auftauchen würde, denn so wirklich wohl fühlte sie sich hier einfach nicht.