Von rotem Samt

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Es war ein Zustand, der nicht wirklich mit Worten zu beschreiben war. Sie spürte die Kühle durch das Wasser, das sie umgab und doch war ihr warm. Unheimlich warm und ihr Körper kribbelte unaufhörlich, während sich Skyes Lippen leicht gegen ihre eigenen bewegten. Sie wusste nicht einmal was sie tat, sie konnte nicht denken und so folgte ihr Körper rein ihrem Instinkt. Und eben dieser war es, der nur noch mehr gegen ihr Denken arbeitete und sie einfach handeln ließ. Langsam hob sie die Hände und legte sie auf die Hüfte der Dunkelhaarigen, als würde sie nach Halt suchen, als wäre sie das einzige, was gerade einigermaßen Bestand hatte und sie davon abhielt, sich völlig zu verlieren. Die Arme der anderen hatten sich fest um sie gelegt und das Gefühl, welches all das in ihr auslöste war ein überwältigendes, ein fremdes und dennoch war ihr sehr wohl bewusst, was es mit ihr machte. Sie kannte es, sie wusste es nur bis hier hin nicht zu benennen, dabei war es so simpel. Dennoch konnte sie es nicht greifen. Erstrecht nicht als sich Skye kurzzeitig wieder etwas von ihr entfernte und sie damit vollkommen irritierte.

"Bist du okay?", hörte sie ihre leicht rauchige Stimme nun in einem sanften Ton fragen, konnte jedoch nicht darauf antworten. 

Zu beschäftigt war sie damit, zu verarbeiten was hier gerade passierte und doch wurde eines ziemlich schnell deutlich: Sie wollte nicht, dass sie sich entfernte, so konnte sie das Ganze nicht begreifen. Sie wollte es verstehen und dieses Gefühl nicht verlieren, weshalb sie schließlich nur die Arme um ihren Hals legte und sie wieder zu sich zog. Skye ließ sie, hielt sich etwas im Hintergrund, konnte allerdings auch nicht wirklich von sich behaupten, dass es einfach war. Seit sie die kleine Blondine gesehen hatte, hatte sie sie neugierig gemacht und irgendwie eine Anziehung auf sie ausgeübt, die sie bis hier hin gebracht hatte. Wie lange hatte sie keinen solchen Aufwand mehr betrieben, nur um eine Frau kennen zu lernen? Hatte sie das überhaupt jemals? Wirklich Gedanken machen konnte und wollte sie sich darum nun nicht, denn der Moment war doch das was zählte und als sie ein aufforderndes, wenn auch etwas zaghaftes Knabbern an ihrer Unterlippe spürte, war sie vollkommen von der Rolle. Wie sollte ein Mensch da auch klar denken?


Langsam öffnete sie ihre Lippen ein wenig, nur um ihr genug Raum zu geben und ihr etwas entgegen zu kommen. So schüchtern die Kleine wirkte, sie schien nicht abgeneigt zu sein und das war Anreiz genug, das alles voll auszukosten.
Sachte stupste sie Juliets Zungenspitze an, umspielte sie etwas und nach einem etwas unsicheren Zögern schien die Blondine auch einfach dem zu folgen, was ihr Körper ihr sagte. Dass sie noch nie jemanden geküsst hatte, hatte Skye beim besten Willen nicht gedacht, sie war bildschön und sicherlich beliebt bei allem was so atmete. 
Trotzdem übertraf es alles was sie sich zusammengesponnen hatte, ihre Lippen waren so weich, dass sie sich fast samtig anfühlten und nun wo sie ihr so nahe war, konnte sie auch ihr Parfum noch deutlicher wahrnehmen. Süß, gleichzeitig auch etwas herb und nicht das typische 5-Dollar-Parfum. Nein, es roch gut, es passte perfekt zu ihr und wickelte sie nur noch etwas mehr ein, sodass sie auch gar nicht mehr wirklich von ihr los kam. Doch das musste sie vorerst wohl auch nicht und so hielt sie sie nur so dicht es ging bei sich, während sie den Kuss vertiefte und selbst auch das Verlangen in sich spürte, das sie sonst durch ihren Körper nur bei anderen auslöste. 

Schließlich aber mussten sie sich voneinander lösen und waren dennoch keine 20 cm weit voneinander entfernt, während sie den schweren Atem der anderen auf ihren Lippen spüren konnte. Skyes Kopf war leer, sie hielt einen Moment Inne, ehe sie es sich wagte die Augen wieder zu öffnen und sich direkt in dem sanften Blau ihres Gegenübers wiederzufinden. Ein wunderschönes Gesicht hatte sie und sie schien auch nicht recht weiter zu wissen, was es nur noch niedlicher machte. Zudem fiel ihr, nun wo sie wieder etwas zu sich fand, noch etwas auf und so hob sie langsam eine Hand und legte sie an Juliets Wange, hielt weiterhin ihren etwas verloren wirkenden Blick.

"Du zitterst", merkte sie nur leise an, worauf bloß ein leichtes Nicken seitens der Blondine kam. Es war nicht kalt und sie wusste auch so, dass es vermutlich woanders her kam aber sie wollte ihr die Nervosität etwas nehmen und so küsste sie sie noch einmal sanft, ehe sie den Griff um sie wieder etwas lockerte.
 
"Sollen wir gehen?"

"Wohin?"

Juliet sah sie fragend an, doch mehr als dieses undurchsichtige Grinsen bekam sie nicht zur Antwort.

"Siehst du dann", entgegnete die Dunkelhaarige und schob sie Richtung Strand. Hier konnten sie ohnehin nicht ewig bleiben, denn auch wenn es hier in Kalifornien immer warm war, Nachts konnten doch frische Winde wehen.



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