Der Morgen danach

40 3 2
                                    

Ein unangenehm dumpfes Dröhnen riss Juliet aus dem Schlaf. Sie war noch nicht fähig die Augen zu öffnen, spürte jedoch schon jetzt den leichten Luftzug, der durch das gekippte Fenster durch das Zimmer ging und sie zum Frieren brachte. Schwerfällig atmete sie durch, spürte ihre Knochen, die schwer wie Blei zu sein schienen und rieb sich mit einer Hand übers Gesicht, bevor sie sich auf den Rücken drehte. Was war passiert? War sie krank? Hatte sie sich irgendwie verletzt? Jede kleinste Intension ihre Erinnerung wach zu rufen, hatte einen stechenden Kopfschmerz zur Folge, der sie die Augen schmerzlich zusammenkneifen ließ. Nein, so hatte sie sich definitiv noch nie wegen einer Erkältung gefühlt. Weitere Gedanken darum machen konnte sich die Blondine allerdings auch nicht, denn ein leichtes - fast genüsslich klingendes - Atmen riss sie augenblicklich aus den Gedanken und sie riss die Augen auf. Da war noch jemand?! Ihr Blick hing an der Decke, einen Moment lang traute sie sich gar nicht, sich umzusehen. Was zur Hölle war hier eigentlich los? Und .. wo war sie überhaupt?
Etwas panisch glitt ihr Blick nun doch durchs Zimmer, sie erkannte einen offenen Kleiderschrank, einige Kleiderstangen und Regale, einen Schreibtisch. Die Bilder an der Wand konnte sie durch das gedimmte Licht der heruntergelassenen Rollläden nicht erkennen. Der Raum war recht klein, wirkte erst einmal aber zumindest nicht wie eine vernachlässigte Männerhöhle und das nahm ihr zumindest für's Erste die Angst, mit einem Kerl abgestürzt zu sein. Wesentlich besser machte es das allerdings auch nicht, denn der erneute Windzug, der über ihre Haut streifte, ließ sie an sich heruntersehen und erkennen dass sie nackt war. Vollkommen irritiert und fassungslos legte sie Arme um ihren Körper. Hatte sie dermaßen gefeiert? So war sie doch eigentlich gar nicht!
Ihr Blick glitt kurz weiter zum Fenster, ehe das leise Atmen neben sich , das sie bis zuletzt erfolgreich hatte verdrängen können, sie doch wieder einholte und ihr bewusst machte, dass sie früher oder später neben sich sehen musste.

"In Ordnung ,Jules.. Was immer hier passiert ist, alles wird gut.. Du siehst jetzt einfach nach.."
, redete sie sich selbst gut zu, während sie langsam den Kopf nach rechts drehte und hinunter sah. 

Das was - oder eher wen - sie dann aber da mit dem Rücken zu sich liegend sah, ließ sie einen Moment nur perplex Inne halten. Das war eine Frau. Und nicht nur das, diese Frau war auch nackt! Hieß das... bedeutet das, sie hatte..?
Innerlich schüttelte sie zu sich selbst den Kopf. Nein. Nein, das konnte nicht sein, oder doch? Sie bildete sich das bestimmt nur ein. Sie stand doch gar nicht auf Frauen und vor allem ging sie doch nicht einfach mit zu irgendjemandem. 
Langsam richtete sie sich auf, sah sich noch einmal um, doch der Raum kam ihr nicht annähernd bekannt vor. Ihr Blick suchte ihre Klamotten, die sie schlussendlich auf dem Stuhl beim Schreibtisch fand, dann stand sie langsam auf. Sie musste hier weg und klar kommen. Das war sicher alles nur ein total schräger Traum und wenn sie hier raus war, wachte sie zu Hause in ihrem Zimmer auf und alles war gut.

Doch kaum war sie einige Zentimeter auf dem kühlen Holzboden gelaufen, hatte gerade so ihren Slip und ihren BH greifen können, da ließ eine Stimme hinter ihr sie zusammenzucken.

"Du willst nicht wirklich einfach abhauen, oder? So hätte ich dich gar nicht eingeschätzt."

Langsam wandte sie sich um und sah über die Schulter direkt in die rehbraunen Augen, die sie sofort vergessen ließen, was sie eigentlich vorgehabt hatte. Skye hatte sich umgedreht und lag mit der Decke unter ihrer Achsel da, sah sie einfach an, etwas anschuldigend vielleicht aber im allgemeinen wirkte sie um Welten entspannter als Juliet selbst.

"Ich.. nein.. Ich meine.."  -  Doch sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte. 

Sie wusste nicht mal mehr was sie denken sollte und dann war doch dieser unerträgliche Kopfschmerz. Ihr Zustand war nach außen hin wohl leider noch deutlicher zu erkennen , als er sie sich fühlen ließ, denn während sie noch immer am Stuhl stand und sich nicht weiter regte, ihrer Verwirrung völlig nachhing, lachte Skye nur leise auf und setzte sich auf, was zur Folge hatte dass die Decke zu ihrem Bauch herunterrutschte. Augenblicklich wandte Juliet den Blick ab und sah stur nach unten, spürte wie ihr die Hitze und die Röte in die Wangen schoss. Das konnte sie doch nicht einfach machen !

Skye indessen legte nur etwas verständnislos den Kopf schief, griff aber zu ihrer Stoffshorts und dem tief ausgeschnittenem bauchfreien Shirt, das kurz unter ihrem Brustansatz endete und welches sie zum Schlafen trug.

"Mein Gott.. Ist ja nicht so, als würdest du das nicht kennen",
merkte sie an, unterbrach ihren Gedanken an den nächsten Satz aber und sah zu Juliet, die sie nun langsam wieder ansah. 

Etwas fragend und sichtlich unsicher. Konnte es also wirklich sein, dass sie sich an nichts erinnerte? Hatte das eine Mal Ziehen an der Pfeife sie derart umgehauen? Langsam verstand Skye und stand schließlich langsam auf, ging zu ihrem Schrank und kramte eine Jogginghose und ein viel zu großes Shirt von Chris heraus, ehe sie auf sie zuging und mit einem sanften Lächeln direkt vor ihr stehen blieb. 

"Zieh dir was an.. Ich mache Frühstück. Keine Angst, das kommt alles wieder."

Juliet hatte nur leicht genickt und ihren Blick erwidert, als Skye ihr die Hände an die Wangen legte und sie einfach küsste. Einen Moment stand sie nur völlig überrannt da , dann aber wickelte die Wärme die von ihr ausging sie ein und sie erwiderte den Kuss , der jedoch auch nicht lange andauerte, da sich Skye auch schon wieder löste und aus dem Zimmer verschwand, sie damit auch wieder mit dem ganzen Chaos allein ließ. Vollkommen überfordert stand sie einen Augenblick da, starrte die Sachen an die sie ihr in die Hand gedrückt wurde und versuchte sich irgendwie zu erinnern, doch es wollte nicht funktionieren. Sie war also bei Skye. Und sie hatte bei.. nein.. mit ihr geschlafen. Oder nicht? Waren sie aus gewesen? Sie musste sich doch an irgendetwas  erinnern können!


You&IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt