Valentinas Sicht
Es war seltsam, aufzuwachen und zu wissen, dass man einen Prinzen geküsst hatte, wie in einem Film. Es war seltsam, aufzuwachen und verliebt zu sein, so richtig verliebt. Ich war immer eine Realistin gewesen, doch als ich aufwachte fühlte sich alles anders an, als würde ich die Welt durch die sprichwörtliche rosa Brille sehen. Alles schien perfekt und einen kleinen Teil von mir beunruhigte das. Der Rest meiner Person war einfach glücklich und wollte ihn wieder sehen. Die Sanftheit seiner Lippen spüren, bei ihm sein. Aber ich musste mich zusammenreißen.
Dass wir uns geküsst hatten, bedeutete noch lange nicht, dass wir beide jetzt ein Paar waren oder so. Was noch nicht ist, kann ja noch werden, dachte ich bei mir, aber dazu gehörten immer zwei. Allerdings hatte der Kronprinz von Disney keinen Hehl daraus gemacht, dass er mich genauso sehr wollte, wie ich ihn. Es hatte mich ziemlich erwischt, und ich konnte mir kaum erklären, wie die sonst so gefasste Valentina Zenere sich in nur zwei Tagen in den begehrtesten Typen der gesamten Nation verliebt hatte. Ich hatte mir nie etwas aus dem Ruf der Jungen, die ich mochte, gemacht und auch dieses Mal war es nicht das, was mich so zu Mike hinzog. Er war süß und aufmerksam und schien sich alles zu merken, was ich zu ihm sagte. Ich mochte ihn. Ich mochte wirklich.
Wir hatten ausgemacht, heute Abend zusammen essen zu gehen, diesmal aber ohne Malena und Gastón, von denen ich wusste, dass sie gemeinsam ins Kino gehen wollten. Es war verrückt, dass Male und ich uns gleichzeitig in zwei Brüder verliebten, aber es passte zu uns. Ob die beiden wohl über uns redeten, so wie wir es taten? Vielleicht würde ich es schon bald herausfinden. Falls wir...
Falls wir was? Zusammenkommen? Bleib' realistisch, Valentina. Bestimmt wählen sowieso seine Eltern aus, wen er heiratet, er darf wahrscheinlich nicht einmal eine richtige Beziehung eingehen... Ich verfluchte mich dafür, dass ich mich nie wirklich mit den Regeln im Königshaus von Disney auseinandergesetzt hatte. Egal. Alles, was jetzt zählte, war, dass es heute Abend gut lief.Dieses Mal war ich überpünktlich. Ich hatte mein kleines Apartment schon sehr früh verlassen, um auch ja nicht zu spät zu kommen. Mike war noch nicht da, was ich ihm natürlich nicht verübeln konnte, schließlich war ich selbst fast eine Viertelstunde früher als vereinbart an unserem Treffpunkt.
Während ich vor dem mexikanischen Restaurant auf ihn wartete, strengte ich mein Gehirn so fest an, wie ich konnte, um mich an alles zu erinnern, was ich damals in der Schule im Politikunterricht über die Königsfamilie gelernt hatte. Beim Geruch der Tacos und Burritos, der aus dem Restaurant zu mir herüberströmte, fiel mir ein, dass Mike zur Hälfte Mexikaner war. Es war eine Sensation gewesen, als King Davide damals verkündet hatte, dass er Michaels Mutter Vicky heiraten würde, die Mexikanerin war und noch dazu bürgerlich, denn bis zu diesem Zeitpunkt waren Thronfolger immer nur mit Angehörigen von Adelsstämmen verheiratet worden, die bereits seit Generationen im Königreich von Disney sesshaft waren. Bevor ich mehr aus meinem äußerst schlechten Erinnerungsvermögen herausholen konnte, sah ich jedoch Mike auf mich zukommen. Auch er war noch immer zehn Minuten früher dran, als wir abgemacht hatten. Er schien sich sehr beeilt zu haben. Bei diesem Gedanken musste ich Grinsen. Er sah mich an und grinste zurück, bevor er so nah vor mir zum stehen kam, dass mir der Duft seines Eau de Toilette deutlich in die Nase stieg. Es roch gut und etwas stärker als sonst. „Schön dich zu sehen", flüsterte er und strich mir dabei sachte eine Strähne hinter das Ohr. „Du kannst Dir kaum vorstellen, wie schön", antwortete ich ebenfalls flüsternd und lächelte etwas. So standen wir noch ein wenig, seine Hand noch immer an meinem Ohr, bis er sich schließlich räusperte und somit die Stille durchbrach. „Es sind zwar noch ein paar Minuten, aber ich bin sicher, dass unser Tisch bereits fertig sein wird", merkte er an und ich stimmte ihm zu, wenigstens schon einmal hineinzugehen. Ich hatte das Restaurant vorgeschlagen, doch er hatte darauf bestanden, die Reservierung durchzuführen.
Als wir das Restaurant betraten, kam sofort eine Frau auf uns zu, die uns begrüßte. „Prinz Michael. Hier entlang", sagte sie und führte uns an ein paar Tischen vorbei, bis sie uns schließlich zu einer Tür geleitete, die mir noch nie aufgefallen war. Sie bat uns hindurch und was ich dahinter sah, verschlug mir die Sprache: Ein kleiner Innenhof tat sich auf und von der Tür aus war ein kleiner Gang aus Rosenblättern gelegt worden, links und rechts davon standen Teelichter. Am Ende des Gangs stand ein Tisch mit zwei Stühlen daran. Auf dem Tisch stand in einer schmalen Vase eine einzige weiße Rose. Ich fuhr mir mit der Hand vor den Mund.
„Aber... Mike, das... Das..." Es hatte mir die Sprache verschlagen.
„Schon gut", murmelte er, „Du musst jetzt nichts sagen."
Und zum zweiten Mal in zwei Tagen küsste er mich.
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Michaentina - Be My Queen
Fanfiction„Valu, ich weiß nicht, was du mit mir machst, aber", flüsterte er in den abendlichen Sommerwind und strich mir mit einer Hand eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich gerade gelöst hatte. „Aber was?", fragte ich leise. „Aber ich weiß ganz genau, dass...