Chapter 7

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Den Rest des Tages verbrachte ich damit, in dem Tagebuch meiner Mutter zu lesen. Allerdings wurde ich aus dem Eintrag den ich zuletzt gelesen hatte nicht wirklich schlau.

Was ist Zeit?

Um den Wert eines Jahres zu erfahren, frage einen Studenten, der im Schlussexam durchgefallen ist.

Um den Wert eines Monats zu erfahren, frag eine Mutter, die ein Kind zu früh auf die Welt gebracht hat.

Um den Wert einer Woche zu erfahren, frag den Herausgeber einer Wochenzeitschrift.

Um den Wert einer Stunde zu erfahren, frage die Verlobten, die darauf warten, sich zu sehen.

Um den Wert einer Minute zu erfahren, frage jemand, der sein Zug, seinen Bus oder sein Flugzeug verpasst hat.

Um den Wert einer Sekunde zu erfahren, frage jemand, der einen Unfall überlebt hat.

Um den Wert einer Millisekunde zu erfahren, frage jemand, der bei den Olympischen Spielen eine Silbermedaille gewonnen hat.

Die Zeit ist etwas Relatives.

Lebe daher jeden Moment,

der dir bleibt, bewusst,

denn er ist wertvoll.

Was meint sie wohl damit? Vielleicht soll man jeden Moment auskosten den man lebt, weil das Leben jede Sekunde zu Ende sein kann. Ich weiß es nicht und wenn ich ehrlich bin, ich hasse es etwas nicht zu wissen. Ich war schon immer so.

Jedes mal musste ich alles wissen und wenn ich etwas nicht wusste, tja da hab ich mich dann irgendwie unwohl und mies gefühlt, versteh mal einer wieso. Auf jeden Fall dachte ich die ganze Zeit darüber nach, während ich mein Rucksack packte.

Nachdem ich alles, was ich aus meinem Zimmer für die Reise brauchte, gepackt hatte schlich ich zur Tür und machte sie ein Spalt auf und linste raus, ob irgendjemand durch die Flure läuft. Weit und breit war niemand zu sehen. Perfekt, dachte ich mir und schaute schnell auf die Uhr. Das Abendessen ist schon seit 10 Minuten dran, das heißt, dass alle im Speisesaal sind. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich darauf, das die Zeit still steht. Langsam öffnete ich erst ein Auge und dann das zweite. Der Sekundenzeiger meiner Uhr steht still, was also heißt die Zeit steht wirklich still. 

Wow an sowas muss ich mich erst gewöhnen. Zögernd öffnete ich meine Tür ganz und schulterte mein Rucksack und schlich aus meinem Zimmer. Es kann ja immer noch sein, das einfach nur die Batterie meiner Uhr leer war und die Zeit noch läuft. Allerdings war es nicht so, denn als ich mich den Speisesaal näherte kam dort kein einziges Geräusch hinter der Tür her und normalerweise würde man das durch das halbe Heim hören, wenn alle essen. Vorsichtig  öffnete ich die Tür und ging rein und alle, wirklich alle saßen da wie Statuten. Das war wirklich beängstigend. Schnell ging ich durch den Speisesaal nach hinten in die Küche und sah mich um.

Überall standen Schüsseln rum mit irgendwelchen Gerichten drin, die wohl den heutigen Nachtisch darstellen sollten. Auf dem Herd standen noch Töpfe, wo das Essen noch drin kochte wohl, denn in der Luft über den Töpfen waren diese weißen Dampfwolken. Alles in einem sah es hier eigentlich aus wie es sich in einer Küche gehört, nur eben das die Zeit still stand, wie als hätte jemand in einem Film auf Pause gedrückt.

Schnell ging ich zu dem großen Kühlschrank in der Ecke und schaut rein, auf der Suche nach etwas, was nicht so schnell schimmelt.

Letztendlich entschied ich mich für ein paar Äpfel und noch Brot, was ich allerdings trocken mitnahm. Ich guckte schnell, das alles ungefähr so ist wie es war als ich kam und ging aus der Küche und dem Speisesaal. 

Ich fand das alles immer noch gruselig. Ich meine, wie würdet ihr euch fühlen, wenn alles und jeder um euch so starr wie eine Statur steht? Es ist leicht beängstigend. So leise wie möglich, auch wenn es voll unnötig ist, schlich ich durch die Flure zum Ausgang, allerdings blieb ich zögernd vor dem Büro der Chefin stehen. Es gab ein Chef und eine Chefin und wie der Zufall es wollte waren sie zusammen verheiratet. Mr. Smith war ein 50 Jahre alter Mann. Er hatte seine Haare sehr kurz, ich schätze auf 3 mm, und er hatte ein Bart und trug eine alt aussehende Brille. Er ist ungefähr 1,85 Meter groß und kann manchmal ziemlich streng sein, jedoch ist er immer nett zu allen und auch manchmal lustig. 

Allerdings ist er das nur wenn Mrs. Smith nicht in der Nähe ist. Es heißt sie würde Mr. Smith dazu zwingen das alles hier zu machen. Mrs. Smith ist nicht groß sondern ehr klein, so um die 1,60 Meter. Sie hatte lange schwarze Haare, die sie immer zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden trägt. Eine Brille hatte sie auch, benutzte sie allerdings nur zum lesen. Sie ist das genaue Gegenteil von Mr. Smith, sie ist streng und hat an allen und jeden etwas auszusetzen, weshalb sie hier auch keiner mag.

Kurz schüttelte ich mein Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können und ging, nach kurzem überlegen, in das Büro. Es sah alles aus, wie das letze Mal als ich hier war. Okay das war auch nur ein paar Wochen her, weil Mr. Smith mich unbedingt sprechen wollte. Über was das war? Keine Ahnung scheint wohl nicht wichtig gewesen zu sein sonst würde ich mich da jetzt dran erinnern. Da ich genau wusste, wo sie ihr Geld lagern, ging ich zum Schreibtisch und hockte mich vor die Schubladen auf der rechten Seite. Lautlos ließ sich die erste Schublade öffnen und offenbarte mir ein Haufen an Akten. Wenn ihr euch jetzt fragt wo das Geld ist. Tja die Schublade hat einen Zweitboden und genau da versteckt sich auch das Geld.

Nachdem ich etwas Geld eingesteckt habe und alles wieder ordentlich zurück gelegt habe, verließ ich das Büro und ging direkt auf den Eingang zu. Vor der Tür bleib ich stehen. Mit der Hand auf der Klinke atmete ich noch einmal tief durch.

Auf in ein neues Leben.

Auf in eine ungewisse Zukunft.

Als der Wind meine Haare nach hinten wehte wusste ich sofort, dass wird ein großes Abenteuer.


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