Im Grunde genommen bin ich nicht schön. Zumindest nicht wie die meisten Mädchen im meinem Alter, die genau solche Eltern haben wie ich.
Es mangelte mir nie an Geld, Geldsorgen waren ein Fremdwort für mich.
Dafür wusste ich nicht was Liebe ist. Genauso wenig kannte ich Freundschaft, Freude für Andere, Umarmungen und Komplimente.
Gut okay, ich kannte sie aus Büchern, Filmen und Serien, aber ich hatte es noch nie selbst erlebt.Ich habe Mama und Papa - Halt! - Mutter und Vater oder manchmal, an besonders schlimmen Tagen, Leonhardt und Eleonorah.
Mein Name ist Cosmea, was laut Internet, Altgriechisch für Schönheit ist.
Wie bereits erwähnt, bin ich nicht schön. Zumindest entspreche ich nicht dem heutigen Schönheitsideal.
Meine Haare sind zu blond und zu lockig, meine Haut ist zu blass, meine Gesicht ist nicht anmutig genug und - Ja, natürlich... - meine Körperform war nicht ansehnlich.
Zu viele Kurven, zu viel Babyspeck, zu viele Dellen und zu wenig Eleganz.Vielleicht denkt ihr jetzt, dass ich eine echt beschissene Meinung über mich habe, was rein theoretisch auch so ist, aber das ganze aufgezählte Zeug, stammt aus den Mündern meiner Eltern.
Ach ja... Und des meines Bruders.
Sie fragen sich immer, wie solch schöne Menschen so etwas wie mich zustandebringen können.
Lustig, nicht wahr? Ja, ich lache auch immer darüber, wenn sie so eine Bemerkung machen.
Okay, das war eine Lüge. Es macht mich traurig. Aber.. Eine Allistair darf in der Öffentlichkeit nicht weinen oder gar zornig sein, selbst im Haus darf man das nicht. Nur in seinem Zimmer, allein, wenn es niemand mitbekommt.Mein Bruder, Emir, was übersetzt Fürst oder Herrscher bedeutet, war - Nein! - IST der Sonnenschein der Familie Allistair. Das gewünschte Kind.
Er sah perfekt aus, hatte keinen Makel, hat sein Studium bravurös abgeschlossen und ist Juniorchef in Papis Firma, mit Firmensitz in London.
Emir hat Geld ohne Ende, Frauen, die sich um ihn prügeln würden, schnelle Autos und einen wunderbaren Charakter.
Nein, ich gebe es zu, das Letzte war gelogen.
- Können wir das streichen? -Ich drücke es am Besten so aus:
Er hatte einen wunderbaren Charakter. Er war, in meiner Kindheit, immer der große, beschützende Bruder.
Wir haben viel zusammen gemacht, gespielt und Spaß gehabt, wenn Mum und Dad mal wieder auf Geschäftsreise waren oder eine Gala am anderen Ende der Welt besucht hatten.
Emir war da für mich. Immer. Ohne wenn und aber.Bis zu seinem 16. Lebensjahr.
Er wurde getrimmt, perfekt erzogen und ich wurde von meinem großen, sechs Jahre-älteren Bruder abgenabelt und im Stich gelassen.
Warum er mich seitdem links liegen lässt und mich nicht einmal mehr umarmt?
Ich weiß es nicht. Ich kann es euch echt nicht sagen.Was ich aber sagen kann, ist dass es weh tat. Immer noch weh tut.
Je älter ich wurde, umso weniger hatte ich Interesse an unserem reichen Luxusleben. Gerade weil ich allein war, ohne Freunde und Familie.
Mutter gefiel es nicht, dass ich kein Interesse an Luxus-Artikeln zeigte, keine Lust auf Shopping in den Designerlädchen hatte oder mich nicht für den Tratsch der Highsociety interessierte.
Ihr Mädchen war ihr entglitten, war verzogen und rebellisch.
Das ließ sie mich spüren, alle ließen es mich spüren, jeden Tag.
Das heißt.. Wenn sie da waren..Ich zähle die Tage, Stunden, ja fast schon jede einzelne Sekunden, bis ich hier weg kann.
Derzeit gehe ich noch zur Schule, also ich gehe nicht.. ich bekomme Privatunterricht, daheim.
Ich nenne es Zuhause, Daheim oder Wohnort.. Aber dieses Gefühl von Heimat.. Es fehlt.
Seit ich 18 Jahre alt bin, also seit gut zwei Jahren, begleitet mich diese Sehnsucht nach Mehr. Genau kann ich es nicht beschreiben, aber es ist ein Gefühl in mir, was sich nach Liebe, Geborgenheit und Akzeptanz sehnt. Sehnsucht ist etwas schrecklich Schönes.

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all the lies - verführt
RomanceIch passe nicht in diese Welt. Mit jedem Tag wird mir das mehr und mehr bewusst. Geld allein macht nicht glücklich, das weiß ich seit dem ich zehn Jahre alt bin. Ich bin kein verwöhntes, reiches Mädchen. Ich bin eine Rebellin, die auf das Geld d...