Der unausweichliche Lauf der Dinge

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Leider hat's erst heute mit dem Update geklappt, aber so kann ich euch allen direkt einen schönen Einstieg ins WE wünschen~
Habt wieder vielen Dank für euer erstklassiges Feedback und die Sternchen. Ich freue mich immer, wenn jemand mein Geschreibsel kommentiert oder für gut bewertet. Und ich bin sehr gespannt, wie euch dieses Kapitel gefallen wird ^^* es ist irgendwie weird geworden ...
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Um 18:31 Uhr ist Timo ein 15-jähriger Junge, der neben seinem besten Freund auf dem Bett sitzt, netflixt und notgedrungen den Rest seines trockenen Marmeladenbrötchens runterwürgt, während ihn die Gedanken an all die Kalorien blind für all die Seitenblicke machen, die Viktor ihm zuwirft.


Um 19:12 Uhr ist Timo ein 15-jähriger Junge, der noch einmal die schöne Lüge vom Eisenmangel wiederkäut, weil Nick soeben zur Tür reingekommen ist und sie noch nicht aus Timos Mund gehört hat.


Um 19:53 Uhr ist Timo ein 15-jähriger Junge, der vor lauter körperlicher und seelischer Erschöpfung die Augen nicht mehr offen halten kann und an Viktor gelehnt eindöst.


Um ? ist Timo ein 15-Jähriger Junge, der im Halbschlaf Nicks geflüstertes „Er sieht echt krank aus" aufschnappt, während Viktors Arm warm um Timos Taille liegt und ihn so festhält, als wolle er ihn nie, nie wieder loslassen.


Um 21:41 Uhr ist Timo ein 15-jähriger Junge, der von Viktors sanftem Flüstern geweckt wird und so müde ist, dass Viktor noch drei weitere Weckversuche tätigen muss, ehe Timo die Augen endgültig aufstemmt.


Um 22:02 Uhr ist Timo ein 15-jähriger Junge, der nach dem Zähneputzen noch schnell in den Duschraum schleicht, sich in einer Kabine einschließt und so lange Jumping Jacks macht, bis er Frau Schillers Zapfenstreichruf vom Flur her hallen hört.


Um 00:24 Uhr ist Timo ein 15-jähriger Junge, der schon wieder tut, was er eigentlich nicht mehr tun wollte und doch nicht anders kann, weil er vor lauter Angst und Gedankenwälzen nicht zurück in den Schlaf gefunden hat.
Jetzt cruncht Müsli zwischen seinen Zähnen und in seinem Kopf liegt alles wie unter einer dicken Staubschicht begraben. Die Furcht, die Sorgen, der Alltag, das Eingeständnis, dass er auch die Qualifikation für den Einzellauf nicht schaffen wird und dann von der Schule fliegt und nie wieder an Viktor gelehnt einschlafen kann – all diese Dinge sind nur noch schemenhaft vorhanden und drängen nicht mehr schmerzlich in Timos Bewusstsein. Das Gewicht von unzähligen Scheiben Salamitoast, drei klebrig-süßen Marmeladenbroten, löffelweise Nutella, überdosiertem Kakao, sämigem Sahnejoghurt und Knusper-Müsli hält sie am Boden.


Erst als sich ein Unheil ankündigendes Völlegefühl bemerkbar macht, wird Timo langsam wieder mit der Realität konfrontiert. In dieser Realität lehnt er an der Küchenanrichte, vertilgt die zweite Portion Knusper-Müsli und hasst sich, weil er sich maßlos vollstopft, obwohl er doch heute schon viel zu viel gegessen hat. Was ist nur los mit ihm, dass er sich nicht beherrschen kann? Dass sein Körper einfach nicht aufhört zu gieren? So viel Hunger kann er doch gar nicht haben, oder?

Es ist Timo zu müßig, sich weiter den Kopf darüber zu zermartern, denn mittlerweile ist es eh zu spät. Er weiß längst, wo all das hier endet. Enden muss, damit er nicht zunimmt.

Die Aussicht auf das Unvermeidbare treibt das Müsli schneller in seinen Mund. Je hastiger er schlingt, desto mehr letzte Löffel Freiheit kann er sich noch genehmigen. Danach blüht ihm das Kotzen. Wie er das doch hasst! Die kalten Fliesen in der Dunkelheit, der Gestank von WC-Reiniger und Urinstein, das elendige Würgen und Husten, das rigorose Boxen in den Magen, das Stochern im Hals, das unkontrollierte Erbrechen durch die Nase, die brennenden Schleimhäute, die Tränen auf den Wangen, die Befürchtung, an der eigenen Kotze zu ersticken und die düster über allem schwebende Angst, nicht alles Gegessene wieder rauszubekommen. Wenn er doch nur weniger gefressen hätte, dann würde ein nächtliches Workout genügen...

Thin for the Win [Schloss Einstein FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt