2. Mein böses Ich

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Mein neues Opfer... Es ist eine junge Frau! Ich schätze sie so auf mein Alter. Sie hat schulterlanges, schwarzes Haar, stahlgraue Augen und ein wirklich schönes Gesicht. Sie trägt einen roten Schal um den Hals. Muss doch verdammt warm sein, ich für meinen Teil, trage nur meine Boxershorts für Frauen und einen weißen Pullover. Sonst trägt sie noch ein weißes T-Shirt und eine graue knielange Hose. Schwarze Turnschuhe hat sie noch an. Ich bevorzuge lieber Barfuß zu laufen... Naja, auf allen vieren zu laufen.

Langsam stehe ich auf und drehe mich zu ihr. Sie ist gefesselt und ich kann in ihren Augen pure Angst sehen. Ihr laufen sogar Tränen über die Wangen. Mein Körper bewegt sich in ihre Richtung. Nein... Ich werde sie doch nicht töten?! Ich will sie nicht töten... Ich will es einfach nicht! Bei ihr angekommen, knurre ich sie an und komme ihr verdächtig nahe. ICH WILL IHR NICHTS TUN! Mein Körper stoppt abrupt, mein knurren hat aufgehört und es fühlt sich an, als würde mein Körper sich irgendwie verändern. Die junge Frau hält ihre Augen vor Angst geschlossen und ich kann tatsächlich meinen Körper bewegen! Ich entferne mich von ihr und schaue auf meine Hände. Keine Krallen! Was ist das? Meine rechte Hand geht zu meinem Mund. Keine scharfen Zähne! War das alles nur ein Traum? Ich fasse auf meinen Kopf, aber die Ohren sind noch da. Und ich spüre meinen Schwanz, den ich hin und her bewege. Ich muss ehrlich sagen, dass ich überfordert bin... Ich hatte so lange keine Kontrolle über mich und jetzt? Ich weiß nicht mehr wie ich manche Körperteile bewege. Ich kann laufen, meine Arme und Beine anheben, aber meine Hand benutzen, um etwas zu greifen oder gar sprechen, funktioniert einfach nicht. Die junge Frau öffnet vorsichtig ihre Augen und schaut mich ängstlich an. Es fühlt sich an, als ob ich wie ein Tier wäre. Ich will nicht aufstehen, um auf meinen Beinen zu laufen. Nein, meine Instinkte sagen, dass ich auf allen vieren bleiben soll.

Meine Aufmerksamkeit wende ich nun ihr zu. Ihr Geruch strömt in meine Nase, den mein Geruchssinn ist besser geworden. Ich kann ihren Geruch nicht beschreiben, aber er ist gut. Ich gehe langsam wieder auf sie zu und schnupper an ihr. Als ich sie mit meiner Nase ausversehen berühre, zuckt sie zusammen. Ich weiche etwas zurück und merke, dass sie ja immernoch Angst hat. Aber wie soll ich ihr diese Angst nehmen, wenn ich nicht sprechen kann? Ich habe zwar keine Ahnung wieso ich meine Ohren kontrollieren kann, aber ich lege meine Ohren zurück und komme ihr langsam wieder näher. Da ich mit meinen Händen nichts greifen kann, benutze ich meine Zähne, um das Klebeband auf ihrem Mund runter zuziehen. Sie schaut mich verwirrt an und dann höre ich ihre wunderschöne Stimme. "Bitte töte mich nicht...", flüstert sie ängstlich. Ich schüttel meinen Kopf und zerbeiße die Fesseln an ihren Beinen und ihren Armen. "Danke...", sagt sie verwirrt.

Ich schnappe schnell nach ihrem Schal und ziehe sie weiter in meinen Käfig hinein, als ich sehe, wie Eren die Tür aufsperrt und nun mit uns im Käfig steht. Er trägt Schutzkleidung, da ich im Normalfall auf jeden losgehe, der meinen Käfig betritt. Die junge Frau geht hinter mich. Sie scheint zu merken, dass ich sie nur schützen will. Eren kommt langsam auf mich zu und ich knurre ihn an. "Annie, bist du das?", fragt er vorsichtig und ich nicke verwirrt. "Wie hast du den die Kontrolle zurück bekommen?", fragt er und sieht mich eindringlich an. Ich kann ihm nicht antworten, also bleibe ich stumm. "Kannst du nicht sprechen?", fragt er vorsichtig und wieder nicke ich. "Sehr interessant... Deine scharfen Zähne und Krallen haben sich zurückgebildet, als du die Kontrolle wiedererlangt hast.", murmelt er vor sich hin. Er scheint kurz zu überlegen. "Willst du sie behalten?", fragt er und deutet auf die junge Frau hinter mir. Ich bin verwirrt über diese Frage. Sie kann doch selbst über sich bestimmen. Sie ist nicht mein Eigentum. "Willst du sie beschützen?", fragt er weiter und ich nicke wieder. "Das ist ja unglaublich! Du scheinst vom denken her noch menschlich zu sein!", meint er begeistert und verlässt meinen Käfig.

Ich drehe mich wieder zu ihr und sie schaut mich verwirrt an. "Haben sie hier Experimente an dir durchgeführt?", fragt sie vorsichtig und ich nicke wieder nur. Man, es nervt echt nichts sagen zu können! "Du wirst mir auch nichts tun?", fragt sie weiter. Ich will nicht immer mit nicken oder Kopf schütteln antworten, also lege ich mich hin wie ein braver Hund und schaue sie von unten an. Sie muss etwas lachen und wow... Ich fühle mich so wohl in ihrer Nähe. "Ich bin Mikasa.", meint sie schließlich und ich hebe meinen Kopf interessiert hoch und wedel aufgeregt mit meinem Schwanz. Mikasa heißt sie also... So ein schöner Name! "Weißt du, wie alt du bist?", fragt sie und ich nicke. Ich überlege kurz, wie ich ihr mein Alter verraten kann und entschließe mich, meine Hand 20 mal auf ihr Bein zu legen. Mikasa wird etwas rot, aber zählt konzentriert mit. "20 bist du also. Ich bin 19!", meint sie und lächelt mir zu. Ich würde sie gerne auch einiges Fragen, aber es kommt kein Wort über meine Lippen, sondern nur dieses blöde knurren.

Nach einiger Zeit, sehe ich ihr an, dass sie müde wird und sie legt sich dann schließlich auch hin. Doch sie scheint zu frieren und ich lege mich einfach quer über sie, ohne darüber nachzudenken. Sie scheint kurz überrascht zu sein, aber entspannt sich und schläft ein. Ich höre ihr Herz langsam und gleichmäßig schlagen, genauso wie ihr Atem ruhig ist. Ich schließe meine Augen und schlafe auch langsam ein.

Ich schlage meine Augen auf und sehe, dass ich in einem weißen Raum bin. Ich erhebe mich und drehe mich um. Meine Hälfte des Raumes ist weiß und die andere Hälfte eine Mischung aus rot und schwarz. Dort sitze auch ich, nur das ich meine scharfen Zähne und spitzen Krallen habe. Mein anderes 'Ich' sieht mich an. "Du hast also die Kontrolle wieder erlangt...", meint sie und schaut mich hasserfüllt an. "Ja und?", frage ich vorsichtig und dieses andere Ich steht auf und kommt in meine Richtung, doch sie bleibt in der Mitte stehen. Dort wo mein weiß beginnt. Erst jetzt fällt mir auf, das meine Hälfte etwas größer ist. "Dieses Mädchen ist der Grund!", sagt sie. Dieses Mädchen? "Meinst du Mikasa?", frage ich und die andere nickt. "Ich hätte sie töten sollen, als ich noch konnte!", keift sie wütend und ich spüre nun auch die Wut in mir! "Sag mir, wer du bist!", sage ich dem anderen Ich und sie schaut mich eindringlich an. "Ich bin du und dann auch wieder nicht!", antwortet sie. "Was?", frage ich verwirrt. "Du bist Annie und ich bin Annie! Nur ich bin das Böse in dir! Ich wurde zurück gedrängt wegen Mikasa! Du hast dich in sie verliebt und das hat dich stärker gemacht. Einfach nur weil du sie beschützen willst!", sagt mein böses Ich. "Woher willst du wissen, dass ich sie liebe?", frage ich verwirrt. "Du bist dumm, kann das sein? Wir sind im selben Körper! Wenn dein Herz anfängt, schneller zu schlagen, dann merke ich das! Ist ja auch mein Herz! Und ich kann deine Gedanken hören. Du solltest froh sein, meine noch nicht hören zu können!", meint sie und grinst böse. "Wieso?", frage ich verwirrt. "Weil ich böse bin und dich dazubringen will, genauso böse zu sein. Wenn du meine Gedanken hören kannst, werde ich dich in den Wahnsinn treiben! Entweder bekomme ich die Kontrolle zurück, oder ich kann dich dazu bringen böse zu sein und Menschen zu verletzen oder zu töten!", erklärt sie mir. "Ich werde niemals so wie du!", schreie ich, aber sie lacht nur. "Das sagst du!", meint sie. "Annie...", höre ich jemand meinen Namen rufen. Wer ist das? "Annie...", höre ich sie schon wieder meinen Namen sagen. "ANNIE!", ruft Mikasa.

"Annie!", ruft Mikasa. Ich öffne meine Augen und sehe, dass ich mich von ihr entferne. Hä? Was ist jetzt los? "Wir müssen Tests machen! Also lass uns, Mikasa!", höre ich Eren hinter mir. Jetzt merke ich erst, dass ich aus meinem Käfig geschleift werde! Sofort reiße ich mich los und knurre Eren an. "Hey, ganz ruhig Annie! Wir müssen wichtige Tests machen. Also bitte komm mit.", sagt Eren ruhig, doch ich knurre ihn nur noch lauter an. Bevor ich überhaupt merke, was passiert, habe ich schon einen Betäubungspfeil im Hals und merke, wie ich immer müder werde. Ich lasse mich auf den Boden fallen und sehe, wie Eren mich wieder packen will, aber dann zurückweicht. "LASST SIE IN RUHE!", ist das letzte was ich höre, als ich mein Bewusstsein verliere...

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Hier ist das zweite Kapitel. Hoffentlich gefällt euch die Story und bis zum nächsten Kapitel! (*~*)/

I'm a Monster {Beendet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt