Versteinerte Gesichter

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 Unser System hat es wieder einmal geschafft. Es hat den Menschen ihre Emotionen geraubt. Was ich damit meine? Ich habe eine wahrhaft deprimierende Entdeckung gemacht, die sich zu einem Gedanken weiterentwickelt hat. Unsere Arbeitswelt entzieht den Menschen ihre Seelen! Dieses hässliche, sich selbst verwaltende, regenerierbare Biest namens Wirtschaft, verschlingt die dank der Berufe hervorgebrachte Arbeitsfreude und strafft seine treuen Systemlinge mit Depressionen, Stress und Burnout. Auf den nun laut werdenden Gedanken eurerseits: Ist dieser Typ verweichlicht, oder meint er das ernst?  Kann ich nur erwidern dass ich mich keinesfalls vor meinem Beitrag an der Gesellschaft drücken möchte. Mir geht es lediglich um die Probleme die der moderne Arbeitsmarkt den Menschen beschert. Wie kann es zum Beispiel sein, dass vor allem Geschäftsleute regelmäßig Pillen einwerfen um ihren Job zu erledigen? Weil sie sich vor den möglichen Problemen im Falle eines Fehlers fürchten. Die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes übt einen inhumanen Druck auf den einfachen Angestellten aus. Arbeit, Familie und das Privatleben können schon lange nicht mehr unter einen Hut gebracht werden. Den Alphatieren in diesem Land ist dieses Problem bekannt, nur denken sie nicht einmal im Traum daran es aus der Welt zu schaffen. Und wenn wir ganz ehrlich sind... Warum sollten sie auch? Wenn man die Wahl zwischen einem Herr an kontrollierbaren Lohnsklaven und einzelnen, eigenständig handelnden Fachkräften hat, entscheidet man sich selbstverständlich für ersteres. Sobald eine einzelne Person in die Klauen der Firmen gerät, verliert er oder sie zunächst einmal die Fähigkeit zum eigenständigen Denken. Die eigenen Gedanken werden durch die Firmenphilosophie, den Job und die Angst vor der Zukunft ersetz. Es spielt keine Rolle wie stark eine Persönlichkeit ist, irgendwann ergibt sich jeder Geist dieser Mischung. Im zweiten Schritt widmet sich die Firma dem bereits erwähnten Geist. Durch geschickt platzierte Aufgaben die in den Arbeitstag mit einfließen, verliert der Angestellte irgendwann das Interesse daran seine Tätigkeit kritisch zu hinterfragen. Im dritten und letzten Schritt ist die Psyche an der Reihe: Hängen sie sich rein, oder sie fliegen raus! Ich bin nicht gut genug! Denken sie an ihre Karriere! Firmeninterne Fortbildung. Wird ein Mensch tagtäglich solchen Gedanken ausgesetzt, reagiert das Gehirn wie eine Sicherheitstür. Es versiegelt sich. Die komplette Leistung wird auf die Arbeit übertragen, wodurch die sozialen Fähigkeiten leiden. Rein äußerlich betrachtet, ist dieser Dauerzustand leicht zu erkennen. Die Wangen sind hohl, die Augen zugekniffen. Es werden keinerlei Emotionen mehr gezeigt. Es ist tragisch dass wir eine derartige Selbstzerstörung einfach so hinnehmen! Ich bewundere die Menschen die sich trotz eines anstrengenden Berufes ihre Lebensfreude bewahren können. Hoffentlich schafft unser einst es auch.


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