Zwischen den Stöpseln

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Bisher habe ich mich bei diesem Buch viel mehr an ernste Themen, statt an leichte Kost getraut. Nach reiflicher Überlegung ist mir klar geworden, dass selbst unwichtig erscheinende Kleinigkeiten die uns im Alltag begegnen es wert sind kritisch betrachtet zu werden. So ist mir in der letzten Zeit ein Trend aufgefallen den ich äußerst nachdenklich betrachte. Ich spreche von Air-Pods. Sie sind zweifelsohne die nächste Kopfhörergeneration, aber sind sie wirklich eine Verbesserung? In meinen Augen sind sie zunächst nichts weiter als in Massen produziertes Plastik für die Ohren. Ihre Funktion, die Wiedergabe von Musik, spielt hierbei kaum eine Rolle. Ich persönlich werde mir keine zulegen. Ich sehe keinen Sinn darin Geld für etwas auszugeben, was mich davon abhält am täglichen Leben teilzunehmen. Dieser Standpunkt ist im Übrigen der Grund für dieses Kapitel. Vor 2 Jahren habe ich bemerkt dass ich mich nur wirklich wohl fühle, wenn ich von meiner Außenwelt nichts mitbekomme. Meine Kopfhörer  dienten als Schutzmaßnahme für meine Seele. Aus diversen Gründen ( die ich an dieser Stelle nicht weiter erläutern werde) viel es mir damals schwer mit meinen Gedanken allein zu sein. So begann ich meine Tage irgendwann damit ,mich kurz vor Schulbeginn von der Welt abzuschirmen indem ich mir die Stöpsel in die Ohren steckte und die Musik  auftrete. Erst seit Anfang diesen Jahres ist es mir möglich auf diese Hilfestellung im Alltag zu verzichten. Leider schafft so etwas nicht jeder. Einer meiner besten Freunde sagte einmal: "Ohne meine Kopfhörer würde ich mit dem alltäglichen Stress nicht fertig werden." Ich konnte ihn voll und ganz verstehen. In unserer heutigen Leistungsdruckgeselschaft ist uns jedes Mittel recht um den Status Quo aufrecht erhalten zu können. Da es nun aber zu teuer und vor allem zu auffällig wäre auf Tabletten zurückzugreifen, versetzen wir unser Gehirn stattdessen in eine Art Standby-Modus, sobald wir es nicht mehr brauchen. Ich denke dass ein Großteil der Jugendlichen auf die tägliche Musik angewiesen ist. Ein sehr lautes Rap, Rock, oder Pop Lied, kann die Sorgen für mehrere Stunden vertreiben. Bis vor kurzem war dieser Zustand noch von der Funktionsfähigkeit der Kopfhörer abhängig. Wenn das Kabel nicht mitspielte oder die Kontakte kaputt gingen, subtrahierte man die Haltbarkeit der Technik mindestens um die Hälfte. Mit der Erfindung der Air-Pods, verschwand dieses Problem auf einmal. Es gab kein lästiges Kabel mehr, oder beschädigte Kontakte. Auf einmal genügte es das Handy mit den kabellosen Kopfhörern zu verbinden. Eigentlich stellt diese neue Kopfhörerart eine Innovation da,  besäße sie nicht so einen tragischen Nebeneffekt. Egal ob Kinder oder Jugendliche, fasst alle stecken sich die kleinen Plastikstöpsel in die Ohren. Die einen tun es aus Liebe zur Musik, die anderen praktizieren reinen Selbstschutz. In was für einem System leben wir, indem Menschen dazu gebracht werden sich von der Außenwelt abschirmen zu wollen? Ich sag es euch. In einem veraltetem, unbarmherzigen System. Kein Mensch sollte auf ein elektronisches Gerät angewiesen sein um im Alltag zu funktionieren! Es muss Alternativen geben. Ich weiß natürlich dass sich dieses Problem vermutlich niemals ändern wird, genauso wie ich weiß dass es menschlich ist unter Stress zu stehen. Im Grunde möchte ich euch nur folgendes ans Herz legen: Macht euch nicht von einem technischen Gerät abhängig dem ihr euch nicht anvertrauen könnt. Wenn ihr Probleme habt sprecht mit einem Freund oder Elternteil darüber. Der Klang der Welt kann gewiss manchmal belastend sein. Aber an manchen Tagen spielt sie uns ein wahrhaft schönes Lied vor.

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