Dieses Kapitel wird sich von seinen Vorgängern sicherlich wahnsinnig stark abheben und das im positiven Sinne. Denn nachdem ich euch in den letzten Wochen nur die Ohren vollgeheult habe, wie scheiße ich unser Land und sein dazugehöriges System doch finde, möchte ich in diesem Kapitel ein Thema ansprechen, mit dem ich hauptsächlich positive Erinnerungen verbinde: Fasching :)
In meiner ehemaligen Heimat Baden-Württemberg wird zwar Fasching gefeiert, nur ist die fünfte Jahreszeit in diesem Teil der Republik nicht ganz so stark angekommen. Innerhalb von 13 Jahren habe ich in meinem alten Dorf so manchen Umzug erlebt und wenn ich diese mit der Kölner Version vergleiche, fällt mir auf wie viel unnötigen Wind die Badener um diese Tage machen. Es beginnt bereits bei der Vorbereitung. Ein bis zwei Stunden vor dem Wagenzug, sperrt die Polizei eine der wenigen Hauptstraßen, in bester deutscher Manier ab. Und danach wartet man. Und wartet. Und wartet.... Und wartet. Und IRGENDWANN.... Wird man vielleicht darüber informiert dass der Umzug beginnt. Nun gilt es sich ( optimistisch wie man ist) eine große Stofftasche zu schnappen und einen Platz ganz vorne in der Menge zu ergattern. Falls man es tatsächlich schaffen sollte ganz vorne stehen zu können, möchte ich an dieser Stelle jedem einzelnem Faschings-Fan einen gut gemeinten Rat geben: Benutzt Ohrenstöpsel. So schön die Partylieder an diesem Tag auch sein mögen, werden diese dennoch für gewöhnlich auf Lautstärke Einhundertzehn abgespielt, was dem einen oder anderen das Gehör kosten könnte. So vernünftig sich dieser Vorschlag auch anhören mag, interessiert sich in der Realität niemand für dieses Risiko und zwar aus zwei Gründen:
1. Die Kinder nehmen die Lautstärke durch das ganze Adrenalin, was sie beim waghalsigen Auflesen von Süßigkeiten, nur wenige Zentimeter vor dem nächsten Tracktorreifen empfinden gar nicht mehr war.
2. Das Gehör der Erwachsenen hat sich bereits vor Jahren an eine derartige Geräuschkulisse angepasst.
Ein weiteres Highlight sind zweifelsohne die überzeugten Vereinsmitglieder. Egal ob Hexen, Kobolde, Baumgeister, oder Phantasiewesen, die während einer nächtlichen Vereinssitzung unter dem Einfluss von diversen Alkoholsorten das Licht der Welt erblickt haben, sie haben alle eines gemeinsam: Sie lieben Konfetti. Das Problem ist hierbei. Ich mag leider kein Konfetti. Trotzdem erwischt es mich bis heute regelmäßig. Dabei gibt es einen ganz einfachen Trick der gefürchteten Papierdusche zu entgehen: Verhaltet euch unauffällig. Ich wende diese Strategie bereits seit Jahren an und kann mit Fug und Recht behaupten... Sie funktioniert nicht. Sie soll auch gar nicht funktionieren. Herrje, Konfetti gehört nun mal zu diesem Fest dazu und solange man keinem überzeugten Ökoaktivisten begegnet (was sich in manchen Bundesländern mittlerweile als schwierig erweisen dürfte) hat man auch nichts zu befürchten. Mein zehnjähriges ich beispielsweise liebte Konfetti über alles. Je mehr, desto besser. Meine Einstellung diesbezüglich änderte sich innerhalb eines Tages. Man erzählte mir damals vom Konfettikäfig. Vor seiner Abschaffung vor ungefähr 9 Jahren, galt der Konfettikäfig als eine der lustigsten, wenn auch härtesten Bestrafungen, die sich die sonst so prüden Badener ausdenken konnten. Die ausgewählte Person wurde von zwei Vereinsmitgliedern gepackt und zum entsprechenden Wagen geschleift. Dort angekommen, wurde er oder sie in einen rechteckigen Käfig gesperrt und über spezielle Öffnungen wurden Röhre ins das Käfiginnere eingelassen. Danach feuerte man mit Hilfe von Druckluft fast zwei Kilo Konfetti auf die Person ab. Über mehrere Jahre hinweg erfreute sich dieser bitterböse Spaß großer Beliebtheit, bis plötzlich eines der "Opfer" einen qualvollen Erstickungstod starb. Man hatte sich am Konfetti verschluckt. Der Käfig wurde also abgeschafft, hinterließ aber dafür einen bis heute bestehenden Mythos.
Wenn ich so an meine Faschingserlebnisse in Baden-Württemberg denke, kann ich diese höchstens als Aufwärmprogramm betrachten. Sie haben mich (Zum Glück) auf die Karnevalshochburg NRW vorbereitet. Meine Einführung in die Rheinländischen Gepflogenheiten die dieses Fest so mit sich bringen, bekam ich mit 18 Jahren. Damals schien die Sonne für sämtliche Schüler in ganz NRW stärker zu strahlen als sonst, was auch einen bestimmten Grund hatte: Es war Altweiber. Dieser einst traditionelle Festtag ,besitzt seit langen dem Ruf eine Freikarte für den einen oder anderen Hobby-Alkoholiker darzustellen. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin der letzte der auf einer Party mahnend den Zeigefinger schwinkt, aber in diesem Fall hätten wir uns lieber den Rat unserer Klassenlehrerin zu Herzen genommen und auf den Partydrink verzichtet. Der Plan für diesen Tag war klar: Die Klasse teilte sich in drei Gruppen auf, von der jede einzelne später zur Stadthalle geht. Meine Gruppe bestand aus richtigen Partylöwen.
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Deutschland im Jahr 2019- Ein Einblick
NezařaditelnéIn stürmischen Zeiten ist eine eigene Sicht der Dinge ein wertvolles Gut. Ich bin nur einer von vielen Personen in diesem Land, die sich ihre Gedanken zum täglichen Miteinander, dem Zustand dieses Landes und dessen Zukunft macht. Dieses Buch dient a...