Was ist meine Hilfe wert?

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Habt ihr folgendes eigentlich schon einmal erlebt? Ihr schlendert durch die Fußgängerzone, denkt an nichts böses und plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein Spendensammler vor euch auf. Diese selbsternannten Schutzengel der freien Welt sind wahre Meister wenn es darum geht einem zuerst ein schlechter Gewissen zu machen und danach einen neuen Unterstützer für ihre Aktion zu gewinnen. Wir sind ihnen alle schon einmal über den Weg gelaufen und ehrlicherweise kamen uns diese Männer und Frauen stehts etwas... Aufdringlich vor. Der Glaube an die Sache zwingt die Spendensammler förmlich dazu sich bei so ziemlich jedem einzuschleimen, solange er oder sie dazu in der Lage und vor allem gewillt ist auch zu zahlen. Und genau davon handelt nämlich dieses Kapitel. Es geht um die Frage: Was ist meine Hilfe wert?

Ich nutze derzeit regelmäßig die öffentlichen Verkehrsmittel. Da kommt es auch schon einmal vor dass ich in einem Wartehäuschen sitze. In genau diesen ist mir seit längerem etwas aufgefallen: Die sich immer wieder aufs Neue aktualisierende Werbetafel will mich davon überzeugen, Teil einer Hilfsorganisation zu werden, wobei ich nichts weiter zutun hätte als jeden Monat einen Euro zu spenden. Eigentlich gibt es an diesen Hilfsorganisationen nichts auszusetzen, gäbe es da nicht dieses winzig kleine Problem:

Afrika-Klischees bringen mehr Spenden

Hilfswerke bedienen sich für die Werbung der Klischees, die sie eigentlich bekämpfen wollen. Erfolgreich: Die Deutschen haben 2015 rund sieben Milliarden Euro gegeben.


Spendenwerber für Afrika halten sich in der Vorweihnachtszeit fast alle an die eigentlich ironisch gemeinten Ratschläge, die ihnen der kenianische Schriftsteller Binyavanga Wainaina 2005 gegeben hat: „Verwenden Sie immer das Wort ,Afrika' oder ,Dunkelheit' oder ,Safari' im Titel." Im Untertitel könnten Begriffe wie „Maasai, Kongo, Nil, Trommeln, Sonne oder Schatten" vorkommen. Auch „Guerillas, stammeszugehörig und ursprünglich" seien „nützlich", schrieb der Autor in seiner polemischen Kritik „der einen Geschichte",vor der seine nigerianische Kollegin Chimamanda Adichie ebenfalls warnt.
Da es nur noch wenige Korrespondenten in Afrika gibt, haben Hilfsorganisationen die Stereotypen in Form immer gleicher Kinderfotos übernommen. Entweder die Kinder lachen froh, wohl weil ihnen geholfen wird, oder blicken verzweifelt aus großen Augen von unten , weil doch bitte noch möglichst großzügig gespendet werden soll.


Zarte Mädchen, die schüchtern in die Kamera schauen


Auch in diesem Advent kommt kaum eine Spendenkampagne ohne Kinderbilder aus. In diesem Jahr sind es allerdings nicht nur hübsche und bedürftige schwarze Kinder, mit denen um Geld gebeten wird, sondern oft auch syrische Flüchtlingskinder. Unicef zum Beispiel setzt auf ein zerlumptes syrisches Mädchen. Aber spätestens, wenn es um die Hilfe in Afrika geht, sind sie alle wieder da: Die zarten Mädchen, die schüchtern in die Kamera schauen, die Gruppen fröhlicher Kinder, deren Schule gefördert wird, und gern genommen werden auch Bäuerinnen, die mit primitiven Hacken den Boden bearbeiten und natürlich Mütter mit Kindern auf Arm oder Rücken. Seltener, aber immer noch vertreten, sind Fotos blonder weißer Frauen, die kompetent schwarze, bedürftige Kinder  versorgen. Dieser Ikonografie entkommen nicht einmal "Die Ärzte ohne Grenzen, die immerhin unterhalb des Textes einen schwarzen Arzt eine schwarze Mutter mit Kind behandeln lassen. 


 Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/wie-hilfsorganisationen-um-geld-werben-afrika-klischees-bringen-mehr-spenden/12758048.html



 Es schmerzt so etwas lesen zu müssen, eben weil es wahr ist. Selbst die von uns hochgeschätzten Hilfswerke bedienen sich eben den Methoden, die wir so sehr verachten. Am Ende geht es immer ums Geld. Der Verwendungszweck spielt hierbei eine eher untergeordnete Rolle. Hinzukommend, halten sich diese Vereinigungen eher bedeckt, wenn es darum geht dem wohlhabenden Westen zu zeigen wo das ganze Geld hingeflossen ist. Natürlich ist es möglich dass jeder einzelne Cent auch da ankommt, wo er gebraucht wird,  nur fällt es mir schwer daran zu glauben, wenn ich weis dass sogar UNICEF nur dank der funktionierenden Klischees so viel Erfolg hat. Wenn ich für etwas spende, möchte ich auch sicher gehen können das Richtige zu tun. Es zählt eben nicht nur der Gedanke. Was zählt ist das vorzeigbare Endergebnis

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, kehren wir wieder zu den Spendensammlern zurück. Bei denen handelt es sich nämlich des Öfteren um Studenten. Sie werden für die Arbeit, an der sie uns fast täglich teilhaben lassen bezahlt. Ob sie selbst etwas von ihrem Gehalt spenden, weiß niemand so genau.

Wenn ich für mich ein Fazit ziehen müsste, würde ich sagen... Ich werde mich zukünftig an diversen Spendenaktionen beteiligen, vorausgesetzt die Organisation dahinter hat eine reine Weste. Auch euch hält niemand davon ab, etwas für die zu geben, die es am nötigsten haben. Mir geht es nur darum euch darüber zu informieren, wie mit dem Leid anderer Geld gemacht wird, ohne dass wir etwas davon mitbekommen.

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