12. Haken schlagen

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Um den anderen keine Sorgen zu bereiten, erwähnte ich den nächtlichen Vorfall nicht. Und scheinbar hatte ich es unbemerkt wieder ins Bett geschafft, denn niemand schien Verdacht geschöpft zu haben. Und dann, zwei Tage später, zog ich erneut um. Fast wehmütig warf ich dem Anwesen der Suzukis noch einen letzten Blick zu, bevor ich in Subarus Auto stieg. Ich hatte mich nicht wirklich wohl gefühlt, aber es hatte mir Halt gegeben, dass ich einen Ort hatte, an dem ich mich sicher fühlen konnte - und Gesellschaft in meinem Alter hatte. Jetzt ging es zu einer fremden, erwachsenen Frau und ich wusste beim besten Willen nicht, was ich zu erwarten hatte.

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Inspektor Sato war eine sehr angenehme und freundliche Frau und nach dem riesigen Anwesen der Suzukis war ihre kleine Wohnung eine willkommene Abwechslung, doch sie arbeitete den ganzen Tag und mir wurde immer langweiliger. Plötzlich wurde mir bewusst, was es bedeutete, nicht hinaus gehen zu dürfen. Die Außenwelt sah ich nur noch durch die Fenster in Satos Wohnung oder im Fernsehen.

Obwohl Sato eher wie eine Frau rüber kam, die ihre Abende am liebsten mit einem Glas Wein auf dem Sofa vor dem Fernseher verbrachte, ging sie regelmäßig aus, was nicht zuletzt ihrer Kollegin Yumi Miyamoto zu verdanken war, die eine unerschöpfliche Energie zu besitzen schien. Sie lud mich ab und zu ein, mitzukommen, doch auf einen bösen Blick von Satos Seite hin, zuckte sie nur mit den Schultern und wünschte mir einen schönen Abend.

Ich saß Abend für Abend vor dem Fernseher und versuchte, nicht an Josh zu denken. Daran, wo er jetzt wohl war und was er tat. Hatte es jemand auf ihn abgesehen? Oder waren sie nur hinter mir her? Vielleicht hatte Yusaku auch Unrecht und niemand wollte mir irgendetwas antun. Vielleicht hatten sie nur einen großen Gegenstand gesucht. Wenn ich mich schlafen legte, um den Gedanken an Josh zu entfliehen, verfolgten mich meine Eltern in meinen Träumen. 

Dann kam das Wochenende und ich bekam Besuch. Während ich mit einem Buch in der Hand auf dem Sofa saß und mich fragte, für wie lang das nun mein Leben sein würden, klingelte es und Ran, Kazuha, Masumi und die Detective Boys standen vor der Tür. Wie in Trance starrte ich sie an. Ich hatte in den letzten Tagen niemanden außer Sato, Yumi und den Paketboten gesehen und dachte zunächst, dass ich noch immer träumte.

"Du bist blass geworden", stellte Ran besorgt fest und ich richtete mich in Zeitlupe auf.

"Das ist, weil sie nie raus geht", erklärte Mitsuhiko in fachmännischem Ton.

"Sie darf ja aber auch nicht rausgehen", erinnerte Ayumi Mitsuhiko und plötzlich sahen die Kinder ganz betroffen aus.

"Hi, schön euch zu sehen", brachte ich schließlich heraus und stand auf. "Was macht ihr hier?"

"Inspektor Sato hat uns eingeladen", erklärte Ran.

"Und wir wollten dir erzählen, dass der Mann von Tante Yukiko wieder angerufen hat", merkte Genta an.

Während ich auf dem Sofa Platz machte, kam Sato nach vorn und schlüpfte in ihre Jacke.

"Ich muss nochmal dringend los. Kekse und Obst sind im Schrank, ihr könnt euch gerne Tee machen. Viel Spaß"

Dann war sie weg und ich ließ mich überfordert aufs Sofa sinken. Mein Schädel brummte. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Detective Boys gar nicht vollständig waren.

"Wo sind denn Conan und Ai?", fragte ich und die anderen drei Kinder seufzten synchron.

"Ai hat keine Lust und Conan ist weg", erklärte Genta beleidigt.

"Aber er hat uns geschrieben, dass wir uns keine Sorgen machen sollen", schob Ayumi schnell hinterher und streckte mir ihr Handy entgegen, auf dem ich ihren Chatverlauf mit Conan lesen konnte.

Wie dick darf Blut sein? (Detektiv Conan Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt