14. Der Mann aus der Telefonzelle

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Über Azusa konnte ich nichts Schlechtes sagen. Sie war nett, einfühlsam, lustig und eine fantastische Köchin. Trotzdem war mir nicht ganz wohl dabei, in ihrer Wohnung zu sein. Nachdem bei Sato eingebrochen worden war, war alles möglich. Und Azusa war eine einfache Kellnerin mit einer normalen Wohnung. Es gab keine Bodyguards wie bei den Suzukis oder irgendwelche Schultzmechanismen, die einen Einbrecher aufhalten könnten. 

"Ich mach mich dann mal auf ins Café", rief Azusa und ich winkte ihr vom Sofa aus zu.

Es war in den letzten Tagen unglaublich heiß geworden und in Azusas Wohnung stand die warme Morgenluft. Ich wusste, dass ich nicht raus gehen durfte, trotzdem war die Versuchung gerade sehr groß. Zwar hatte mich das Hinausschleichen vor den Einbrechern bei Sato gerettet, aber so glimpflich würde ich sicher nicht noch einmal davonkommen. Azusa hatte mir eine kleine Nische hinter ihrem Kleiderschrank gezeigt, in der ich mich notfalls verstecken konnte, aber ich bezweifelte, dass das tatsächlich funktionierte.

Was machten diese ganzen Detektive überhaupt, die versprochen hatten, mir zu helfen? Kogoro Mori schien ein hoffnungsloser Fall, die Detective Boys waren kleine Kinder, Heiji Hattori war nach Osaka zurück gefahren und bei Masumi und Sonoko wusste ich nicht einmal, wie ernst ihnen die Detektivarbeit tatsächlich war. Wenn ich so recht darüber nachdachte, hatte ich wenig Hoffnung, dass irgendeiner von ihnen etwas Sinnvolles zu meiner Situation beitragen konnte. Abgesehen davon kümmerte es die japanische Polizei wohl kaum, wenn eine amerikanische Staatsbürgerin von irgendwelchen Irren verfolgt wurde. Sie waren zwar bisher sehr hilfsbereit gewesen, aber wenn das so weiter ging, war ich nicht nur ein Klotz am Bein, sondern eine Gefahr für alle um mich herum. Vielleicht sollte ich zur amerikanischen Botschaft gehen. Aber ich hatte versprochen, das Haus nicht zu verlassen.

Mein Kopf begann, zu schwirren und ich merkte plötzlich, wie schwer die Luft mittlerweile geworden war. Kurzentschlossen stand ich auf und ging zum Balkon. Ich öffnete vorsichtig die schmale Glastür und trat nach draußen.

Azusas Balkon war winzig. Kaum 50 Zentimeter breit und gerade so lang, dass ich und ein kleiner Tisch darauf Platz fanden. Die Wohnung befand sich im dritten Stockwerk und als ich hinunter auf die schmale Straße sah wurde mir ein wenig schwindelig. Hier draußen war es zwar nicht kühler als drinnen, aber es wehte ein leichter Wind, der zumindest einen Hauch von Abkühlung vorgaukelte.

Ich atmete langsam ein und aus, um meinen Kreislauf in Ordnung zu bringen. Von diesem Balkon aus konnte man direkt in die Küche des Nachbarn gegenüber schauen, die still und verlassen schien. Viele Nachbarn hatten wegen der kommenden Mittagssonne Vorhänge vorgezogen und Jalousien heruntergelassen. Am besten war es, wenn ich ein bisschen lüftete und dann am Mittag die Fenster abdunkelte. So blieb es vielleicht wenigstens ein bisschen kühl.

Ich war gerade im Begriff, mich umzudrehen, als sich eine Hand über meinen Mund legte. Ich zuckte zusammen und verfluchte mich selbst dafür, dass ich so unaufmerksam war. Kurz war ich wie erstarrt, doch dann versuchte ich, denjenigen, der mich da fest hielt mit einem Tritt oder Schlag aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wie eine Wahnsinnige schlug ich um mich, doch es half nichts. Der Einbrecher zog mich nach hinten in die Wohnung und warf ich auf den Boden. Es tat ganz schön weh, aber in diesem Moment war ich gar nicht richtig in der Lage, irgendetwas zu spüren. Mein Gehirn hatte sich vollkommen verabschiedet. Ich wollte etwas schlaues tun, weglaufen, den Gegner k.o. schlagen oder abhauen, aber alles, was mein Körper tat, war, sich zusammenzurollen. Ich lag mit den Armen über dem Kopf und angewinkelten Beinen auf dem Boden und wartete darauf, dass mir etwas angetan wurde. Doch stattdessen ertönte ein ohrenbetäubender Knall - ein Schuss? - und plötzlich brach Chaos aus. Mein Körper wollte sich nicht bewegen, also blieb mir nichts anderes übrig als dem Lärm zu lauschen, der um mich herrschte. Irgendwo zersplitterte Glas und ich hörte eine Person ächzen. Jemand atmete schwer und es krachte mehrfach. Dann spürte ich eine Hand, die meinen Arm berührte. Ich zuckte zusammen, traute mich aber nicht, die Augen zu öffnen. Ich wurde hochgehoben und hinausgetragen. Noch immer fabrizierte mein Verstand nur Unsinn. Würde ich jetzt sterben?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 08, 2021 ⏰

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Wie dick darf Blut sein? (Detektiv Conan Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt