1.6 „Magst du Kakao?"

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Und jetzt?",
fragt mich meine Interviewerin verunsichert.

Ich weiß nicht... Erstmal nichts...",
antworte ich seufzend,
Solange hier niemand aufkreuzt, ist alles gut. Also, wo war ich... Ah ja! Ich kam hier in Reno an..."

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Staunend laufe ich durch die riesige Stadt. Sowas habe ich noch nie gesehen! Die Menschen auf den Straßen schauen mich komisch an, was mich dazu zwingt an mir herunterzuschauen. Mein weißes Kleidchen ist schon lange nicht mehr weiß. Und meine Füße sind vom Rennen total dreckig.

Ich sehe einen kleinen Wald, nur viel ordentlicher. Das Gras ist kurz und es gibt richtige Wege mit Steinen abgegrenzt. Am Wegesrand stehen Bänke. Ich laufe zu einer der Bänke und setze mich drauf. Der Himmel ist komplett wolkenlos und ich schließe die Augen für einen kurzen Moment, schrecke jedoch kurz daraufhin wieder auf, als ich ein bekanntes, lautes Geräusch vernehme. Links von mir auf der Straße fährt Simons Geländewagen lang. Die Menschen schauen ehrfürchtig auf den Wagen, in dem mehrere Männer mit großen Waffen sitzen.

Sofort springe ich auf und renne in die entgegengesetzte Richtung. Mir laufen wieder einmal die Tränen die Wange runter. Ich erreiche das Ende des kleinen Waldes und gelange zu einem Häuserblock. Ich renne und renne, bis ich plötzlich mit jemandem zusammenstoße.

Schockiert bleibe ich stehen und schaue mich ängstlich um.

"T-tut mir leid...",
murmle ich und blicke nochmals nervös hinter mich.

"Schon in Ordnung.",
sagt eine nette Frauenstimme.

Ich blicke in das freundliche Gesicht einer älteren Dame. Sie hat kleine, graue Locken auf dem Kopf und einige Falten verzieren ihr liebevolles lächeln.

Doch auf einmal verschwindet ihr Lächeln:
"Nanu? Was ist denn los? Alles in Ordnung, Kleines?"

Ich bemerke erst jetzt das ich immer noch weine. Mit dem Arm wische ich mir die Tränen von der Wange.

Wo sind deine Eltern, Liebes?",
fragt sie liebevoll.

Doch diese Frage bringt mich nur noch mehr zum weinen. Schluchzend gucke ich mich wieder um und gehe sicher, dass sie mich noch nicht gefunden haben.

Die alte Dame schaut mich nachdenklich an, bevor sie fragt:
Magst du Kakao?"

Ich... w... was ist das?",
frage ich.

Du kennst Kakao nicht?!",
fragt sie überrascht,
Na komm. Ich mache dir einen Kakao und danach geht es dir schon viel besser... Und dann erzählst du mir was passiert ist, ja? Komm, komm, ich wohne direkt hier."

Die alte Dame schiebt mich sanft am Rücken Richtung Haus. Und irgendwie vertraue ich ihr.

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Weißt du, ich komme nämlich gerade vom Einkaufen. Und deshalb wollte ich sowieso gerade Heim. Du hast mich direkt vor meiner Haustür erwischt...",
erklärt ich dem armen Ding,
Jedenfalls ist mein Kühlschrank voll. Falls du hunger hast... Ich habe genug für uns Beide."

Ich trage die Einkäufe mühevoll in die Küche und stelle sie auf dem Tresen ab. Dann laufe ich zurück ins Wohnzimmer, wo sich das Mädchen schon neugierig umschaut.

Into the EyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt