Kapitel 14 Monster

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"Wie hieß nochmal der Ort, wo wir heute hin wollten?", fragte ich Tom, der Konzentriert das Auto, aus der schmalen Parklücke manövrierte.

"Wrem"

Ich nickte, auch wenn ich mir bewusst war, dass er es nicht sah und sich jetzt gerade nur auf die Straße und das Auto konzentrierte. Ich hingegen tippte schon einmal unser nächstes Ziel in das Navigationssystem ein.

In Wrem, würden wir bei einer von Tom's Tanten unterkommen. Also kein Zimmer, was man sich mit komplett fremden schnarchenden Menschen teilen mussten. Auch wenn ich die letzte Nacht diesem Übel noch einmal entkommen war, gefiel mir der Gedanke, diesem Übel eine weitere Nacht zu entkommen. Das heißt, wenn Tom nicht auf einmal einen Schnupfen bekommt und dann halb erstickend weiterhin versuchte durch die Nase zu atmen. Was ein ohrenbetäubendes Schnarchen zu Folge hatte.

Ich kannte Tom schon seit dem Kindergarten und musste mir schon das eine oder andere mal diese Qualen anhören. Geschlafen hatte ich keine von diesen Nächten.

"War wohl einer von der einnehmenden Sorte was?", fragte diesmal Tom, während sich ein seltenes Grinsen auf seinen Lippen legte.

"Woher..."

Tom tippte auf seinen Hals. Ich konnte praktisch spüren, wie meine Augäpfel, dabei waren mir aus dem Schädel zu fallen. Blitzschnell klappte ich die Sonnenblende herunter und beäugte meinen Hals in dem kleinen Spiegel.

"Ach du Scheiße!", fuhr es mir heraus, während ich mit meinen Fingern über die mit Knutschflecken übersehene Haut strich. Sprachlos warf ich Tom einen Blick zu, der immer noch ein fettes Grinsen auf den Lippen hatte. Ich legte mein Gesicht in meine Hände.

Wie zum Geier war mir das bitte, bis jetzt nicht aufgefallen? Ein Knutschfleck in der Größe von meiner Hand, prangte in einem dunkeln rot und lila Farbgemisch an meinem Hals. Ich musste an den amüsierten Gesichtsausdruck einer älteren Dame denken, mit der ich auf meinen Weg hierher beinah zusammengestoßen wäre und nur erwähnte, wie gerne sie doch nochmal Jung wäre.

"Der Typ ist doch nicht normal! Wer macht den bitte einen One Night Stand, so ein Ding", platzte es nach einiger Zeit, dann doch wütend aus mir heraus. Und mir war beinah so, als ob mir das unzufriedene Brummen, was Caden immer von sich gegeben hatte, wieder an meine Ohren trat.

Tom prustete los, woraufhin ich ihm ein tötenden Blick zu warf.

"Ach komm das kann man bestimmt irgendwie verdecken."

Ich ignorierte diese Worte und begutachtete noch einmal meinen Hals.

"Zu Not habe ich auch noch mein Rollkragenpullover dabei", erklärte Tom und ließ mich erleichtert ausatmen. Egal wie oft ich mich über diese Art von Pullover beschwert hatte, so konnte ich mir gerade nichts besseres Vorstellen.

"Gib ihn mir!", verlangte ich, wurde aber von der hohen Stimme der Navigationslady unterbrochen, die uns auf die nächste Autobahn schicken wollte.

"Wir haben 26 Grad Celsius und du möchtest hier im Auto meinen Rollkragenpulli anziehen?"

Ein Seufzen entfuhr mir während ich mich genervt zurück in meinen Sitz nach hinten fallen ließ. Wo ich so auch erst einmal regungslos sitzen blieb. Es dauerte eine Weile, bis Tom mich von sich aus wieder ansprach. In der Zeit hatten wir gute sieben Ausfahrten und zwei Raststätten hinter uns gelassen

"Wir könnten Schminke kaufen."

Stumm nickte ich, während ich nach meinem Handy griff, welches uns immer noch über die Navigationsapp den Weg nach Wrem zeigte. Noch drei Stunden fahrt und wir würden bei Tom's Tante ankommen. Diese Nacht würden wir nicht auf die Suche nach einem kleinen Abenteuer gehen, was mir wenn ich an das Monster an meinem Hals dachte, auch nur mehr als Recht war.

***

Roadtrip mit Wolf im GepäckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt