Kapitel 27 Rührei und Bacon

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Kapitel 27

"Hunger?", fragte er und zog eine seiner Augenbrauen fragend nach oben.

Ich zuckte einfach nur mit den Schultern, weil ich mir noch nicht hundert prozentig sicher war, das irgend eine Beleidigung herauskommen würde, die mir gerade noch im Kopf herumschwebte.

Die Selbstsicherheit mit der er Richtung Küche schritt, bereitete mich nicht auf das Schlachtfeld vor, welches sich über beinah die komplette Küche ausbreitete. Komplette Eier, die samt Schale und Inhalt zerbrochen auf dem Boden lagen. Eine Spüle die bis oben mit unterschiedlichen Geschirr gefüllt war. Gefühlt fielen meine Augen beinah heraus, während ich die dreckige und voll gestellte Arbeitsplatte begutachtete.

"Sorry ist ein bisschen unordentlich", erklärte er, während er sich seine eine Hand in den Nacken legte.

"Ein bisschen?", fragte ich und konnte nicht anders, als mit einem kleinen sarkastischen Lächeln, auf die Unordnung zu starren.

"Ja vielleicht auch ein bisschen mehr", erwiderte er, während er den Inhalt der einen Pfanne, die noch immer auf dem Herd stand, in eine weiße große Schale schüttete.

"Rührei und Bacon?"

Bevor ich auch nur hätte antworten konnte, gab mein Magen das wahrscheinlich lauteste Knurren von sich, das jemals ein Magen hinbekommen hatte. Er schmunzelte. Stellte die Schüssel und den Teller, der bereits fertig zum servieren neben dem Herd gestanden hatte, auf den kleinen Runden Tisch ab, zog mir den Stuhl nach hinten und wollte anscheint echt die Masche vom Gentleman spielen. Innerlich zeigte ich ihm meinen Mittelfinger, während ich stumm an ihn und den vorgezogenen Stuhl vorbeilief und setzt mich auf den anderen Stuhl gegenüber. Siegessicher überschlug ich meine Beine und überkreuzte meine Arme vor meiner Brust.

"Wo ist Tom", fragte ich so beiläufig wie möglich, während ich amüsiert zu sah wie er einmal kurz zwischen mir und den von ihm vorgezogenen Stuhl schaute, dann aber doch wieder in die verdreckte Küche ging, um Teller und Gabeln zu holen.

"Der wollte sich draußen ein bisschen die Gegend angucken gehen", erklärte er schulterzuckend.

Ich sah auf die Wanduhr, welche Schräg gegenüber von mir hing. Fast sieben Uhr abends. Ich schnaubte und stopfte mir die erste Gabel, mit Rührei gefüllt, in den Mund. Eigentlich wollten wir nur kurz den blöden Hund abgeben und dann endlich weit weg von hier sein. Und jetzt saß ich sogar noch hier vor der Person, von der ich am meisten Weg wollte und aß mit ihm zusammen Rührei.

"Ist dir kalt?", fragte er, was mich dazu verleitete meinen Blick, welcher eben noch starr auf dem Rührei gerichtet war, anzuheben und in sein Gesicht zu schauen. Er wirkte, wie die Ruhe selbst und schon beinah zufrieden.

"Warum sollte mir?"

"Die Kapuze?"

"Ich versuche nur einen kleinen Unfall zu verstecken", sagte ich schnippisch und konnte mit gemischten Gefühlen eine Veränderung in seinen Gesichtszügen feststellen. Ein Teil von mir war begeistert, dieses blöde Lächeln aus seinem Gesicht gewischt zu haben. Ein anderer Teil wusste nicht so recht wohin mit sich selbst.

Für einen Moment verschwand der so zufriedene Gesichtsausdruck. Seine Augen sprühten von einer bedrohlichen Energie, welche mich am liebsten unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschen lassen ließ. Aber ich blieb still dort sitzen, wo ich saß! Lediglich einen kurzen Blick nach unten auf meinen immer noch gefüllten Teller, mit Rührei, konnte ich mir nicht verkneifen.

"Der 'Unfall' schien gestern Abend jemand aber ziemlich gut zu gefallen"

Ich spürte die explosionsartige Hitze in meinen Wangen, als ich den Satz erneut in meinen Kopf Revue passieren ließ. Sein grinsendes Gesicht und die Art wie er sich lässig nach hinten gegen seine Stuhllehne lehnte, ließ in mir die Wut aufkochen. Er schien die ganze Situation, sogar noch Lustig zu finden.

"Von Schauspielerei habt ihr hier unten im Kaff wohl noch nicht sonderlich viel mitkommen", gab ich wieder, während ich es ihm gleich tat und mich zurücklehnte. Ich hielt mich zurück, ich hielt mich wahnsinnig zurück, ihm meine Faust nicht in das grinsende Gesicht zu schlagen.

***

So und hier ist auch schon das nächste Kapitel, damit ihr während der nervigen Corona-Zeit ein bisschen Lesestoff habt. Hoffe euch gefällt das kleine Kapitel.

Roadtrip mit Wolf im GepäckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt