Willpower

1.

Tim ging die leeren Straßen von Kingston entlang. Den Kopf hielt er zum Himmel und betrachtete den Vollmond, der die Straßen mit silbernem Licht erhellte.

Diese verdammten Schlafstörungen machten ihn Wahnsinnig. Jede Nacht wachte er kurz nach Mitternacht auf um dann erst wieder kurz vorm Morgengrauen in einen unruhigen Schlaf zu fallen.

Die Ärzte die Tim untersucht hatten waren ratlos und sich mit Drogen vollpumpen nur um Schlaf zu finden wollte er auch nicht.

Er ging die ruhigen Straßen der Stadt entlang. Als er am großen Kaufhaus ankam betrachtete er sich in einem Ladenschaufenster. Die blutunterlaufenen Augen zeugten von unzähligen schlaflosen Nächten.

Doch auf einmal wurde seine Aufmerksamkeit von seinem Spiegelbild abgelenkt. Er hörte Glas splittern. Schnell drehte er sich um.

"Oh mein Gott."

Vor der Schaufensterscheibe stand ein Mädchen von vielleicht vierzehn Jahren. Es trug eine Art Kittel, wie Patienten eines Krankenhauses und .. - es war Blutbespritzt. Es starrte mit konzentrierten Blick auf die Schaufensterscheibe in der sich ein großer Riss gebildet hatte.

"Komm schon! Warum klappt das nicht?" , murmelte sie vor sich hin. Sie kniff die Augen fest zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. "Okay..denk an etwas, was du hasst. An .. denk an 'Willpower' " , sagte sie, nun bestimmter. Genau in diesem Moment fing die Glasscheibe wieder an zu splittern. Schnell zogen sich Risse über die gesamte Glasfläche. Und mit einem lauten Scheppern krachte die komplette Glasscheibe ein.

Das Mädchen zuckte ängstlich zusammen und sah sich panisch um. Schon gingen in den umliegenden Wohnungen die ersten Lichter an.

Doch anstatt wegzurennen schloss das Mädchen nur die Augen und ballte die Fäuste wieder so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.

Auf einmal erloschen sämtliche Lichter in der Umgebung, der Hund der angeschlagen hatte verstummte und die Alarmanlage des Kaufhauses hörte augenblicklich auf durch das Stadt Viertel zu schrillen. Das Mädchen löste sich aus ihrer verkrampften Haltung und fing an zu lachen.

Jetzt bekam Tim es mit der Angst zu tun. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er wollte nur noch hier weg.

"Warte"

Tim zuckte zusammen.

"Sieh mich an"

Langsam drehte er sich um. Er sah dem Mädchen in die blauen Augen.

Im nächsten Moment wurde alles schwarz um ihn.

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Tim wurde vom zwitschern der Vögel geweckt. Er konnte es nicht glauben - er hatte durch geschlafen !

Er konnte sich nicht erinnern in der vergangenen Nacht ein einziges Mal wach gewesen zu sein.