Kapitel 5 - Kontrolleur

31 5 0
                                    

Als ich schließlich das Video zuende gesehen habe, öffne ich Instagram und suche dort nach Patrick. Schnell finde ich ihn. Süße Bilder hat er da...
Ich versinke schon wieder in Gedanken, doch schüttle schließlich meinen Kopf und folge ihm einfach mal. Schaden tut es sicherlich nicht.
Ich suche mir eine ruhige Playlist auf Spotify, lege mein Handy dann aus der Hand und schaue wieder aus dem Fenster. Der ICE ist schon um einiges weiter gefahren, verlässt gerade den Bahnhof von Fulda und nimmt wieder an Geschwindigkeit auf.

Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf und so landen sie schließlich bei meinen Eltern und meinem Bruder. Wie es ihnen wohl geht, was werden sie so berichten? Mein Bruder Vincent steckt gerade mitten in den Abivorberereitungen, er hat bestimmt viel zu erzählen.

Ich werde von einem Räuspern aus den Gedanken gerissen, der Fahrkartenkontrolleur steht im Gang und sieht mich höflich, wenn auch aufforderd an.
Schnell ziehe ich mir meine Kopfhörer aus den Ohren und krame in meinem Rucksack nach der Fahrkarte. Patrick hält dem Kontrolleur sein Smartphone hin, der es einscannt und dann bestätigend nickt.
"Nach Hamburg also?", fragt er und lächelt Patrick an. Der nickt: "Ja, über die Feiertage zu meiner Family" Der Typ nickt wissend und wendet sich dann mir zu.
Als er meine Karte gestanzt hat und mir zurückreicht, nickt er auch mir fröhlich zu. "Sie auch nach Hamburg?" "Ja, genau wie er", sage ich und deute mit dem Kopf in Patricks Richtung, der sich seine Kopfhörer rausgenommen hat und unserem Gespräch nun auch zuhört. "Aber Sie gehören nicht zusammen? Oder etwa doch?", fragt der Kontrolleur, mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. "Ähm... nicht direkt. Wir haben uns gerade erst kennengelernt.", antwortet Palle höflich und ich nicke zustimmend. "Ach so, na dann wünsche ich Ihnen noch eine fröhliche Weiterfahrt und wunderschöne Feiertage", sagt der Kontrolleur nur und zwinkert uns vielsagend zu. Verwirrt nicke ich und murmele ein "Danke, gleichfalls".

Kaum hat sich der Kontrolleur umgedreht und ist ein paar Tische weiter, tauschen Patrick und ich verwirrte Blicke und fangen haltlos an zu lachen.

"Was war das denn gerade?", frage ich und wische mir mit dem rechten Zeigefinger eine Lachträne aus dem Augenwinkel. "Ich weiß es nicht", schmunzelt Patrick und lächelt mich, mal wieder, mit diesem Funkeln in den Augen an.
Ich schenke ihm ebenfalls ein schüchternes Lächeln und schlucke kurz. Haselnussbraun. Ich mag Haselnüsse.

Ich wende den Blick ab und sehe mal wieder aus dem Fenster. Patrick tut es mir gleich. Stillschweigend sehen wir auf die vorbeirauschende Landschaft.

"Was hast du da eigentlich die ganze Zeit an deinem Laptop gemacht? Du sahst so konzentriert aus", breche ich schließlich das Schweigen. "Ein Video geschnitten", antwortet Patrick. "Ich hab eigentlich nie frei. Ich habe zwar für die Zeit, in der ich bei meinen Eltern bin, vorproduziert, aber immer drei bis vier Videos auf Reserve zu haben schadet nicht." "Klingt stressig", murmele ich. "Das ist es auch", gibt Patrick zu und seufzt. "Man hat quasi kein Privatleben. Außer man produziert vor. Und das kostet wiederum Zeit." Er lächelt. "Aber ich liebe es. Ich würde nie etwas anderes machen wollen. So vielen Menschen eine Freude zu machen, und das jeden Tag, ist genau das, was ich so an diesem Job liebe."

Ich nicke. Also genau das, was ich schon zu Beginn unserer gemeinsamen Fahrt vermutet habe. Er liebt seinen Job. "Man merkt es dir an, wie viel Spaß du daran hast. Auch in deinen Videos.", sage ich schließlich.

ZEHN TAGE.》 Paluten Fanfiction 《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt