Kapitel 10 - Glühwein

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Zu dem verabredeten Zeitpunkt treffen Mama und ich uns wieder mit Papa und Vincent an dem Glühweinstand. Ich esse gerade noch die letzten Bissen meiner mit Schokolade überzogenen Erdbeeren, bevor wir eintreten.

Drinnen ist es angenehm warm, sodass wir alle direkt unsere Jacken öffnen. Während die anderen einen Glühwein nehmen, bleibe ich bei einer heißen Schokolade. Ich habe es nicht so mit Alkohol. Wir vier setzen uns in der oberen Etage hin und genießen den Ausblick über den inzwischen verschneiten Weihnachtsmarkt, der sich nun um halb neun langsam lehrt, der Markt schließt in einer halben Stunde.

Ich schließe meine klamm gefrorenen Finger um den heißen Becher und genieße die Wärme. "Was habt ihr so gemacht?", fragt Papa und Mama erzählt von den Ohrringen, die sie sich noch gekauft hat. Ich berichte wiederum von der neuen Kette und bedanke mich nochmal bei Mama. Papa und Vincent erzählen schließlich, dass sie Bratwurst und Flammkuchen essen waren und zudem einen alten Schulfreund von Papa getroffen haben.

Da unsere Getränke almählich alle werden, beschließen wir schließlich, wieder nach Hause zu fahren. Wir stehen auf, mummeln uns in unsere Klamotten ein und treten dann wieder in die Kälte hinaus. Auf dem Weg zur Bahn lasse ich mich etwas zurückfallen, da ich die weihnachtliche Atmosphäre noch einmal ganz für mich alleine genießen möchte. Ich ziehe den Geruch tief in die Nase und genieße das friedliche Gefühl, das in mir aufsteigt.

Plötzlich werde ich von der linken Seite angestoßen und so aus meinen Gedanken gerissen. Reflexartig drehe ich mich in die Richtung und muss lächeln.

"Sorry", sagt die Person sofort und will gerade weitergehen, doch dann erkennt sie mich und lächelt dann auch. "Sophie!", sagt Patrick erfreut und steht nun unschlüssig vor mir. Er weiß genau so wenig wie ich, wie wir uns jetzt begrüßen sollen. Ich selbst grinse einfach nur. Mama hatte Recht. Geduld.

"Hey", sage ich schließlich, "gut angekommen?". "Ja, sehr gut", sagt Patrick, offensichtlich erleichtert, dass ich die Stille gebrochen habe. Dann sagt er: "Ich war gerade noch mit ein paar Kollegen hier, um mich noch etwas auf Weihnachten einzustimmen. Was machst du hier?" "Auch einfach die Weihnachtszeit genießen. Aber mit meiner Familie", antworte ich, und genau da fallen sie mir wieder ein.

Ich drehe mich um, doch ich kann keinen von ihnen mehr ausmachen. "Tja, da hab ich sie anscheinend verloren", sage ich schulterzuckend und drehe mich wieder zu Patrick, "wahrscheinlich sind sie jetzt sowieso schon auf dem Weg nach Hause".

Pat grinst: "Echt jetzt?". "Offensichtlich", sage ich nur. "Und jetzt?", fragt Patrick und ein Grinsen stiehlt sich auf seine Lippen, sodass das Funkeln in seinen Augen wieder auftaucht, "wie kommen Sie denn jetzt nach Hause? So alleine? Ist das nicht gefährlich?"

Ich verschränke skeptisch meine Arme vor der Brust, doch kann mir dabei ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen. "Mit der Bahn. Und natürlich, alleine", spiele ich meine spontane Rolle mit betont ernster Stimme, "oder haben Sie eine andere Idee?". Ich ahne schon was kommt. Zumindest hoffe ich es.

"Ich weiß nicht", murmelt Patrick, immernoch mit einem Grinsen im Gesicht, und kommt langsam etwas näher. "Hätten Sie was dagegen, wenn ich Sie nach Hause begleite?", fragt er dann und ich muss grinsen. Innerlich klopfe ich mir auf die Schulter, gut gespielt Sophie, gut gespielt.

"Nun ja", sage ich dann und lächle jetzt wirklich über das ganze Gesicht, "ich kenne Sie ja nicht einmal..." "Ach komm schon", bettelt Patrick nun völlig aus seiner Rolle, hält mir seine Hand hin und sieht mich bittend an. Einen guten Welpenblick hat er drauf, das muss ich ihm lassen.

"Wie heißt das Zauberwort?", frage ich grinsend, um ihn noch etwas aufzuziehen. "Accio Sophie!", sagt Patrick überzeugt. Ich muss lachen, nehme endlich seine warme Hand und ziehe ihn in die Richtung meiner Bahnstation.

ZEHN TAGE.》 Paluten Fanfiction 《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt