ZEHN TAGE.》 Paluten Fanfiction 《

Kapitel 4 - Familie

Wir wenden beide unseren Blick wieder aus dem Fenster und versinken in unseren Gedanken.
Inzwischen sind schon mitten in der Pampa, der Zug durchquert gerade die 'Wildnis von Bayern'.

"Und wie lange bist du in Hamburg? Also wann fährst du zurück?", durchbreche ich schließlich die Stille.
"Neujahr. Also am 1. Januar. So um 19:40 geht mein Zug, glaube ich.", sagt Patrick gedankenverloren.
Schon wieder muss ich lachen.
"Langsam wird's gruselig.", grinse ich. "Ich auch!"
"Cool.", sagt er nur und guckt weiterhin aus dem Fenster.

Erst da fällt mir auf, wie still er auf einmal ist.
"Alles okay?", frage ich vorsichtig.
"Was?", fragt er und guckt mich verwirrt an. Er schien wirklich in Gedanken versunken zu sein. Und jetzt habe ich ihn aufgeschreckt.
"Ich hab gefragt, ob alles in Ordnung ist. Du bist auf einmal so still.", frage ich vorsichtig.

Patrick schaut mich mit großen runden Augen an. Wie ein aufgeschrecktes Reh. Echt süß. Dann seufzt er.

"Es ist bloß wegen meinen Eltern. Sie sind schon lange getrennt. Das war nie ein Problem, sie verstehen sich trotzdem gut und alle sind glücklich, so wie es ist. Ich mache mir nur etwas Sorgen, wie das wird wenn wir jetzt nach so langer Zeit mal wieder zusammen Weihnachten feiern. Ich hoffe das geht nicht nach hinten los.", berichtet er nun und sieht mich dabei traurig an.

Ich nicke verständnisvoll. Auch wenn sich meine Eltern meistens gut verstanden haben, kann ich doch seine Sorge nachvollziehen. Da sieht er seine Eltern nach so langer Zeit endlich wieder und hofft dann natürlich, dass es friedlich verläuft.
Ich sehe Patrick tröstend an. "Mach dir keine Gedanken, das wird schon gut gehen. Du sagst doch, dass sie sich noch gut verstehen. Das wird schon werden."

Er lächelt. Ich mag sein Lächeln.
"Ja, du hast Recht. Danke."
"Gerne", antworte ich und lächle zurück.

Nach einiger Zeit wenden wir uns dann doch jeder seinen Beschäftigungen zu. Während ich noch meinen Eltern schreibe, dass ich meinen Zug erwischt habe und pünktlich in Hamburg sein werde, zieht Patrick einen Laptop aus seinem Rucksack und vertieft sich darin.
Als ich von meiner Mutter die Antwort bekomme, dass sie sich alle auf mich freuen und sie mich vom Bahnhof abholen wird, lächle ich glücklich. Das ist Familie, auf die kann man sich immer verlassen.

Gedankenversunken sehe ich zu Patrick hinüber. Ob er wohl am Bahnhof abgeholt wird? Oder fährt er dann noch mit dem Zug nach Hause? Meine Gedanken schweifen ab, während ich ihn betrachte.
Er tippt abwechseld auf seiner Tastatur und seiner Maus herum, In-Ears in den Ohren und konzentriert auf seiner Unterlippe kauend. Ab und zu grinst er oder fährt sich mit der linken Hand durch seine Haare.

Ich löse meinen Blick von meinem Gegenüber und sehe eine Weile aus dem Fenster, bevor ich schließlich mein Handy entsperre, mir ebenfalls Kopfhörer in die Ohren stecke und YouTube öffne.

Wie hieß er noch gleich? Ah ja, Paluten. Ich klicke auf das erstbeste Video, eins über GTA5 Online. Das Spiel kenne ich zumindest von meinem Bruder.
Gespannt schaue ich das Video und bin erstaunt, wie sehr der Patrick in dem Video dem ähnelt, der vor mir sitzt und konzentriert auf seiner Unterlippe kaut. Er verstellt sich nicht und hat richtig Spaß am spielen.
Dieser Beruf, YouTuber zu sein, scheint wirklich wie für ihn geschaffen.