Kapitel 7 - Ankunft

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Einige Kilometer später, in denen Patrick und ich noch gequatscht und unseren Angelegenheiten nachgegangen sind, ertönt schließlich die Zugansage.

"Meine sehr geehrten Damen und Herren, in Kürze erreichen wir den Hamburger Hauptbahnhof. Vielen Dank, dass Sie sich für eine Reise mit der Deutschen Bahn entschieden haben. Wir hoffen Sie bald wieder begrüßen zu dürfen. Wir wünschen Ihnen noch eine angenehme Weiterfahrt und fröhliche Feiertage."

Ich schaue zu Patrick, der mir ebenfalls einen Blick zuwirft, von dem ich nicht sagen kann, ob er zerknirscht-traurig oder freundlich-schmunzelnd ist. Schweigend fangen wir an, unsere Sachen zusammen zu packen und unsere Jacken anzuziehen.

Während ich noch völlig in Gedanken bin, unterbricht Patrick plötzlich meine Gedanken. "Sag mal Sophie... würdest du mir deine Nummer geben?", fragt er schüchtern und ich muss lächeln. Insgeheim habe ich gehofft, er würde das fragen. Ich selbst hätte mich das nicht getraut.
Da ich nichts sage, fängt er an sich zu rechtfertigen: "Also nur wenn du willst natürlich. Aber ich fand die Fahrt echt nice und fände es schade wenn...", doch ich unterbreche ihn schnell. "Na klar, sehr gerne", und lächle ihn an. Er reicht mir mit einem wie es scheint erleichterten Grinsen sein Handy und ich tippe meine Nummer ein. "Danke", sagt er noch leise und steckt dann sein Handy ein.

Als der Zug an Geschwindigkeit verliert und ich schon längst die Umgebung des nahen Hauptbahnhofs wiedererkenne, stellen wir uns schließlich in die Nähe der Tür, unsere Koffer in der Hand.

Patrick steht vor mir in dem engen Gang. Als der Zug schließlich hält und die Türen sich öffnen, klettert er vor mir aus dem Zug und hilft mir anschließend mit meinem Koffer. Ich nicke ihm dankend zu.

Dann stehen wir schweigend voreinander und wissen offensichtlich beide nicht, was wir jetzt sagen sollen oder wie wir uns verabschieden.
"Sophie! Hier bin ich!", höre ich plötzlich die Stimme meiner Mama über den vollen Bahnsteig hallen. Ich muss grinsen, als ich sie bei den vollen Treppen erkenne, wo sie sich entgegen dem Strom durch die Menschenmassen schiebt.

Ich drehe mich zu Patrick um, der immernoch vor mir steht. Als ich gerade zu einer Verabschiedung ansetzten will, umarmt er mich kurz. Ich habe gar nicht die Möglichkeit zu reagieren, da beugt er sich schon wieder zu mir und haucht mir einen Kuss auf die Wange. "Fröhliche Weihnachten Sophie", lächelt er, dreht sich um und verschwindet in den Menschenmassen.

Ich bleibe perplex stehen und fasse mir an die Wange. "Was war das?", fragt Mama, die plötzlich neben mir steht und mich schmunzelnd ansieht. Ich umarme sie ganz fest, als ich schließlich aus meiner Trance erwacht bin. "Patrick war das", sage ich schließlich und schaue mich nochmal nach ihm um. Doch er ist längst in dem Gewimmel aus an- und abreisenden Menschen verschwunden.

Eine gute halbe Stunde später steige ich mit Mama aus dem Auto. Bei dem Anblick unseres weihnachtlich geschmückten Hauses muss ich wohlig seufzen. Obwohl ich seit mittlerweile anderthalb Jahren in München wohne, wird das wohl immer mein Zuhause sein.

Nachdem Mama und ich uns im Hausflur die Jacken, Stiefel und Schals ausgezogen haben, betreten wir die Küche. Über die Theke, die die Küche vom Wohnzimmer trennt, sehe ich meinen Bruder Vincent und Papa am Esstisch Risiko spielen. Als sie mich sehen springt Vincent auf und umarmt mich. "Hey Sophie", sagt er, doch ich halte ihn nur schockiert von mir weg.

"Bist du etwa gewachsen?", frage ich überrascht. Ich muss eindeutig zu ihm aufschauen. "Offensichtlich", grinst mein Bruder nur und ich seufze frustriert. Da hat er doch tatsächlich das jahrelange Battle gewonnen, mein kleiner Bruder ist größer als ich. Ich strecke ihm die Zunge raus. Meine Eltern und Vincent lachen nur.

"Ja, er ist tatsächlich im letzten Monat um einiges gewachsen", bestätigt Papa und umarmt mich jetzt auch fest. "Schön, dass du da bist", sagt er. Ich muss lächeln.
"Find ich auch", sage ich.

ZEHN TAGE.》 Paluten Fanfiction 《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt