Kapitel 3

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Als er am Nächsen Morgen aufstand, sprudelte er vor Energie.
Er hatte Schwierigkeiten seine Zappeligkeit beim Frühstück zu verbergen, doch niemand sprach ihn darauf an.

Sein Plan war einfach, jedoch effektiv - das hoffte er zumindest.
Nach dem Frühstück würde er ankündigen einen Spaziergang zu machen, nichts besonderes, da er dies eh die meiste Zeit tat, wenn er nicht gerade Zeichnete oder seinen Bruder belauschte.

In Wahrheit würde er zum Stall gehen, sich ein Pferd leihen und in Richtung Stadt reiten. Sobald er sich umgesehen hatte würde er zurückkommen und dann... Ja, dann würde er weitersehen.

Alles verlief reibungslos. Seine Mutter schaute nicht einmal auf, als er meinte, er gehe kurz vor die Tür, und nickte nur mit dem Kopf.

Er ging zum Stall und sah sich um. Es schien nicht so, als würde ihn jemand beobachten, also ging er hinein. Sherlock konnte reiten, das war ein Vorteil, wenn man in einem so großen Familiensitz wie Holmes Manor aufwächst.

Das Pferd, dass er wählte war braun mit schwarzer Mähne. Es hatte keinen Namen, zumindest keinen, den er kannte, da er keinen Sinn dahinter sah seinen Tieren Namen zu geben. Sie hörten eh nicht darauf, geschweige dwnn verstanden ihn.

In einem leichten Galopp verfallend lenkte Sherlock sein Pferd auf die Straße nach London.
Er war schon eine Weil geritten, als er das Dorf verließ. Rundherum waren jetzt nur noch Felder und Wälder mit vereinzelten Hochständen und Gebüsch.

Trotz ein paar Wolken war die Hitze geblieben und die Sonne verbrannte ihm den Nacken, als er die steinige Landstraße entlangritt. Die Vögel hatten sich anscheinend wieder aus ihrer Zurückgezogenheit gelöst, denn die Luft war nicht nur erfüllt mit dem Gezirpe der Grillen, auch vereinzelte Vogelrufe hörte man. Ab und zu wich Sherlock einer entgegenkommenden Droschke aus, ansonsten verlief alles ruhig.

Plötzlich begann sich die Landschaft zu verändern. Sherlock wusste nicht genau, wie lange er schon geritten war, aber dem Stand der Sonne zu beurteilen, war es ungefähr Mittag.

Um ihn herum waren nun mehr Häuser und er sah auch ab und zu ein paar Menschen. Links von ihm war eine art Gehöft, auf dem ein paar Hühner frei herumliefen.
Er holte ein paar Pfund aus seiner Tasche und ritt in den Hof.

"Kann ich mein Pferd hier vielleicht unterbringen für ein paar Stunden?", fragte Sherlock einen Jungen ungefähr in seinem Alter. Er wollte sein Pferd ungern mitnehmen, da er damit unweigerlich die Aufmerksamkeit der vorbeikommenden Leute auf sich ziehen würde.

Der Stallbursche sah von seiner Arbeit auf. "Nee, sorry", sagte er mit einem fast traurigen Blick auf Sherlock.

Sherlock hielt ihm die Münzen hin und schlagartig hellte sich sein Gesicht auf. "Ich guck mal, was sich mach'n lässt", grinste er. Er sprach mit einem starken Akzent, den Sherlock nicht genau zuordnen konnte.
Der Junge verschwand mit seinem Pferd im Stall und kam mit einem breiten Grinsen wieder hinaus.

"Wo willste denn hin? ", fragte er.
"In die Archway Hallow", antwortete Sherlock, "Weißt du, wie ich da hinkomme?"

"Klar", der Junge schaute ihn beinahe beleidigt an, "is garnich weit von hier."

Nachdem der Stallbursche ihm den Weg beschrieben hatte, die Straße befand sich nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt, machte sich Sherlock auf den Weg, nun ohne das Pferd. Der Unterschied zwischen der Stadt und der Landstraße waren unverkenntlich, nicht nur wegen dem leichten Geruch der Verwesung, der über der Stadt hing.

Er konnte höchstens eine Viertelstunde gegangen sein, als er die Straße auf einem Schild las. Es war eine für Londoner Verhältnisse eher breite Gasse.
Vorsichtig ging er um die Ecke und wäre vor Schreck fast zusammengezuckt, als ihn etwas am Bein streifte.
Er sah nach unten und musste grinsen, wegen seiner Schreckhaftigkeit.

Eine graue, abgemagerte Katze lief an ihm vorbei und schenkte ihm keine Beachtung.

Sherlock sah sich um. Die Häuser standen dicht an dicht und Licht kam wohl selten in diese Gasse. Efeu wucherte an einigen Häusern empor und lies nur Aussparungen an den kleinen Fenstern.

Dann sah er es. Das Haus, dass der Besucher von Mycroft erwähnt hatte. Die Fenster waren alle geschlossen, bis auf eines im Dachgeschoss, woraus Sherlock schloss, dass dort wohl die besagte Wohnung sein musste. Doch es war etwas anderes, dass seine Aufmerksamkeit in den Bann zog.

Die Tür stand offen.

Langsam sah er sich nach links und rechts um und huschte schnell in den Schatten der Häuser. Er überlegte. Was, wenn im Haus jemand wäre?
Er beschloss 10 Minuten zu warten und dann hineinzugehen.

Das Warten stellte sich als unangenehme Angelegenheit heraus, in seiner Mauernische, während er das Gebäude beobachtete. Das Fenster im Erdgeschoss war mit einem Dunklen Vorhang zugezogen, der mit Blumen bestickt war.
Sherlock tippte auf eine alte Dame, oder einen Mieter, der es sich nicht leisten konnte die Vorhänge zu wechseln.

Im 1. Stock sah es so aus, als stünde die Wohnung leer, da weder Vorhäge noch sonstige Anzeichen von Tapete, Bildern oder Bewohnern in Sicht waren.

Langsam schaute er sich erneut um und vergewisserte sich, dass ihn niemand sehen würde.
So schnell er konnte huschte er auf die gegenüberliegenden Häuser zu und verschwand im Hauseingang.

Die Luft war stickig und es roch ein wenig nach etwas Angebrannten.

Darauf bedacht so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen ging er auf die Treppe zu.

Es war eine alte Holztreppe, überall mit kleinen Löchern versehen, als wäre sie einst mit einem Teppich versehen worden.
Ein knarren der Treppe lies ihn zusammenfahren.

Er blieb stehen und lauschte, ob er irgendwen aufgeschreckt hatte, doch alles blieb ruhig.

Langsam setzte er seinen Weg fort. Die obere Wohnung schien kleiner als die anderen, wegen der Dachschräge, wie er mit einem Blick durch die angelehnte Tür feststellte.
Doch irgendetwas störte ihn.
Wenn beide Türen offen standen, gab es zwei Möglichkeiten.

Die eine wäre, dass jemand, der dort drinnen gewesen wäre schon weg war, aber unvorsichtigerweise die Türen offen gelassen hat. Die zweite, durchaus warscheinlichere Möglichkeit wäre, dass wer auch immer Interesse an dieser Wohnung hatte, jetzt in diesem Moment noch hier war.

Sherlock wartete. Die Minuten vergingen und er lauschte angestrengt auf Geräusche, doch erneut war alles Still.
Auf Zehenspitzen schlich er sich zur Tür und öffnete sie sanft.

Die Wohnung war in einem schrecklichen Zustand. Sherlock schlüpfte hinein und sah sich um. Alle Möbel waren umgeworfen, Papier und Klamotten lagen überall verstreut auf dem Boden.

Leise schlich er sich in das nächste Zimmer, offensichtlich eine Art Schlafzimmer. Das Bett war aufgeschlitzt und die Matratze lag auf dem Boden. Sherlock bückte sich leise, um einen Blick auf einige Papiere zu werfen, die auf dem Boden verteilt lagen.

Alle waren entweder Telegramme oder Briefe, mit einer sauberen, leicht schnörkeligen Schrift geschrieben, als wären sie von einer Frau verfasst.

Die anderen Zimmer sahen ähnlich aus. Sherlock wusste nicht, wonach er eigentlich suchte. Alles ungewöhnliche, alles, dass irgendwie fehl am Platz aussah und aus der Reihe tanzte. Doch nichts dergleichen sah er. Was auch immer die Mörder gesucht haben war offenbar nicht mehr hier, da ein Teil des Wohnzimmers noch völlig aufgeräumt war. Wenn die Einbrecher es also gefunden hatten, hatten sie ja keinen Grund mehr gehabt weiter zu suchen.

Ein plötzliches Geräusch ließ Sherlock herumfahren.
Doch er war zu spät. Nur aus dem Augenwinkel sah er die sich nähernde Faust auf seinen Kopf zuschießen.

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Hi, mal wieder ein Kapitel, diesmal mit Cliffhänger ^^

Was meint ihr? Soll ich weiterschreiben?
Habt ihr Kritik? Feedback? Fragen? Ich bin für alles offen!

~luna

Sherlock Holmes - Sein erster Fall (pausiert) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt