Kapitel 10

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Der Abend war herangebrochen und die Sonne war komplett hinter den Baumwipfeln des naheliegenden Waldes verschwunden.
Sherlock, Jane und Ced beobachteten das stillgelegte Krankenhaus von ihrem Platz aus am Waldrand.
Noch hatte sich niemand geregt, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis es soweit war.

Die Minuten verstrichen und nichts tat sich. Der Boden, auf dem Sherlock lag fühlte sich rau und klamm an und je weiter es auf die Nacht zu ging, desto kälter wurde es und umso weniger Geräusche waren um sie herum zu hören. Stattdessen war die Luft erfüllt vom Duft des Waldes und des sich stetig bildende Taus.

Plötzlich durchbrach ein lautes Geräusch die Stille der Nacht. Jemand, oder besser gesagt ein Wagen, fuhr aus dem Tor des alten Krankenhauses. Sherlock sah gebannt zu und versuchte Ced, der neben ihm lag, darauf aufmerksam zu machen.
Leise und unauffällig wie Schatten liefen die drei über die freie Fläche. Nur der Mond erhellte die Landschaft und Sherlock hoffte, dass sie niemand entdecken würde. Doch sie hatten Glück. Außer Atem presste er sich dicht an die Wand und schlüpfte duch das noch offenstehende Tor, darauf bedacht, dass Jane und Ced ihm folgten.

Komplette Dunkelheit umfing ihn. Die Nacht, welche draußen noch vom Mond erhellt wurde wirkte hier drinnen undurchdringbar und Sherlock spürte, wie Jane neben im fröstelte.
Seine Augen brauchten einen Augenblick, um sich an die plötzliche Dunkelheit zu gewöhnen, doch allmählich erkannte er den Gang, den er und Jane entlanggegangen waren, als sie ihn hier rausgeholt hatte.

Sherlock hielt die Luft an und lauschte. Niemand schien etwas bemerkt zu haben, denn außer ihrem noch unregelmäßigen Atem war nichts zu hören. "Ced, du weißt, was du zu tun hast", raunte Sherlock Ced zu, der dicht an der kalten Wand stand. Dieser nickte als Antwort und sah ihn und Jane noch kurz an, bevor er sich den Gang entlang nach links entfernte. "Viel Glück", wisperte Jane und sah Sherlock an, "Dann mal los". Zwar war Sherlock schon einmal hier gewesen, jedoch kannte er sich überhaupt nicht aus, anders als Jane. Langsam schlichen die beiden vorwärts, stehts bereit hinter etwas zu verschwinden, falls jemand ihnen begegnen sollte. Erneut fragte sich Sherlock, wie sie jemals wieder heraus finden sollten, doch er vertraute Jane genug, um sich darüber vorerst keine Sorgen zu machen. Nach schier unendlichen Abzweigungen, Treppen und Gängen hatten sie ihr Ziel erreicht. Aus ihren Beobachtungen der letzten Tage hatten sie ungefähr ausmachen können, wo Barrymore sein Arbeitsbereich eingerichtet hatte und im Dämmerlicht näherten sie sich der schweren Holztür.

"Verschlossen", flüsterte er und lies Jane den Vortritt um so leise wie möglich die Tür zu öffnen. Ein leises knacken verriet ihm, dass sie erfolgreich war und er drückte leise die Klinke herunter. Ein Schwall kühler Luft flog ihm entgegen, als Sherlock das Zimmer betrat. Das einzige Möbelstück des Raumes, ein massiver Holztisch stand in der Mitte, umgeben von Bücherstapeln. Jane, die neben ihm den Raum betrat rümpfte die Nase und Sherlock begann es auch zu riechen. "Was ist das?", Sherlock ging weiter in den kleinen Raum hinein. Der leichte Geruch von Verwesung drang ihm in die Nase und unwillkürlich fragte er sich, was wohl der Ursprung sein mochte, andererseits wollte er es eigentlich gar nicht wissen. Was auch immer in diesem Raum, umhüllt von der Dunkelheit vor sich hin rottete, sollte dort ruhig noch einige Zeit liegen bleiben. Sherlock ging auf den Schreibtisch zu. Die Bücher auf dem Boden umrundend warf er einen Blick auf einige Papiere, die sich auf dem Tisch stapelten. Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte, doch dies auf jeden fall nicht.

Geburtsurkunden, Heiratsverträge, Briefe und so weiter lagen überall verstreut auf dem Tisch. Unzwar von den unterschiedlichsten Leuten. Was tat Barrymore mit all dem Zeug, fragte sich Sherlock. Ein grausamer Gedanke kam ihm in den Kopf, aber er verscheuchte ihn schnell. Er musste sich konzentrieren. Jane stellte sich neben ihn und begann die Blätter hin und her zu schieben, auf der Suche nach dem Papier, das sie vom Fenster aus gesehen hatte.

Sherlock sah ihr eine Weile lang zu und schlich dann wieder zurück zur Tür um Wache zu halten. Sollte Ced seinen Job richtig machen, sollte so schnell niemand diesen Korridor betreten, aber man konnte ja nie wissen. Die Dunkelheit des Ganges erlaubte Sherlock keine weite Sicht. Die kahlen, grauen Wände schienen erdrückend, als würden sie von all dem wissen, was einst in diesem Gebäude passiert war und Sherlock wurde erneut bewusst, das dies einst ein Krankenhaus gewesen war. Es kam ihm fast merkwürdig vor, wie ruhig es war, denn außer dem leisen rascheln vom Papier schien das Gebäude komplett still.

Eine leichte Berührung an seiner Hand lies ihn herumfahren und er blickte geradewegs in die Augen von Jane. "Entschuldigung", sagte sie mit einem leisen Lächeln, "Ich wollte dich nicht erschrecken". Sherlock schüttelte nur den Kopf. "Hast du es?", fragte er mit zusammengebissenen Zähnen, doch  allein Janes Blick sagte ihm genügend. "Nichts wie weg hier, wir sollten kein Risiko eingehen".

So weit Sherlock es erkennen konnte, liefen sie den Weg zurück, den sie gekommen waren und erneut musste er Janes Orientierungssinn vertrauen. Er wusste nicht wieso, aber er traute der Stille nicht. Das Gefühl beschlich ihn, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Plötzlich blieb er stehen. Jane, die seine ruckartige Bewegung spürte, blieb ebenfalls stehen und drehte sich zu ihm um. Sie sah ihn fragend an. Sherlock erwiederte ihren Blick und deutete mit einem Nicken auf die Dunkelheit vor ihn. Jane drehte sich um. Sie sah es anscheinend auch, denn sie zuckte zusammen. Schatten. Hinter der Kurve musste jemand stehen, der sie beobachtete und darauf wartete, dass sie kamen. Sherlock zog Jane am Arm in die entgegengesetzte Richtung und sie rannten duch den Korridor den Weg zurück, den sie gekommen waren. Laute Schritte ertönten honter ihnen. Wer auch immer dort auf sie gewartet hatte, schien sie jetzt zu verfolgen. Sherlock hatte das Gefühl, dass die Wände der nicht enden wollenden Gänge immer dichter kamen. Schneller und schneller hechteten sie lautlos durch das Gebäude. Ihr Verfolger fiel immer mehr zurück. Schließlich verstummten die Schritte komplett, als hätten sie ihn abgehängt. Sherlocks Herz klopfte wie verrückt und er war schon außer Atem vom ganzen gerenne. Als der Gang plötzlich eine scharfe Kurve machte, wurde es ein klein wenig heller. Eine Tür, die offenbar nach draußen führte, wie der Lichtstreifen am Rand zeigte. Janes Hände zitterten so sehr, also sie versuchte die Tür mit einem der Schlüssel zu öffnen, dass Sherlock sie ihr kurzerhand abnahm und die Tür aufschloss.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 13, 2019 ⏰

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