Kapitel 4

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Sherlock taumelte.
Der unbekannte hatte ihn direkt am Hinterkopf getroffen und er sah Sterne.
Sein Blickfeld begann sich zu verdunkeln. Schwarze Flecken breiteten sich aus und durch einen Schleier der Wahrnehmung spürte er das Tuch, das sich schwer auf seinen Mund und Nase drückte. Ein beißender Gestank kam ihm in die Nase und er verspürte den Drang sich zu übergeben.

Mit letzter Kraft holte Sherlock aus, um seinen Angreifer zu treffen, doch dieser hatte es vorhergesehen und wich aus. Er streifte ihn lediglich an der Schulter und wurde von seinem Gegenüber an die Wand gepresst.

Nach Luft schnappend versuchte Sherlock verzweifelt sich lozureißen, doch der Unbekannte hatte dies erwartet. Er spürte noch, wie er unsanft gepackt wurde, doch dann wurde alles dunkel.











Sherlocks Kopf dröhnte. Sein gesamter Körper fühlte sich benommen an und als er versuchte sich zu bewegen, spürte er einen stechenden Schmerz an seinem Hinterkopf, wo er getroffen wurde.

Benebelt öffnete er die Augen. Er schmeckte immer noch den beißenden, klinischen Geruch von dem Tuch und unwillkürlich fragte er sich, was wohl sein Angreifer darauf getan haben musste, damit er so schnell das Bewusstsein verlor.

Langsam, den Schmerz in seinem Hinterkopf ignorierend, sah er sich um. Er lag in einem kahlen Raum, mit einem kleinen Fenster, aus dem nicht mehr viel Licht schien. Die Wände waren aus nackten, grauen Stein, genau wie der Boden, auf dem Sherlock lag. Die Holztür ihm gegenüberliegend machte einen recht robusten Eindruck und ohne es zu probieren wusste Sherlock, dass sie verschlossen war.

So vorsichtig er konnte, versuchte er sich in eine Bequemere Position zu bringen, was sich als gar nicht mal so einfach herausstellte, da seine Handgelenke mit einem Seil verknotet schienen.

Sherlock stöhnte. Er wusste nicht, wo er war, wie lange, geschweige denn wieso. Offenbar war er in der Wohnung des Mordopfers nicht allein gewesen und überrumpelt worden.

Plötzlich knirschte ein Schlüssel im Schloss.
"Gut geschlafen?", ein recht kleiner, wieselartiger Mann mit schulterlangen, fettigen Haaren grinste auf ihn von der offenen Tür aus an.
Er trug einen braunen, alt aussehenden Mantel und hatte diesen bis oben hin zugeknöpft.

Sherlock wollte gerade etwas erwidern, doch überlegte es sich anders, als der Mann sich ihm näherte. Er hinkte leicht, bewegte sich aber recht lautlos.

Grob wurde Sherlock nach oben gezogen und richtung Tür bugsiert. Seine Muskeln protestierten, als er, den eisernen Griff des Mannes auf seiner Schulter spürend, durch einen langen Flur ging.

"Wie haben sie mich betäubt?", fragte Sherlock, teils aus Neugierde, teils um Zeit zu gewinnen.

Der Mann grinste erneut.
"Laudanum", sagte er, "wenn du das einatmest, bist du innerhalb von Sekunden bewusstlos"

Sherlock bekam ein ungutes Gefühl. Er hatte schon von Laudanum gehört, doch er hatte die Erfahrung eingentlich nicht machen wollen.

Der Gang endete Abrupt und sie gelangten durch eine weitere Tür in einen größeren Raum.
Es stand nichts weiter als ein Tisch mit einigen Stühlen darin.

Der Tisch war gedeckt und auf ihm standen Brötchen und Wasser.
Doch sie waren nicht allein. Am Fenster, an der gegenüberliegenden Wand stand ein Mann mit dem Rücken zu ihnen.
Er trug einen schwarzen Anzug, der recht hochwertig aussah.

Der Mann drehte sich um und Sherlock konnte einen Blick auf sein Gesicht werfen. Es sah recht ausgemergelt aus und Sherlock schätzte ihn auf etwa 50, dem schütteren, grauen Haar zu urteilen. Seine dunklen Augen blickten ihn unverwandt an, bevor sie sich auf den Mann hinter ihm hefteten.

Sherlock Holmes - Sein erster Fall (pausiert) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt