Ava:
Liv blieb noch eine ganze Weile. Wir saßen auf meiner Veranda und unterhielten uns über belanglose Dinge. Es tat unendlich gut, wieder mit jemandem zu sprechen. Sie brachte mich zum lachen, ich hatte schon fast vergessen, wie das war.
Dennoch war mein Herz schwer. Stunde um Stunde verging, und Cole kam nicht zurück. Besorgt sah ich zum Hunderten mal in den Himmel.
"Erde an Ava, hörst du überhaupt zu?" Liv schnippte mit dem Finger vor meinem Gesicht. Erschrocken zuckte ich zusammen. "Äh, ja klar. Entschuldige, ich war in Gedanken." Liv fuhr sich nachdenklich mit den Fingern durch ihr langes, blondes Haar und steckte es sich hinter ihr spitzes Ohr. "Hat deine Abwesenheit etwas mit dem überstürzten Aufbruch deines Mannes zu tun?" Wieder zuckte ich zusammen. Voll ins Schwarze getroffen...
"Wir sind nicht ... Er ist nicht mein Mann. Zumindest weis ich es nicht, wie wir zueinander stehen. Das alles war sehr überstürzt und wir kennen uns eigentlich kaum." Liv zog eine geschwungene Augenbraue nach oben. "Also, empfindest du gar nichts für ihn?" Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. So war das nicht. Ich empfand auf jeden Fall etwas für ihn. Doch, was genau? Ich wusste es nicht.
"Gut, wenn er noch zu haben ist, dann werde ich mich mal an ihn ran machen. Er ist ja wirklich ein Schnittchen." Liv wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Plötzlich entfuhr meiner Kehle ein bösartiges Fauchen. Ihre Aussage hatte mich wütend gemacht, auch wenn meine Reaktion sehr impulsiv war.
Erschrocken hielt ich mir die Hand vor dem Mund. Was war denn das? Ich war plötzlich so unglaublich ... eifersüchtig. Alleine der Gedanke, Cole mit einer anderen im Arm zu sehen, brachte mich um den Verstand. "Es tut mir leid, ich weis nicht was das eben war."
Liv's Lippen verzogen sich zu einem strahlenden Lächeln. Verwirrt sah ich ihr entgegen. "Das, kleine Ava, war die Reaktion eines total vernarrten Drachens. Ich weis, dass deine Art unglaublich besitzergreifend und Eifersüchtig werden kann, doch nur für Dinge, die euch am Herzen liegen. Siehst du nicht, wie oft du in den Himmel gestarrt hast, in der Hoffnung, er könnte zurück kommen? Jedes mal leuchten deine Augen. Also werde ich dir jetzt sagen, was du selbst nicht erkennst. Du magst diesen stur köpfigen Drachen, und zwar sehr. Ich würde sogar sagen, du hast dein Herz an ihn verloren. Wenn du mir nicht glaubst, dann glaube meiner Gabe als Elfe. Ich spüre die Verbundenheit zwischen den Lebewesen. Ob es nun Pflanzen, Menschen, oder sonstige Wesen sind." Ihre Worte berührten mich sehr. Tief horchte ich ihn mich hinein. Sie hatte Recht, ich konnte mir schon jetzt keine Leben mehr ohne Cole vorstellen.
Mein Herz erwärmte sich und ich lächelte sie dankbar an. "Woher weist du so viel über uns Drachen?" Sie kicherte. "Ich finde euch großartig. Schon als Kind, wollte ich immer mal einem Drachen begegnen." Plötzlich erstarb ihr kichern. "Leider, trifft man euch nicht mehr oft an seit ... naja, du weist schon." Mein Blick verdunkelte sich und ich sah zu Boden. Liv schluckte schwer. "Was hat dich der Krieg gekostet?" fragte sie zögerlich. Ich schloss die Augen. "Alles." antwortete ich nur. Ihr Blick ruhte auf der wulstigen Narbe die meinen Arm zierte.
"Es tut mir leid. Ich wollte keine alten Wunden aufreisen. Verfluchte Neugierde." Ich hob den Blick und sah ihr traurig in die grünen Augen. "Ist schon in Ordnung. Das ist lange her." Sie nickte und sah in den Himmel. "Ich wollte immer fliegen können. Sag, wie fühlt es sich an, dem Boden zu entfliehen?" Ich lächelte sie vielsagend an. "Wer weis? Vielleicht findest du es eines Tages selbst heraus." Liv's Augen begannen zu strahlen. "Das wäre toll."
Sie sah auf ihre braune Armbanduhr und sprang plötzlich erschrocken auf. "Herrje, schon so spät! Ich muss los, meine Mutter wird sich Sorgen machen!" Sie lief schon los, da hielt ich sie am Arm zurück. "Wirst du wieder kommen?" Liv strahlte mich aus vollem Herzen an. "Wenn du das möchtest, dann komme ich gerne wieder. Sagen wir morgen Früh? Wir könnten etwas Joggen gehen." Ich nickte erfreut. "Gerne." Liv lief los, drehte sich noch mal kurz um und rief "Dann bis morgen!" Schnell winkte ich ihr hinterher, doch sie war schon im Wald verschwunden.
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Forever
FantasyDer Krieg ist lange vorbei, doch noch immer lebt die schöne Drachenwandlerin Ava zurückgezogen in ihrem Wald. Zu tief sitzt der Schmerz und der Verlust, der jener Krieg bei ihr hinterließ. Sie liebt die Natur und die Ruhe, weis jedoch nicht, wie ei...