Cole:
Das war eine schlechte Idee. Eine sehr, sehr schlechte Idee. Ein Teil von mir verfluchte Liv, doch als ich in das aufgeregte Gesicht meiner Gefährtin sah, wusste ich, dass ich alles für sie tun würde. Sie lenkte ihr riesiges Auto mit einer Sicherheit, die mich fast ein wenig neidisch machte. Ich konnte es zwar auch, benutzte aber lieber meine Flügel. Autos waren mir, genau wie alle anderen technischen Geräte, zu unzuverlässig. Mich fortzubewegen, ohne dem vertrauten, kalten Wind, der meinen Körper umschmeichelte, war befremdlich.
Ava tätschelte beruhigend mein Knie. Sie machte sich Sorgen, ihr zu Liebe verbarg ich meine Zweifel. Ich ging äußerst selten unter Menschen. Ihre Blicke brannten sich jedes Mal in meine Seele. Ein übereifriges Mädchen hatte sogar einmal heimlich ein Foto von mir gemacht. Natürlich sind ihr vor Schreck fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als ich ihr Handy vor ihren Augen mit einer Hand zerdrückte. Und da ich so ein zuvorkommender Mann war, versuchte ich sie mit den Worten 'Da war ein tödlicher Virus drauf.' zu beruhigen und gab ihr den Schrotthaufen zurück. Zugegeben, wie das mit den Viren in technischen Geräten funktionierte, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz klar.
Aber gut, nun war ich hier, saß auf einem ziemlich bequemen Sitz, auf den Weg in mein persönliches Verderben. Könnte schlimmer sein.
Ich betrachtete Ava, wie sie das Gefährt gekonnt seitwärts einparkte und sprang so schnell wie möglich an die frische Luft. Schon jetzt hörte ich die harten Bässe. Auf dem Weg zum Club legte ich meinen Arm um meine fröstelnde Gefährtin und versuchte meine Aufregung zu verbergen. Liv sprach ununterbrochen, doch ich hörte ihr nicht zu, da ich die riesige Menschenansammlung betrachtete. Zum Glück führte sie uns um das Gebäude herum und bugsierte uns durch den Mitarbeiter Durchgang. Mein Unbehagen stieg, als wir eindeutig nach unten liefen. Ich hasste es, unter der Erde zu sein. Hier konnte ich im Notfall nicht meine Flügel ausstrecken.
Als wir den stickigen Raum betraten, war ich mir sofort aller Blicke bewusst, die mich fasziniert, erschrocken, oder sogar angeekelt betrachteten. Und ich war mir auch der Blicke bewusst, die meine Ava angafften. Ein böses Knurren verlies meine Kehle, dass in der Musik jedoch unter ging.
Ava setzte sich auf ein schwarzes Sofa und verwöhnte mich bald darauf mit heißen Küssen, die meine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe stellten. Bald schon entspannte ich mich etwas unter ihren sanften Händen und genoss unsere nicht ganz so private Zweisamkeit. Plötzlich wurde sie fordernder und setzte ihre freche Zunge mit ein . Oh ja. Genau so wollte ich es. Wild und ungezügelt. Ein wildes knurren kam mir über die Lippen, was sie erregt erschaudern ließ.
Plötzlich kam uns Liv - schon wieder - dazwischen und stellte uns kleine, streng nach Alkohol riechende Gläser auf einen kleinen Tisch. Eines war klar, wollte ich je wieder mit Ava intim werden, musste ich Liv vorher los werden. Und wenn ich sie fesseln und an einen ihrer geliebten Bäume binden müsste.
Meine wunderschöne Gefährtin kippte das widerliche Zeug auf einen zug hinunter. Nun ja, dann musste ich da wohl auch durch. Ich hielt die Luft an und trank das Gebräu ohne zu schlucken. Nun, so schlimm war es dann doch nicht. Natürlich war das nicht das erste Mal, dass ich Alkohol trank, doch gewöhnen würde ich mich an den strengen Geschmack niemals.
"Willst du tanzen?" Ava riss mich aus meinen Gedanken und reichte mir ihre Hand. Sie sah so schön aus in ihrem roten, unverschämt kurzen Kleid. Es lud einen förmlich ein, über ihre schönen Kurven zu streicheln. Nach kurzem zögern ergriff ich ihre Hand. Wie sich heraus stellte, hatte sie genauso wenig Erfahrung im tanzen wie ich. Ich lächelte heimlich in mich hinein, als sie sich so unbeholfen anstellte, dass sie mir ein paar mal auf die Füße trat. Unglaublich süß.
Plötzlich spürte ich einen intensiven Blick auf mir, der von einem Mann mittleren Alters aus ging. Er lächelte freundlich und kam auf uns zu. Mir fielen sofort seine Augen auf, sie wirkten wesentlich älter als der Rest. Sie erinnerten mich an meine eigenen. Augen, die viel gesehen hatten.
DU LIEST GERADE
Forever
FantasyDer Krieg ist lange vorbei, doch noch immer lebt die schöne Drachenwandlerin Ava zurückgezogen in ihrem Wald. Zu tief sitzt der Schmerz und der Verlust, der jener Krieg bei ihr hinterließ. Sie liebt die Natur und die Ruhe, weis jedoch nicht, wie ei...