Chapter fourteen - dresses and old stories

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Songs for this Chapter:
What makes you beautiful- One direction
bellyache - Billie Eilish
Fix you - Coldplay
Rihanna - Fading
Keep holding on - Avril Lavigne

Playlist auf spotify: https://open.spotify.com/playlist/4IFOoXY97PQxWUarRIAXuS

Kritisch beäugte ich das Kleid, welches Melody für mich ausgesucht hatte. Es war schwarz und hatte einen ziemlich tiefen Ausschnitt - definitiv nicht meine erste Wahl. Eigentlich war das eine Untertreibung. Alleine hätte ich dieses Kleid niemals angerührt - es passte einfach nicht zu mir. Aber ich beschloss es Melody zu liebe wenigstens anzuprobieren.
Schnell zog ich es an und trat dann aus der Umkleide, wo Mel bereits auf mich wartete.
„Was sagst du?" Ich drehte mich einmal im Kreis, aber da das Kleid eng anlag hatte es nicht den gewünschten Effekt.
Melody nickte ermutigend. „Hey, das sieht doch echt gut aus!"

Ich schüttelte energisch den Kopf. „Das bin einfach nicht ich. Außerdem hat es definitiv nicht den gewünschten Wow-effekt." Auch wenn sie es versuchte so gut wie möglich zu verbergen, ich konnte förmlich sehen, wie sie die Augen in Gedanken verdrehte.
Schon am Anfang unserer Shopping-tour hatte ich ihr erklärt, dass ich auf der Suche nach dem perfekten Kleid mit Wow-Effekt war. Wenn ich dort schon erscheinen würde, dann wenigstens mit etwas Stil.

Ich drehte mich um und wollte gerade wieder zurück in die Umkleide gehen, da entdeckte ich ein Kleid an der hintersten Stange. Ich bedeutete Melody kurz zu warten und griff nach dem Kleid. Es war pastell-blau, schulterfrei, bodenlang und hatte einen Rock aus Tüll. Dazu hatte es einen herzförmigen Ausschnitt und das Oberteil des Kleides war mit kleinen hellblauen und pastellrosa Blüten bestickt. Es war einfach perfekt.
Ich verschwand in der Umkleide und trat wenig später wieder heraus.
Hinter mir hörte ich, wie Melody nach Luft schnappte.

„Lilac - du siehst einfach wunderschön aus." Endlich drehte ich mich um und schaute in den Spiegel. Das Kleid saß wie angegossen und ich wusste, dass es perfekt für mich war. Trotzdem war ich unsicher.
„Bist du sicher? Ich meine, das Kleid versteckt nicht gerade Problemzonen."
„Was?" irritiert schüttelte Mel den Kopf.
„ Du weißt schon - man sieht jedes Gramm. Findest du nicht, dass ich ein wenig...naja dicker aussehe?"
„Oh mein Gott, Lilac. Bist du bescheuert? Das ist jetzt nicht dein ernst! Du hast die perfekte Figur. Weder bist du dick, noch so super dünn, dass man ständig das Bedürfnis bekommt, dich zu füttern. Ich meine, hallo, schau dich doch mal an." Melody war aufgesprungen und stand nun mit verschränkten Armen vor mir.

Obwohl ich noch immer nicht zu hundert Prozent überzeugt war, nickte ich.
„Du hast recht, ich sollte damit zufrieden sein, wie ich bin. Aber..." Ich verstummte. Wie sollte ich es ihr bloß am besten erklären?
Ich setzte mich auf einen der Hocker, die neben der Ankleide standen.

„Es ist manchmal einfach nur ein wenig kompliziert. Ich...Als wir noch in Deutschland gewohnt haben, da war das Thema Körpergewicht an meiner alten Schule ein riesiges Ding. Meine alten Freundinnen haben mir damals nicht wirklich gut getan. In jeder Mittagspause ging es nur darum, was man isst. Gefühlt jede, mal abgesehen von mir, hatte nur einen Salat dabei und ich habe mich immer einfach so schlecht gefühlt, wenn ich etwas ungesundes gegessen hatte.

Und natürlich wurde ich dann immer erst einmal anklagend angeschaut. Mit der Zeit habe ich einfach das Gefühl bekommen, dick zu sein. Und ich hasste es. So sehr. Aber ich war umgeben von diesen super dünnen Mädchen, die alleine bei dem Anblick von Schokoriegeln schon einen Anfall bekamen. Alle waren gefühlt fünf mal die Woche joggen und im Fitnessstudio, während ich mit einer Tüte Chips daheim saß und Netflix schaute.

Irgendwann hielt ich es dann nicht mehr aus, die Blicke, die spöttischen Bemerkungen. Also versuchte ich mich anzupassen - aber egal wie sehr ich es versuchte, es ging einfach nicht. Ich war nie diszipliniert genug, um nur einen Salat zu essen und täglich Sport zu machen. Vielleicht wollte ich es auch einfach nicht genug. Aber seit diesem Zeitpunkt habe ich immer dieses Gefühl in mir.
Und manchmal hasse ich meine alten Freundinnen dafür. Dabei waren sie wirklich gute Freundinnen gewesen. Ich war immer zufrieden mit meiner Figur, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Aber eigentlich muss ich mir selbst eingestehen, dass es gar nicht ihre Schuld war - ich bin immerhin selbst dafür verantwortlich, wie ich mich fühle und wie ich es zulasse, dass andere Leute mich behandeln. " Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen getreten waren.

„Lilac, ich....es tut mir leid. Aber du solltest wissen, dass es absolut nicht deine Schuld ist, wenn Leute dich falsch behandeln. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das für dich gewesen sein muss. Ich hatte das große Glück, dass meine Freundinnen und ich immer auf derselben Wellenlänge waren." Sie verfiel in Schweigen, woraufhin ich mit den Achseln zuckte.
„Schon okay. Immerhin ist das schon einige Jahre her."
„Aber es verfolgt dich immer noch. Und das solltest du schleunigst ändern. Und das tust du am besten...", sie zupfte an dem Kleid, „...indem du das hier kaufst."

Ich lächelte.
Dann stand ich auf, zog mich um und lief zur Kasse, um zu bezahlen.
„Danke, dass du mir das erzählt hast. Es war ja nicht wirklich ein Geheimnis, aber eine Geschichte aus der Vergangenheit mit sich herumzutragen...ist kompliziert."
Beinahe lachte ich auf. Wenn Melody nur wüsste, wie sehr sie damit recht hatte. Nur würde sie mein "echtes" Geheimnis aus der Vergangenheit nicht erfahren. Niemand sollte das. Jemals.

„Apropos Geheimnis - wann hattest du eig vor uns zu erzählen, dass du dem Glee Club beigetreten bist?" Mel verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse und ich konnte einen kleinen Seufzer nicht unterdrücken.
„Tut mir Leid. Ich wusste nur einfach nicht, wie ich es euch beibringen sollte. Nicht nach Trevors Reaktion."
„Du hättest es mir erzählen können." Sagte sie ruhig. Abermals entschuldigte ich mich.
„Wie findest du es denn?" fragte Melody nach einer Weile, in der wir schweigend nebeneinander hergelaufen waren.
„Soll ich ehrlich sein? Ich verstehe das alles einfach nicht. Die Proben sind schrecklich. Die Gruppe ist schlecht und ich werde mich beim Auftritt absolut schämen." Sie seufzte.

„Ich weiß. Eigentlich hatte ich gehofft, dass Violet ein wenig auf dich hören würde und vielleicht etwas ändert. Aber sie ist einfach zu stur."
„Kennst du sie besser? Also Violet?" fragte ich neugierig.
„Ein wenig. Ich wünschte, ich könnte dir helfen - aber es geht nicht. Ich habe es Trev hoch und heilig versprochen, niemals darüber zu reden. Tut mir Leid."
„Schon okay." Dann würde ich es eben selbst herausfinden...so schwer konnte es ja doch nicht sein.
Und ohne es zu wissen, hatte Melody mir tatsächlich trotzdem weitergeholfen. Zumindest wusste ich jetzt, wo ich bei meiner Recherche anfangen musste.

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