Kapitel 11: Das Blatt wendet sich

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3 Monate später

Drei Monate vergingen, es war jetzt Winter und stellenweise fing es schon an zu schneien.

Bald waren schon Weihnachtsferien. Auf Grund meiner Berührungsängste hatte ich eine Therapie anfangen müssen. Allgemein um alles zu verarbeiten.

Ju und ich waren gemeinsam mit Rezo zur Polizei gegangen, um dieses Schwein anzuzeigen. Das geschah noch am selben Tag, an dem es passiert war, da ich noch Spuren von dem Vorfall an mich trug. Alle Indizien sprechen natürlich dafür, dass Ahmad schuldig war und gegen meinen Willen gehandelt hatte.

Er wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt und musste dazu auch noch Schmerzensgeld zahlen. Ich war froh, dass dieser Mistkerl uns jetzt nichts mehr tun konnte. Jetzt hatte ich in Ruhe alles verarbeiten können und es kehrte wieder einigermaßen Ruhe ein.

Mit Rezo hatte ich mich auch richtig gut angefreundet und er stand mir in der ganzen Zeit auch bei und war für mich da, tat alles, was er nur konnte.

Mit Toni war nach wie vor Funkstille...

Ich hatte immer mal wieder versucht ihn anzurufen, doch leider ging er nie ran. Ich vermisste ihn sehr, aber ich konnte leider auch nichts anderes machen. Es machte mich nach wie vor immernoch ziemlich fertig, schließlich war Toni wie ein Bruder für mich gewesen.

Und jetzt war er einfach weg. Aber nach und nach lernte ich besser mit allem umzugehen, dank Ju und Rezo. Ich war so froh, dass ich sie hatte. Denn ohne sie hätte ich mir sicher schon längst etwas angetan.

Meine Mutter und mein Vater erfuhren ebenfalls von dem Vorfall mit Ahmad und waren sehr erschüttert, waren ebenfalls die ganze Zeit für mich da gewesen. Es war alles nicht leicht, aber mit ihrer Hilfe konnte ich alles schaffen.

Seit Ahmad weg war, hielten sich auch die anderen Gangmitglieder bedeckt und ließen mich in Ruhe. Sie wollten besser nichts riskieren, da sie auf Bewährung waren. Auch die Zicke hielt ihren Mund, da Ju sie ja erpresst hatte. So hatte ich gottseidank soweit meine Ruhe. Nur Toni fehlte mir halt.

Es war wie immer ein ganz normaler Schultag, ich war müde, da ich letzte Nacht noch so lange mit Ju telefoniert hatte. Ich gähnte, als ich draußen auf der Bank saß, als ich von weitem plötzlich einen blauen Haarschopf erkennen konnte.

Rezo? Nein...

Es war...

Es war Toni!

Was machte der denn hier an meiner Schule, mitten in der Mittagspause? Er ging auf mich zu und ich hielt den Atem an. Ich schluckte, als er vor mir stand und mich schwach anlächelte.

"Hey Kane...", meinte er vorsichtig und kratzte sich am Hinterkopf.

All der Schmerz baute sich in mir auf und ich musste meine aufkommenden Tränen wegblinzeln. 

"Können wir vielleicht reden...?", fragte er dann und sah mich auch so an.

Ich nickte und war mal gespannt, was er jetzt von mir wollte. Er setzte sich neben mich auf die Bank und sah mich vorsichtig an.

"Nun ja... Ich habe jetzt in diesen drei Monaten nochmal über alles nachgedacht und es tut mir so unglaublich leid, was ich dir damit angetan habe. Ich weiß, dass das nicht richtig von mir war und ich hätte das auch anders machen können... Aber ich habe einfach diesen Abstand und die Zeit gebraucht, um nochmal über alles nachzudenken. Und ich möchte unsere Freundschaft nicht einfach so wegschmeißen. Ich habe jetzt in der ganzen Zeit gemerkt, wie sehr du mir fehlst und dass ich dich brauche, Kane... Ich wünschte ich könnte nochmal die Zeit zurückdrehen und alles anders machen... Es tut mir so leid, Kane... Kannst du mir verziehen?"

Er sah mich sehr traurig an und ich merkte ihm an, dass es ihm wohl wirklich leid tat. Erst war mein Gesichtsausdruck ausdruckslos aber dann verzogen sich meine Lippen langsam zu einem Lächeln und ich war einfach nur überglücklich.

Klar, waren die drei Monate der Horror für mich, aber ich war so unglaublich froh!

"Ja! Oh mein Gott, ja!", meinte ich und fiel ihm dann auch schon überglücklich um den Hals.

"Uff da bin ich aber erleichtert... Ich bin übrigens wieder mit Mau zusammen!", meinte er, während er meine Umarmung erwiderte.

"Ach was, ehrlich? Das freut mich ja so! Aber...", meinte ich dann, löste mich aus seiner Umarmung und verpasste ihm dann einen festen Schlag gegen den Oberarm.

"Aua! Uff, den hab ich wohl verdient...", lachte er dann und kratzte sich am Hinterkopf.

"Allerdings!", lachte ich dann grinste.

"Lass uns nach der Schule ins Starbucks gehen. Wie lange hast du noch?", fragte er mich dann.

"Hab gleich noch zwei Stunden Mathe bei dem Krüger... Ich hasse ihn.", verdrehte ich die Augen.

Dann lächelte ich aber wieder.

"Danach hab ich frei. Wollte eigentlich wieder zu Ju, aber der hat sicher Verständnis.", sagte ich und Toni strahlte dann richtig, was mich ebenfalls mega glücklich machte.

"Super! Dann bis nachher! Ich vertrete mir dann mal ein wenig die Beine.", sagte er, kurz bevor es auch schon wieder gongte.

"Passt ja! Muss jetzt eh rein. Bis später!", umarmte ich ihn dann und ging dann grinsend in die Mathestunde.

Ich glaube so glücklich war ich noch nie in eine Mathestunde gegangen.

Das Treffen nach der Schule mit Toni war einfach nur mega schön gewesen und wir hatten uns komplett ausgesprochen und alles geklärt, worüber ich sehr froh und erleichtert war.

Ju war natürlich nicht sauer auf mich, dass ich unsere Verabredung auf heute Abend verschoben hatte. Im Gegenteil, er freute sich unheimlich, dass Toni und ich wieder zueinander gefunden hatten. Umso mehr freute er sich, mich so glücklich wieder zusehen.

Ich war wie ausgewechselt und total fröhlich. Toni füllte wieder dieses leere Loch in mir aus, welches die ganze Zeit über in meiner Seele geklafft hatte.

Als ich bei Ju ankam, fiel ich ihm überglücklich um den Hals und drückte ihn fest an mich. Und ich hatte erstaunlicherweise echt gar kein Problem damit! Ju erfreute das sehr, wenn er auch etwas perplex dastand. 

"Wow Kane!", stieß er deswegen erstaunt heraus und lächelte mich dann an, als ich mich wieder von ihm löste.

"Ich bin so glücklich Ju! Endlich scheint alles wieder gut zu werden!", meinte ich und ging dann mit ihm in sein Haus.

Außer ihm war keiner da.

"Das glaube ich dir. Und, habt ihr euch gut ausgesprochen?"

"Ja, haben wir. Es ist alles wieder gut!", meinte ich dann und grinste.

"Weiß er auch 'davon'?", fragte er dann und ich schüttelte dann den Kopf.

"Nein. Damit möchte ich mir noch etwas Zeit lassen. Das hat jetzt nicht gepasst.", meinte ich dann und starrte auf den Boden.

Ich wollte jetzt echt nicht daran denken. Sondern mal wieder versuchen, Ju näher zu kommen. Bisher hatten meine Versuche leider gescheitert.

Aber ich wollte nicht aufgeben. Das Verlangen war ja da, nur wenn er mich berührte schossen mir wieder all diese furchtbaren Erinnerungen in den Kopf. Doch da ich jetzt so glücklich war, wollte ich diesen Moment nutzen. Und deswegen ging ich gleich aufs Ganze.

"Ah das freut mich sehr!", meinte Ju, bis ich ihm meinen Zeigefinger an die Lippen hielt.

"Pssht!", meinte ich bloß und hatte in der nächsten Minute auch schon meine Lippen auf seine gelegt.

To be continued...

Better Life | Julien Bam FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt