Ich hörte Schritte von den Wänden widerhallen. Dieses immer lauter werdende Kratzen über den Boden, ließ eine gewisse Nervosität in mir frei. Eigentlich wollte ich nur schlafen, doch irgendetwas hielt mich wach, abgesehen von diesen Schritten. Ein Gefühl sagte mir, dass wir noch nicht sicher waren.
Die Schritte näherten sich und vor der Tür stoppten diese. Ich hielt die Luft an und wartete, bis etwas passierte, doch es passierte nichts. Als weiterhin nichts mehr geschah, schloss ich meine Augen und versuchte noch einmal zu schlafen. Doch bevor ich in den Schlaf verfiel, hörte ich Stimmen. Etwas verstehen konnte ich nicht, denn ich war eindeutig zu müde. Die Angst, die ich spürte, war zu groß, um zu schlafen. Ich hörte ein Kratzen an der Tür, womöglich ein Schlüssel. Die Tür öffnete sich und man sah Schatten. Sofort schloss ich meine Augen und tat so, als würde ich schlafen. Die Schritte kamen in meine Richtung. Ich wusste, dass wir hier nicht sicher waren.
"Aufstehen!", flüsterte mir eine weibliche Stimme zu. Ich regte mich nicht und blieb liegen, doch sie schüttelte mich an meiner Schulter. "Aufstehen!", wiederholte sich diese. Ich musste mich wohl umdrehen, um meine Freunde zu schützen. Als ich mich umgedreht hatte, sah ich nur die Silhouette einer Frau, die zu mir gebeugt war. "Kommst du bitte mit!" Ich setzte mich und sah mich um. Nur ein Bett stand in diesem Raum. Sofort bekam ich Panik und war wieder hellwach. Wo sind meine Freunde?
"Die sind woanders. Du kommst jetzt aber mit", sagte sie und zog mich am Arm hoch."Was passiert mit den anderen?", wehrte ich mich und funkelte sie fies an. Nur das Licht des Flures schien hier hinein, weshalb ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte. "Die sind sicher, solange du machst, was wir dir sagen", entgegnete sie mir nur. Sie geleitete mich in das Zimmer nebenan. Es war zu hell für meine Augen, die nur die Dunkelheit gewöhnt waren, weshalb ich sich reflexartig zusammen kniff. Als ich sie wieder öffnete, sah ich, dass wir in einer Art Behandlungszimmer angekommen waren. Es war viel besser ausgestattet, als unsere kleine Hütte auf der Wiese.
"Was soll ich hier? Ich fühle mich gut und will einfach nur schlafen!"
Sie deutete auf die Liege neben mir. "Setz dich und ich erkläre dir, was jetzt mit dir passiert."
Ich zögerte, doch setzte mich. "Nun, erzählen sie jetzt!", fauchte ich sie an. Sie grinste und fing an, vor mir her zu laufen. "Du erinnerst dich wohl an deine Ankunft im Labyrinth", sie machte eine Pause. Es war eine sehr dumme Frage von ihr. Ich konnte mich damals an nichts anderes, als meinen Namen erinnern. "Vor eurer Ankunft wurde eine Gedächtnisblockade implantiert. Und jetzt hast du das Glück deine entfernt zu bekommen."
"Eine Gedächtnisblockade? Wie wollen sie das entfernen? Ist das überhaupt möglich?"
"Vertrau uns einfach. Du wirst dich danach an alles erinnern können", sagte sie und setzte sich auf den Stuhl vor mich. Es wäre gut meine Erinnerungen wieder zu haben. Ich könnte den anderen erzählen, was passiert war, sofern ihnen nicht das selbe Angebot gegeben wird wie mir.
"Gibt es Bedingungen?", fragte ich zur Sicherheit. "Vertrau uns einfach und komm mit", sie ging mit mir einen Raum weiter. Dort waren viel mehr Geräte und andere Dinge. Die Frau deutete auf eine Ablage. "Zieh dich um und komm danach wieder zu mir."Ich war mir wirklich nicht sicher, doch das Verlangen nach meinen Erinnerungen war viel zu hoch, als dass mich etwas daran hindern konnte. "Warten sie! Wie läuft es ab?", fragte ich bevor sie den Raum verließ. Sie drehte sich genervt um und sah mich an. "Ich habe dir gesagt, dass du mir vertrauen sollst. Es wird ein minimal Invasiver Eingriff. Dass heißt, dass-"
"Ich weiß, was das bedeutet. Aber wie kann ich mir sicher sein, dass ich meine Erinnerungen wieder bekomme? Und die anderen? Bekommen die auch ihre Erinnerungen zurück?" Sie atmete tief ein und kam auf mich zu. "Du wirst dich umziehen, zu mir kommen und dann reden wir weiter. Aber ich versichere dir ihnen geht es gut!", sagte sie nur und ging. Ich setze mich auf die Bank neben die Sachen, die in einem feinsäuberlichem Stapel zusammengelegt waren. Der innere Kampf machte mich fertig. Eine richtige Lösung fand ich nicht, denn ich bezweifelte, dass es eine gab.
"Bist du fertig?", klopfte sie an der Tür. Ich entschied mich schlussendlich dafür mich dieser Operation zu begeben. "Ein Moment noch!"Ich zog mich um und öffnete die Tür. "So, erklären sie bitte das Verfahren."
"Du wirst dich hier hinlegen und dann operiert", erklärte sie mir trocken. "Ich möchte den genauen Ablauf kennen. Ich möchte auf alles gefasst sein."
"Ich hab doch schon alles erklärt. Was möchtest du denn noch wissen?"
"Wie werde ich mich danach fühlen? Wird alles aufeinmal wieder da sein? Kann ich mir überhaupt sicher sein, dass es meine Erinnerungen sind?"
Sie spannte ihre Kiefermuskeln an und funkelte mich wütend an. "Stellst du jetzt noch eine weitere Frage, dann kann und werde ich dir nicht mehr versichern können, dass deinen Freunden nichts passieren wird. Also leg dich jetzt hin und lass dir deine verdammte Gedächtnisblockade entfernen!", entgegnete sie mir mit erhobener Stimme.
Es gab wohl einen Grund weshalb es mich traf. Unter keinen Umständen soll meinen Freunden etwas passieren, deshalb begab ich mich direkt zur Liege und legte mich hin. Ich hatte Angst und begann an meinem ganzen Körper zu zittern. Bis in meine Fingerspitzen.
Weitere Personen bekleidet mit Mundschutz und Kittel betraten den Raum. Einer von ihnen richtete eine Lampe auf mich und sah mich an. Durch das Licht konnte ich keine Gesichter erkennen, nur vage Umrisse. Etwas kaltes, feuchtes berührte meinen Hals, danach spürte ich einen unerwarteten Schmerz. Einen Stich. Vermutlich eine Spritze. "Entspann dich jetzt. Du wirst einschlafen und danach wirst, wenn du aufgewacht bist, wirst du all deine Erinnerungen wieder haben", erklärte eine mir unbekannte männliche Stimme. Das Zittern verging und mich durchströmte eine Welle der wärme. Aus dieser Wärme wurde Müdigkeit und ich schlief endlich ein. Doch ich bekam noch mit, wie die männliche Stimme versuchte mit mir zu reden. Ich bekam aber nichts heraus, ich bekam nicht einmal mit, was genau er mir sagte."Ich fühlte mich schwammig. Ich versuchte meine Augen zu öffnen und spürte einen stechenden Schmerz. Es war fürchterlich. Mein Kopf summte und ich fühlte mich verloren.
Ich versuchte mich an etwas zu erinnern. An egal was. Ich wollte unbedingt wissen was vor dem Labyrinth war. Ich kniff meine Augen zusammen und sah etwas vor mir. Verschwommen und weit entfernt.
Es waren viele Leute in den gleichen Klamotten. In komplett weiß. Das T-Shirt. Die Hose. Sogar die Schuhe. Ich konnte keine Gesichter erkennen, doch die Aktivität. Ich saß mit ihnen in einer Art Cafétria an einem Tisch. Alle an diesem Tisch redeten über etwas, sehr ausgiebig. Es sah aus, als wäre ich vollkommen involviert, denn die Blicke waren geradezu auf mich gerichtet. Ich konnte erkennen wie sich meine Hände völlig unkontrolliert in der Luft bewegten.
Es war überaus merkwürdig, denn es fühlte sich in keinster weise so an, als würde ich die Person sein, die das miterlebt hat. Es fühlte sich so an, als wären es Erzählungen eines anderen, die mir visualisiert wurden.Ich öffnete schlagartig meine Augen und sah mich um. Ich war alleine. Nur das Bett in dem ich lag, ein Tisch mit zwei Stühlen und eine Tür direkt am anderen Ende des Raumes. Ich setzte mich auf und schaute mich um. Mein Kopf fühlte sich voll und schwer an. Es war ein unerträglicher Schmerz. Ich drehte mich, sodass meine Beine von der Bettkante herunter hingen und ich mit beiden Füßen auf den Boden stand. Zum hinstellen und laufen war ich zu schwach. Doch ich brauchte nichts weiter tun, denn es klopfte an der Tür und die Frau, die mich quasi dazu gezwungen hat, kam herein.
"Wie fühlst du dich?", fragte sie direkt und setzte sich auf einen der zwei Stühle an den Tisch. Ich versuchte zu sprechen, doch es kam nichts heraus, als hätte ich es verlernt. Ich bekam Panik und atmete schneller. "Beruhig dich. Du wirst dich gleich ausruhen und dann wird alles wie vorher."
Ich beruhigte mich und sah sie erwartungsvoll an. "Okay, der wahre Grund warum du hier bist", fing sie an und grinste. "Du glaubst doch wirklich nicht, dass du deine Erinnerungen ohne jegliche Gegenleistung bekommst?"
Ich ballte Hände zu Fäusten und spannte meine Muskeln an. Ich wusste es und bereue meine Entscheidung.
"Ihr seid nicht sicher vor A.N.G.S.T. Wir sind immer noch ein Teil von euch und ihr seid ein großer Teil von uns. Ihr seid unsere Probanden. Unsere Testobjekte. Und du. Du bist ein ganz besonderes Testobjekt, denn du bist der einzige deiner Gruppe, der seine Erinnerungen zurück bekommen hat. Du wirst deine Gruppe in die Wüste begleiten und du wirst nichts sagen. Du wirst dich zurückhalten müssen in deinen Antworten, Vorschlägen oder ähnlichem. Und ganz wichtig, wirst du keinem etwas erzählen. Keiner Menschenseele", sie legte ihren Kopf schief und sah mich an. Ich zitterte vor Wut.
Hätte ich die Möglichkeit zu laufen, dann wäre ich weggelaufen. Der Schmerz, die Wut einfach alles, ließ mich wie verankert auf meinem Bett sitzen.
Sie holte etwas aus ihrer Kitteltasche. Ein Foto. "Falls irgendwer erfahren wird, dass du mehr weißt als jemand anderes. Wird diesem lieben Jungen etwas zustoßen. Und ich versichere dir, dass es nicht schön sein wird. Weder für ihn, noch für dich, noch für irgendjemand anderen in eurer Gruppe", ohne ein weiteres Wort verließ sie den Raum und ging.Ich atmete wieder unkontrollierter und reflektierte, das was sie mir gesagt hat. Ich legte mich wieder hin, starrte an die Decke und fing an zu weinen.
~C3
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C-18 Der Restbestand || Maze Runner FF
FanfictionGruppe C hat sich nach fast einem Jahr der Isolation endlich aus dem Labyrinth gekämpft. Doch nun erwarten die Jugendlichen neue Aufgaben und Abenteuer... Teil 1: C-21 Der Restbestand