Kapitel 7

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Sie öffneten die Kiste und erblickten ein Tablet. Max holte es vorsichtig heraus und legte es in die Mitte, wo zuvor noch die verschlossene Kiste lag. Sogar Felix und Matthew schauten gespannt auf das Tablet, doch es passierte nichts. Jegliche Knöpfe, die man drücken konnte, bewirkten nichts. Der Bildschirm blieb schwarz und nur die Gesichter der einzelne Wieslinge spiegelten sich darauf. Nachdem immer noch nichts geschehen war, stand Felix auf und fragte: "Was habt ihr vor jetzt zu tun?" Alle sahen sich nur abwechselnd an. Der eigentliche Plan war es Hundert Meilen nördlich zu laufen, doch dieses Rätsel machte sie stutzig. "Seid ihr euch wirklich sicher, dass diese Kiste für uns war?", hakte Jas nach. Matthew sah Felix an und nickte daraufhin sehr sicher. "Was haltet ihr denn davon, wenn ihr einfach über Nacht hier bleibt? Vielleicht passiert ja noch was und dann könnt ihr weiter sehen", schlug Felix vor. "Und wo genau wollt ihr denn Platz haben, für 18 weitere Personen, es ist ja so schon ziemlich eng", bemerkte Liam und sah sich um. "Wenn ihr mir bitte folgen würdet", sagte Felix und lief auf eine Tür zu. Die Wieslinge folgten ihm, er öffnete sie und geleitete sie in einen großen Raum. Dieser Raum war fast genauso groß, wie die Bruchbude ganz am Anfang. "Das Angebot steht, ihr dürft gerne hier bleiben, den Platz haben wir."
Sie gingen alle stumm wieder zu dem Tablet, in der Hoffnung, dass mittlerweile es was passiert war, doch es lag wie zuvor einfach auf dem Boden ohne jegliche Neuerung. "Ich bin dafür, dass wir hier bleiben", flüsterte Tyler, nachdem er sich sicher war, dass Matthew und Felix in ihrem Kartenspiel vertieft waren. Daraufhin starrte Izzy ihn empört an: "Wir kennen die beiden doch nicht. Wer weiß, was mit uns passiert? Findet ihr es nicht auch komisch, dass wir ausgerechnet hier ankommen und die beiden dann auch noch ganz zufällig eine Kiste für uns haben?" Keiner äußerte sich dazu. Nur hier und da ein leichtes nicken und vor sich hin Murmeln. "Außerdem müssen wir noch weit laufen", fügte Izzy hinzu, als sich weiterhin keiner äußerte. "Und das ist der springende Punkt. Wir müssen noch weit laufen. Wir ruhen uns noch aus und dann legen wir morgen los", sagte Jas schließlich und wartete auf eine Reaktion. Es war bedrückend, denn keiner wusste so richtig, was er sagen sollte. Beide Standpunkte wurden verstanden, doch keiner konnte sich einer Seite anschließen.
"Liam, Nick, kann einer von euch sich bitte äußern?", murmelte Jas. Liam und Nick sahen sich an und zuckten mit den Schultern. "Ich würde gerne hier bleiben, die scheinen ganz nett zu sein", sagte Nick und hoffte, dass Liam seiner Meinung sei. Liam brauchte einen Moment, bis er sich Nicks Aussage anschloss. Doch die einzige Hürde, die sich ihnen stellte, waren Schlafsäcke oder ähnliches, was ihnen fehlte. Auf der Wiese war das alles schon vorhanden, doch sie hatten hier nur ihren Kissenbezug, der mit ihrem Proviant gefüllt war und wohl kaum mehr zum Schlafen genutzt werden konnte. "Also einige Decken hätten wir noch. Ihr müsst nämlich wissen, dass es Nachts hier fürchterlich kalt wird", warf Felix ein, der trotz des spannenden Kartenspiels den Wieslingen aufmerksam zugehört hatte. "Das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Ich denke nämlich nicht, dass man rein zufällig 18 weitere Decken hat", meinte Maddi und verschränkte die Arme vor der Brust. In dem Moment ließen Felix und Matthew ihre Karten liegen und verschwanden. Man hörte ein rumpeln und poltern aus dem Nebenraum und kurz darauf kamen, sich bewegende Stoffhaufen wieder. Maddi und auch anderen Wieslingen fielen die Kinnladen herunter. "Es müsste für jeden was dabei sein, ob Schlafsack oder Decke", sagte Matthew legte seinen Haufen ab und setzte sich wieder an den kleinen Tisch, um weiterzuspielen.
"Und genau deswegen will ich weiter. Das ist gruselig", flüsterte Izzy. "Du findest alles gruselig. Jetzt mach dich locker und sei froh, dass wir nicht draußen schlafen müssen", versuchte Liam sie zu beruhigen. "Mir wäre es lieber draußen zu schlafen, als hier!", murmelte sie und starrte auf den Haufen mit den Decken und Schlafsäcken. "Ich sehe es wie Izzy", meinte Maddi. "Es wurde entschieden und wir belassen es dabei. Warum muss es ausgerechnet jetzt nicht funktionieren, wenn Nick und Liam eine Entscheidung treffen? Wir benehmen uns wie die größten Styroporköpfe", sagte Jacob, stand auf und nahm sich eine Decke von dem Haufen. "Ich gehe mir jetzt einen Platz aussuchen", fügte er stumpf und ging weg. Ethan stand auf, nahm sich ebenfalls eine Decke und ging ihm hinterher. Es dauerte nicht lange und der Raum füllte sich langsam mit den anderen. Sogar Izzy und Maddi waren gekommen und suchten sich einen Platz. Einer der Jungen war fertig und lief summend zur Tür, die Izzy hinter sich geschlossen hatte. Als er sie öffnete stand Felix direkt davor und beide erschreckten sich. "Ich wollte nur fragen, ob bei euch alles in Ordnung ist", rechtfertigte sich Felix sofort und schritt zur Seite. "Ich denke es ist soweit alles in Ordnung", vergewisserte er ihn und ging wieder zum Tablet. Als er drauf schaute, traute er seinen Augen nicht. Es ist angegangen. "Nick, Liam. Das Tablet", rief er erfreut und kurz darauf waren alle wieder um das Tablet herum versammelt. "Eine Uhr?", fragte Mo verwirrt. "Nein, eine ablaufende Zeit. Ein Timer", korrigierte Jacob ihn und Mo verdrehte daraufhin seine Augen. "Aber für was?", wollte Ethan wissen. "Vielleicht passiert etwas, wenn der Timer abgelaufen ist", vermutete Brat. "Ich glaube, dass das die Funktion eines Timers ist", sagte Chris mit einem belustigtem Unterton. Doch die nächste Frage folgte direkt, wieso der Timer erst jetzt auftauchte. "Die dachten bestimmt, dass wir länger brauchen würden, um die Box zu öffnen. Deswegen ist jetzt erst der Timer auf dem Bildschirm aufgetaucht", dachte sich Jas. Nick drehte seinen Kopf zu Jas und starrte sie an. "Es wäre schön, wenn du deine Gedanken mit jedem hier in diesem Raum teilen würdest und nicht einfach so in meinem Kopf auftauchst!", erklärte er ihr. Jas war zunächst ein wenig verwirrt und verstand erst im Nachhinein, was er meinte. Sie wiederholte schließlich ihren Satz und die anderen konnten logische Schlussfolgerungen ziehen.
"Der Timer läuft erst in fast acht Stunden ab. Vielleicht sollten wir die Zeit nutzen, um zu schlafen", schlug Jacob vor. Alle waren unglaublich müde, sie hatten die letzten Tage wenig geschlafen und fanden den Vorschlag die Zeit zum schlafen zu nutzen. Liam nahm das Tablet an sich und ging als erster in den Raum, der ihnen zur verfügung gestellt wurde. Keine fünf Minuten später lagen alle auf ihren Plätzen. "Gute Nacht", sagte Jas bevor sie sich auf die Seite drehte und ihre Augen schloss.
Derweil saßen Felix und Matthew noch an dem kleinen Tisch und spielten ihre Runde zu ende. "Das war dann der letzte Sieg für heute. Und wenn ich mich recht entsinne habe ich heute mit Abstand gewonnen", triumphierte Matthew als er seine Blatt ablegte. Felix schien ziemlich abwesend, als Matthew die Karten alle auf einen Stapel legte. "Gehts dir heute nicht so gut?", erkundigte er sich. Felix brauchte einen Moment bevor er antwortete: "Ich finde es falsch was wir machen. Sie werden wie Objekte behandelt und auch genauso gekennzeichnet. Hast du mal auf deren Nacken geschaut?", hinterfragte Felix und sah seinen Kollegen an. Matthew kratzte seine Stirn und zuckte mit den Schultern. "Wir sollten sie nicht weiter benutzen. Sie sind noch Kinder", doch bevor Felix weiter reden konnte, unterbrach Matthew mit einer leichten Handbewegung. "Wir benutzen sie nicht. Wir helfen ihnen. Wir hätten ihnen ja auch keine Decken geben können. Wir hätten ihnen auch die Kiste nicht geben brauchen. Ich weiß ja nicht, was du sonst tun würdest, aber ich mache es für meinen Sohn. Er sitzt da noch fest und ich möchte schnellstmöglich zurück zu ihm."
Still räumten sie die unbenutzten Gläser wieder weg und stellten alles wieder an seinen rechtmäßigen Platz. "Kannst du dich eigentlich noch daran erinnern, wie ich früher mit ihnen immer dieses eine Lied gesungen habe?", brach Felix das Schweigen zwischen beiden. "Ja, du singst es bis heute noch", bemerkte Matthew lachend. "Er war es. Er kann sich an uns erinnern und an alles andere. Der Junge tut mir leid", sagte Felix und setzte sich wieder an den Tisch. Nur die kleine Lampe auf dem Tisch ließ den Raum nicht im Dunkeln verschwinden. "Sie brauchen nunmal neue Ergebnisse. Andere Ergebnisse. Du weißt doch ganz genau wie das abläuft. Außerdem macht er auf mich nicht den Eindruck, dass es ihm schlecht geht", meinte Matthew. "Darf er ja auch nicht. Bist du auf den Kopf gefallen oder was? Wenn einer merkt, dass er mehr weiß als sonst, dann wird Nick etwas passieren. Er beschützt seine Freunde und muss alleine leiden. Ich stelle mir das echt furchtbar vor."
"Ich kenne den Plan und ich denke, dass er damit früher oder später klar kommen wird. Du dramatisierst das zu sehr. Ich gehe jedenfalls schlafen, du kannst ja weiterhin Mitleid haben, aber das brauchen sie nicht", sagte Matthew stumpf und verließ den Raum. Kurz darauf verschwand auch Felix in seinem Zimmer und es wurde noch stiller als zuvor in dem Haus.
Bei den Wieslingen waren fast alle eingeschlafen. Izzy wälzte sich hin und her und versuchte sich irgendwie hinzulegen, sodass sie endlich einschlafen konnte. Nun lag sie endlich einigermaßen bequem und musste niesen. Sie versuchte es so leise wie möglich, doch Ethan, der relativ kopf nahe bei ihr lag flüsterte: "Gesundheit"
Izzy drehte sich auf ihren Bauch, sodass sie theoretisch Ethan sehen sollte, doch es war zu dunkel, denn dieser Raum bekam aus keiner Quelle Licht. Nicht Einmal die winzigen Fenster halfen. "Du schläfst nicht?", fragte sie verwundert. "Nein, ich kann nicht", sagte er nur. "Ich auch nicht. Es ist einfach beunruhigend. Was glaubst du, was passiert, wenn der TImer abgelaufen ist?"
"Keine Ahnung. Vielleicht eine Botschaft. Eine Karte für den Weg. Ich habe keine Ahnung", beantwortete Ethan ihre Frage und wieder wurde es ruhig. "Mit Karten kennst du dich ja gut aus. Ohne dich hätten wir bestimmt noch ewigkeiten gesessen und gestapelt", versuchte Izzy das Gespräch am laufen zu halten. "Ja, das stimmt wohl. Aber vielleicht wären die ja irgendwann zu müde geworden und dann hätte einer von denen den Fehler gemacht."
"Ich würde das nicht als Fehler bezeichnen, mehr als zufällige Abbiegung auf den richtigen weg. Wenn du verstehst was ich meine", erklärte sie leicht lachend. "Nice", murmelte er. "Was für ein Eis?", fragte Izzy verwirrt. Sie hatte den Ausdruck schon öfter gehört. Größtenteils von Nick und Ethan, doch so richtig verstanden, was sie sagen, hatte sie noch nie. "Gar kein Eis", sagte er gähnend. "Ich will jetzt schlafen. Gute Nacht Izzy."
"Gute Nacht Ethan", flüsterte sie noch und schloss ihre Augen.

~C03

C-18 Der Restbestand || Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt