Kapitel 15

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Zwischen den Ruinen und Dünen fanden die Wieslinge endlich den lang ersehnten Schatten und auch der Sand war sehr viel kühler als in der ungeschützten Wüste. Auch der Wind, welcher in den vergangenen Tagen an ihrer Kleidung gezerrt und ihre Haut belastet hatte, ließ nun von ihnen ab.
Um sich nicht direkt auf dem Präsentierteller zu zeigen und einen Plan, sowie eine Pause zu machen, verließen sie die offene Straße und begaben sich in ein vertrauenswürdig aussehendes Haus an der rechten Seite. Im Haus war die Luft kühl, dafür aber sehr stickig, sodass sie sich an den starken Unterschied erst gewöhnen mussten und anfänglich ein wenig Husten mussten.
Kaum hatte der letzte Wiesling den Raum betreten, viel die schwere Holztür hinter Tyler zu, welcher einen Satz nach vorne machte und sich umdrehte: "Das war ich nicht." Keinen kümmerte sich groß um die Tür, denn sie war schon schwer aufzubekommen gewesen und musste gehalten werden, um nicht zuzufallen.
"Wir sollten zuerst einmal-" Ein lautes Knacken unterbrach Nick und er blickte zur mit spinnenwebenbesetzten Decke, von welcher das Geräusch scheinbar gekommen war. Dann sprach er, flüsternd: "Liam, Tyler, Andy? Ihr folgt mir nach oben, ihr bleibt still!" Doch soweit kam es nicht, denn eine raue Stimme unterbrach sie:
"Ihr habt die Rätsel der Problema gelöst und erfahren, dass ihr in nur 10 Tagen die Aufgabe lösen müsst, für welche ANGST euch anfangs 14 gegeben hatte. Vielleicht erinnert ihr euch an meine Stimme, vielleicht nur an meine Aufgabenstellung. Für euch werde ich sie wiederholen: Ihr habt 14 Tage zeit, um 100 Meilen in Richtung Norden zu gehen und den sicheren Hafen zu erreichen. Ihr seit vermutlich verwirrt, warum wir euch eine falsche Information haben zukommen lassen und heute kann ich es euch nicht erklären, doch wenn ihr euer Zeil rechtzeitig erreicht, werdet ihr es erfahren.
Viel Erfolg." Wieder ein Knacken.
Stille umfing die Wieslinge und eine Gänsehaut überzog sie. All der Stress, der Druck und die Panik der letzten Tage verflog und plötzlich und die Erleichterung breitete sich aus und brachte ein paar sanfte Lächeln hervor. Statt nur zwei unglaublich kräftezerrenden Tagen hatten sie nun sechs zur freien Verfügung und konnten sich Zeit lassen, die Stadt erkunden, Proviant suchen und sich ein wenig erholen.
"Wir müssen einen Plan aufstellen, wann wollen wir weiter? Wie durchqueren wir sicher die Stadt? Bekommen wir hier irgendwie Essen?" Liam begann im Kreis durch den staubigen Raum zu laufen und Fragen zu stellen, auf die niemand eine Antwort hatte. "Wir sollten uns erst mal umschauen, dann können wir einen Plan machen und unsere Situation abschätzen", machte Nick den Gegenvorschlag. Doch Liam schüttelte den Kopf: "Ohne Plan könnten wir in dieser Stadt umkommen und da habe ich keine Lust drauf, wir müssen da strukturiert herangehen." Genervt verdrehte Nick die Augen: "Als du das letzte Mal entschieden hast, sind wir hier gelandet und inzwischen einer weniger, ich weiß ja nicht, ob wir nicht diesmal vielleicht auf mich hören sollten. Ich wäre für einen groben Überblick, dabei Suche nach Proviant und dann auf schnellstem Weg wieder raus aus der Stadt."
Nachdem Nick seinen Plan vorgestellt hatte, dachte Liam kurz nach, doch nicht über Nicks, sondern seine eigenen Pläne: "Das ist zu riskant, wir müssen so verdeckt wie möglich bleiben und nur in nahegelegenen Gebäuden und nicht zu tiefen Räumen nach Vorräten suchen, damit wir auf keinen Fall auf diese Cranks treffen, wir dürfen uns nicht präsentieren, wir sind Frischfleisch."
"Das ist affig, so kommen wir viel zu langsam voran und verpassen viel zu viele gute Möglichkeiten, wir sind noch ein paar Tage unterwegs, wir brauchen das Essen. Und es gibt hier ja auch nicht nur völlig gestörte Cranks, die beiden sind ja auch noch normal." Dabei deutete Nick auf Felix und Matthew, die sich bisher zurückgehalten hatten. "Ich weiß ja nicht, aber bedenke bitte, dass sie einen Gang in ihrem Keller hatten aus dem wir kamen und dann eine Kiste auf uns wartete die zufällig ein Rätsel enthielt welches uns hierhin geführt hat. Wenn sie von ANGST kommen, überrascht es mich nicht sonderlich. Wir haben es alle gedacht und sind ihnen nur gefolgt, weil wir so oder so gerade tun, was ANGST uns sagt. Aber wir können nicht von ihnen auf andere schließen."
"Dürfen wir auch was dazu sagen?", unterbrach Felix die Unterhalten schließlich: "Das Haus ist, wie ihr gesehen habt, das einzige da draußen, wir fanden den Tunnel auch nicht sonderlich lustig, aber man nimmt, was man kriegen kann. Und die Box war kein Zufall, nein, aber wir haben Vorräte bekommen um Jugendlichen eine Box zu geben, das war moralisch wirklich kein Problem für uns. Aber falls es euch hilft: Wir sind nicht die einzigen normalen hier in der Stadt, es gibt vor allem im Untergeschoss, viele Cranks, die total hinüber sind, hier oben gibt es einige normale. Aber die leben zumeist versteckt, weil sie zu wenige und zu vernünftig sind, um eine Chance zu haben." Diese Aussage half natürlich nur ihrem Wissensstand und kein Stück ihrem Plan, wie man die Stadt durchqueren sollte.
"Wir können nicht ewig hierbleiben. Das dieses Gebäude nicht sicher ist, ist wohl allen klar. Und stehenbleiben ist sowieso immer gefährlich. Also, was sagt ihr?" Jas blickte die beiden Anführer fragend an. "Stehenbleiben ist keine Option, stimmt, aber wie auch schon im Labyrinth, blind losrennen auch nicht. Wir werden im verborgenen bleiben." Liam blickte entschieden zu Nick und erwartete, dass er ihm auf Grund seiner Weisheit als Sucher zustimmen würde, doch nicht Nick: "Wenn man etwas schaffen will, muss man etwas wagen. Ab durch die Mitte, alles was wie Essensvorräte aussieht, wird genauere untersucht, wenn wir nette Menschen finden, umso besser."
Da die Diskussion erneut auszuarten drohte unterbrach nun auch Izzy die beiden Anführer: "Ihr versagt immer, wenn es wichtig ist. Also wie letztes Mal: Wir stimmen ab." Damit gaben sich alle einverstanden, da zwar alle eine Meinung hatten, aber ihr Leben nicht in die Hände von zwei stolzen Streithähnen geben wollten.
Doch auch die Abstimmung brachte sie nicht wirklich weiter, denn am Ende stand es acht zu sieben für Liam, doch das war alles andere als ein eindeutiges Ergebnis, damit wollte sich keiner so richtig zufrieden geben, nicht einmal Liam, der keinen so großen Teil der Gruppe gegen sich haben wollte, sollte sein Plan schief gehen.
"Dann teilen wir uns eben auf", sagte Mo schließlich, worauf zunächst niemand eine Antwort gab. Zum einen hatten sie immer zusammengehalten und wollten das gemeinsam durchstehen, andererseits waren ihre Chancen größer, wenn sie nicht so viele auf einem Haufen waren.
"Wenn Jas bei Liam mitgeht und wir Uhrzeit und Ort des nächsten Treffens bestimmen, könnten wir das wirklich machen", überdachte Nick den Vorschlag laut. Nun blickten alle zu Liam und rechneten mit Widerspruch, doch es kam keiner. Auch er sah, dass es besser so war und nickte schlussendlich nur mit besorgter Miene.
Als die Wieslinge sich in die zwei Gruppen sortiert hatten, blickten sie zu Matthew und Felix: "Was ist mit euch?" Felix legte den Kopf schief woraufhin Matthew die Augenbrauen hochzog und Felix die Augen verdrehte, dann sprach Matthew: "Ich gehe mit Nick, Felix auch. Wir schlagen ein Treffen am Ausgang der Stadt vor. Das ist eine breite Straße die genau nach Norden führt, auf die Berge zu."
Liam und Nick sahen sich kurz an, dann sprach Nick: "In Ordnung, in 24 Stunden treffen wir uns dort wieder, wenn eine Gruppe etwas entdeckt hat, was alle sehen müssen, haben wir noch Zeit, es uns anzuschauen. Bei Problemen können Jas und ich ja notfalls kommunizieren und alle sechs Stunden erwarte ich ein Update." Jas nickte und auch der Rest der Gruppe gab gemurmelten Zuspruch von sich.
Keine zehn Minuten später standen sie also an der nächsten Kreuzung, während Nick, Jacob, Ethan, Mo und der Rest ihrer Gruppe der Hauptstraße folgen wollten, bogen Liam, Tyler und die Mädchen in eine kleinere Straße ab, um ihr Glück im verborgenen zu suchen.

~C4

C-18 Der Restbestand || Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt