Funkstille

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Erschöpft saß Bella in der Umkleide. Jeder Muskel tat weh und still lief ihr eine Träne übers Gesicht. Wie sollte sie das alles nur schaffen? Das Tanztraining, die Vorbereitung auf die Tournee,... und das alles ohne Max.

Der Gedanke an Max ließ nun noch mehr Tränen fließen. Er war erst eine Woche weg und doch kam es ihr wie eine Ewigkeit vor. Ohne ihn war sie ruhelos, fühlte sich wie die alte Bella.

Er rief jeden Tag an und schrieb ihr auch, aber Bella fehlte die Nähe. Max bedeutete Sicherheit und stand für ihr neues Leben. Ohne ihn, fühlte sie sich verloren und immer mehr holten sie die Erinnerungen ein.

Ächzend stellte sie sich unter die Dusche und ließ das Wasser über ihren geschundenen Körper laufen. Das heiße Wasser tat gut und Bella spürte, wie sich ganz langsam ihre Muskeln entspannten.

Kritisch sah sie an sich hinunter und strich sich über ihren Bauch. Sie hatte abgenommen, aber noch nicht genug. Immer noch sah man in den Bühnenoutfits, ihren Bauch.

Dabei aß sie kaum noch was. Morgens gab es nur eine Banane, die stopfte und so bekam sie Vitamine. Wenn sie mit Kim und Mia und den anderen unterwegs war, blieb sie bei Salat und Wasser und auch den aß sie nie wirklich auf. Das Dressing hatte einfach zu viele Kalorien. Sie hatte nur noch eine Woche bis zu ihrem ersten Auftritt!

Bella lief plötzlich ein Schauer über den Rücken und hastig sah sie sich um. Wieso hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden? Niemand war zu sehen. Über sich selbst wütend schüttelte sie den Kopf. Ihre Nerven lagen blank. Seit Max nicht mehr da war, schien sie wieder Paranoia zu bekommen. Immer wieder hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden, aber nie hatte sie etwas gesehen.

Doch irgendwie fühlte Bella sich unwohl. Schnell lief sie zu ihrem Spind und zog sich einen Kapuzenpulli über. Erleichtert atmete sie auf. Heute würde sie nicht mehr viel machen. Mia hatte sie zwar eingeladen sie und Samuel zu besuchen, aber Bella war einfach zu müde. Sie wollte nur noch nach Hause.

Mal davon ab konnte sie gerade keine Pärchen ertragen. Auch wenn sie sich für Mia freute, ihr ging es wirklich gut und Bella hatte Mia selten so strahlen gesehen, wie an Samuels Seite, aber es machte ihr bewusst, dass sie das erst mal nicht haben würde.

Max,...

Wie es ihm wohl ging? Er redete nicht allzu viel über die Therapie selbst. Aber Bella hörte an seiner Stimme, dass er angeschlagen war. Er hörte sich traurig und erschöpft an. Am liebsten hätte sie alles hin geschmissen und wäre zu ihm gefahren,... aber Max wollte es nicht. Oft stritten sie darüber. Sie verstand nicht, warum er das unbedingt alleine mit sich ausmachen wollte. Wieso?

Nachdenklich faltete sie den Brief auseinander, der in ihrer Handtasche lag. Der erste Brief von Max. Er hatte ihr jeden Tag Nachrichten geschrieben, sie hatten telefoniert, daher hatte sie nicht wirklich mit einem Brief gerechnet. Dieser war direkt nach ihrem Streit gekommen.

Sie spürte wie ihr wieder die Tränen in die Augen stiegen, während sie auf die Zeilen runter sah.

Mein Goldkehlchen,

Du hast keine Ahnung, wie sehr du mir fehlst. Jede Stunde, Minute, Sekunde,...
Ich bin in Gedanken bei dir!

Immer

Die Therapie läuft und auch wenn ich nicht gerne darüber rede, es ist einer meiner schwersten Kämpfe. Der größte Schritt für mich, war es zuzugeben, dass ich nicht mehr alleine klar komme. Mich mit den Dingen auseinanderzusetzen, zu akzeptieren, was da damals passiert ist,...

Verzeih mir,...
wäre ich an deiner Stelle, wäre ich wohl auch traurig und sauer, wenn du mich von mir stoßen würdest. Ich weiß, dass du es gut meinst, aber wärst du hier, könnte ich das nicht mehr so durchziehen, wie ich es gerade muss.

Bella, du bist mein ein und alles und es gefällt mir schon nicht, überhaupt hier zu sein. Glaube mir, die Trennung ist für mich wichtig. Denn nur weil ich von dir getrennt bin, arbeite ich um so härter daran, die Dinge aufzuarbeiten. Ich möchte dich so schnell es geht wieder in meine Arme ziehen.

Ich möchte dich fühlen, dich berühren, dich hören, schmecken, sehen und noch so vieles mehr!

Bitte pass auf dich auf während ich weg bin. Du bist mir das wertvollste im Leben und die Vorstellung, dass dir etwas zustoßen könnte,...

In Liebe

Max

Immer wieder hatte sie die Zeilen gelesen.

Auf dem Weg nach draußen nickte George ihr zu. Mittlerweile hatte sich Bella daran gewöhnt nie alleine zu sein. George und seine Leute waren ständig an ihrer Seite. Sie fand es ein bisschen übertrieben, aber Max und George hatten nicht mit sich diskutieren lassen.

Und wenn sie ehrlich war, gab es ihr zumindest ein bisschen Sicherheit, jetzt wo sie wusste, dass Carter dort draußen frei herum lief. Hatte er wirklich diese Menschen umgebracht?

Alleine bei dem Gedanken daran, spürte sie, wie ihr Herz schneller schlug. Hatte sie all die Jahre mit einem Mörder unter einem Dach gelebt? Konnte das sein?

Bellas Handy vibrierte in der Tasche und hastig zog sie es heraus. Vielleicht war es ja Max. Ihr Herz setzte aus, als sie den Namen ihrer Schwester las. Liz!

Seit dem Tag, an dem sie ihrer Schwester alles erzählt hatte, hatten sie sich nicht mehr gesprochen. Für Bella war es schwierig gewesen, sie nicht anzurufen, aber sie wollte Liz die Zeit geben, die sie brauchte. Nervös ging sie ran.

„Liz,..."

Ihre Stimme stockte.

„Bella,... ich,... darf ich vorbei kommen?"

Bella hörte die Unsicherheit in Liz Stimme heraus.

„Natürlich! Ich bin in einer viertel Stunde zu Hause,... ich meine bei Max, in seiner Wohnung."

Sie hörte Liz am Telefon atmen, doch es kam keine Antwort.

„Liz? Bist du noch dran?"

Ängstlich lauschte sie.

„Ja, ja! Sorry,... ich bin gleich da."

„Ich freu mich."

Bella wusste nicht ob ihre Schwester das noch gehört hatte, denn diese hatte auch schon aufgelegt. Aufgeregt starrte sie aus dem Auto. Liz hatte sich endlich gemeldet!

Endlich!

Würde ihre Schwester ihr verzeihen? Würden sie es schaffen wieder da anzuknüpfen, wo sie mal waren? Bella spürte wie sie zitterte. Die Angst ihre Schwester verloren zu haben, hatte sie die ganze Zeit fest in der Hand gehabt. Noch nie hatte sich ihre Schwester so lange nicht gemeldet. Diese Funkstille hatte Bella zu schaffen gemacht!

Sie spürte wie die Wut auf Carter wuchs. Das durfte nicht passieren! Carter durfte nicht solch eine Macht auf sie ausüben. Das würde sie nicht zulassen!

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Hey meine Lieben! 🥰😍 es geht weiter! Mal sehen, wie das Gespräch zwischen Lizzy und Bella läuft... und wie es wohl Max geht? Ich wünsche euch eine schöne Woche 😘

Hold you (Band 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt