1- 𝕬𝖑𝖑𝖊𝖘 𝖎𝖓 𝕺𝖗𝖉𝖓𝖚𝖓𝖌

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"RUMMS!!" Konnte ich schon seit

ein und halb Stunden unter meinen
Füßen hören.

Mein Onkel war unten anscheinend wieder am herumbasteln.
Dabei wollte ich ausnahmsweise mal meine Hausaufgaben machen. Stattdessen ließ ich die Bleistiftmine auf dem Arbeitsblatt zerbröckeln.

Ich hatte
meinen Onkel lieb und alles. Aber
das Gerumpel unter mir stand mir
eindeutig zu Halse.

Ich kniff meine Augen zusammen,
wuschelte mit meinen Händen durch
meine dicken Haare und ließ mich auf meinen Schaukelstuhl, mit dem ich die ganze Zeit an meinem Tisch saß, nach hinten fallen.

Keine so grandiose Idee...

Dieses kleine Stück, das ich nach
hinten zu weit geschaukelt war, reichte perfekt, um den Stuhl zum Umfallen zu bringen.

Mit einem Knallen landete ich auf
meinem Rücken und Kopf.

Diese Landung war nicht nur sehr unerwartet, sondern auch ziemlich schmerzhaft.

"Auaa~" hielt ich mir meinen Kopf.

Mit meinen Händen richtete ich mich
wieder auf und schaute auf den Bleistift und seine kaputte Mine.

Da ich mit dem Bleistift so doll auf
das Blatt gedrückt hatte, hatte er eine
deutlich erkennbare Spur, auf dem
Blatt hinterlassen.

Es ist doch erst so früh morgens. Warum muss er denn jetzt schon mit seinen Forschungen anfangen?

Anscheinend war ihm das echt wichtig.

Er hatte mir versprochen, ein Mittel zu finden, meine Kräfte, die ich schon seid meiner Geburt hatte, besser zu kontrollieren.

Manchmal passierte es auch, dass
meine Kräfte aus dem Nichts einsetzten und ich fast aufgefallen wäre
mir war es nicht wichtig,
wie stark sie waren und ich hatte auch keinen Grund dafür gefunden, sie hier auf der Erde zu benutzen.

Warum hatte ich nur diese Kräfte, ohne aber auch einen Grund zu haben sie hier einzusetzen?

Es tat Pietro gut, etwas zu tun zu haben. Seitdem meine Eltern vor vier Jahren plötzlich verschwanden, hätte er höchstwahrscheinlich auch rein gar nichts zu tun.


Es war eine Woche nach meinem Geburtstag. Sie waren bloß einkaufen gefahren und nach zwei Stunden fingen mein Onkel und ich langsam an, uns Sorgen zu machen.

Ihre Leichen wurden in den Müllcontainern neben dem Supermarkt gefunden und ich könnte schwören, dass ich mich an jedes kleine Detail an dem Tag, an dem die Polizei an unserer Tür stand, erinnern konnte.

Nun lebten Pietro und ich in einem großen Haus, das irgendwo mitten im Wald einsam vor sich hin gammelte. Drei Stockwerke hatte es, aber wir nutzten nur den Keller und das Erdgeschoss. 

Die anderen drei Stockwerke vergammelten in Spinnennetzen und alten Möbeln, die noch vor drei Jahren total farbenfroh und sauber waren.

Um zur Schule zu kommen, musste ich immer erst einen nicht einmal so kurzen Waldweg bestreiten, um dann anschließend bei der Bushaltestelle anzukommen.


Der Verlust meiner Eltern veränderte nicht nur mich, sondern auch Onkel Pietro.

Früher hatten meine Eltern mich jeden Tag zur Schule gefahren und nun blieb ich mit meinem Onkel zurück, welcher sich nicht einmal traute das Haus zu verlassen.

Damals war er so Humorvoll... immer, wenn ich ihn gesehen hatte, schmückte sein breites Lächeln sein Gesicht und keine einzige Herausforderung war nicht für ihn gewachsen.

Bungeejumping? Kein Problem! Fallschirmspringen? Auch kein Problem!

Nach diesem einen Tag verlor er seinen Elan und nichts von dem, was er damals war, blieb übrig.
Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Zehn Minuten waren mir noch
übrig geblieben, bis ich wie jeden eintönigen Morgen um punkt sieben Uhr meine Sachen packte und das Haus mit einem "Mach's gut!" für Pietro verließ.

Meine Augen wanderten von der Uhr auf das Arbeitsblatt. 

Ein gewaltigen Seufzer konnte ich dabei nicht mehr
zurückhalten.

Nächstes Mal müsste ich vielleicht etwas früher anfangen, denn
ich hatte nicht annähernd die Hälfte
des Blattes geschafft.

Nächstes Mal schaffe ich es schon, sagte ich mir. Ich müsste nur früher aufstehen und dann würde es auch schon klappen.

Ich packte meine Stifte und das Blatt in meinen schon etwas zerfetzten Rucksack und hoffte einfach schon, dass meine Lehrerin, Frau Lizotte keine Lust auf uns hätte und die Hausaufgaben nicht überprüfen würde.

Ein letztes Mal schaute ich auf meine Uhr und verließ mein Zimmer durch die Tür, blieb jedoch stehen, als ich plötzlich einen qualvollen Schrei aus dem Keller hörte.

Kaum dachte ich drüber nach, schmiss ich meinen Rucksack auf den Boden und ging in Richtung Kellertür.

Ein paar Stufen weiter, hörte ich einen zweiten, noch mehr schmerzerfüllten Schrei.


Mein Schritt wurde schneller, bis ich endlich die letzte Stufe erreichte.


Geschwind öffnete ich die Tür, die ich am Ende der Treppe erblickte und an der anderen Ecke des großen Raumes, in dem sich überall verteilt, die verschiedensten Experimente von
meinem Onkel befanden, fand ich ihn mit seinem Rücken zu mir gewandt.


Er hielt sich den Bauch und sein
ganzer Körper zitterte.

 "Pete?!", fragte ich vorsichtig. Der sechsundvierzig-jährige krümmte sich
und es schien so, als hätte er in dem Moment unvorstellbare Schmerzen.

Vorsichtig näherte ich mich meinem
Onkel. 

"Alles i...O-Ordnung?"

Ruckartig stand er kerzengerade dort, als wäre gerade nichts passiert. 

Ich verspürte Angst um meinen Onkel und auch Angst darum, was dort gerade vor sich gegangen war...

Magic Hunter - Solange mein Feuer brennt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt