20 - 𝖂𝖔𝖋𝖚̈𝖗 𝖎𝖈𝖍 𝖙𝖗𝖆𝖎𝖓𝖎𝖊𝖗𝖊

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"Ich habe nicht gedacht, dass ich dich hier antreffen werde, aber wenn es schon dazu gekommen ist,... Ich wollte mich entschuldigen für gestern. Diese Zickenkriege zwischen mir und Michelle sind nichts, was sich jemand wie du angucken sollte."

Ich schaute ihn nicht an, während er mit mir redete, aber ich konnte im Seitenblick sehen, wie er seinen Kopf nach hinten an die Wand schlug.

"Außerdem tut es mir leid, dass ich dich an dem einen Tag so überfordert hatte."

Nun sah er zu Boden.

"Ich kann mir nicht vorstellen, wie gedemütigt du dich gefühlt hast..." es hörte sich so an, als fiel es ihm sehr schwer, diese Worte aus seinem Mund zu bekommen.

Vielleicht lag es daran, dass viele Jungs sich damit schwertun, ihre Gefühle auszusprechen.
Genau wie er glotze ich den Boden an.

"Also stimmt es, dass sie dich erpresst hat und so zu einer Beziehung gezwungen hat?"

Mein Blick schwankte zu Noah.

"Was bringt es mir, wenn ich das beantworte?" atmete er laut aus.

Ich schaute ihn an und konnte Verzweiflung in seinem Gesicht erkennen. Er versuchte es zu verstecken und Emotionslos auszusehen, aber alles konnte er anscheinend nicht verleugnen.

"Ganz ehrlich?... Ich weiß es nicht. Nur irgendwie will ich es wissen. Eigentlich ist es ja nicht so richtig. Was hab ich schon das Recht meine Nase in deine Beziehungssituationen zu stecken?"

ich musste kurz Lachen.
Jaja. Das traurige, einsame, verzweifelte, trübselige, bedrückte und bitterliche Lachen.

"Meine Eltern waren kurz davor sich scheiden zu lassen und mein Vater hatte uns heimlich einen Schuldenberg von fünfzigtausend Euro entstehen lassen." Ein erneutes Mal fuhr er durch seine Haare.

Es hatte mir die Sprache verschlagen.

Wie konnte man als Mensch nur so etwas ausnutzen, um seinen Beziehungsstatus zu ändern und dann nicht einmal eine glückliche Beziehung zu führen.

"Wäre es für dich okay, wenn ich jetzt weiter trainiere?", fragte ich ihn etwas leiser und wollte aufstehen.

Doch er hielt mich mit seinen Worten auf. "Wofür trainierst du?"

Das kleine Stück, dass ich mich von dem Boden entfernt hatte, wurde wieder geschlossen und ich spürte die Kälte unter mir.

"Ich werde die Kräfte bald brauchen. Wenn ich jetzt nicht übe und dann nicht Kämpfen kann, werden in Zukunft viele Menschen in Gefahr sein oder vielleicht... sogar ihr Leben verlieren."

Auf eine Reaktion von ihm wartete ich nicht und stand sofort auf und stellte mich in die Mitte der großen Höhle.

"Pass auf, das ich dich nicht treffe.", warnte ich ihn etwas lauter, da wir wieder weiter voneinander entfernt waren.

Von ihm kam nichts zurück, aber ich nahm es einfach als ein ja.

Ich atmete tief ein und tief aus. Schloss meine Augen und rief die ganzen Ereignisse in meinem Kopf wieder hervor. Es dauerte etwas, bis mein Körper darauf reagierte, aber schon konnte ich die Kraft meinen Körper nach oben ziehen spüren.

Ich wusste, wofür ich trainierte. Die Aufgabe so viele Menschen vor ihrem Unglück zu beschützen.

In mir kam immer das Gefühl auf, nicht gut genug zu sein.

Doch wenn es wirklich so war, dass mir eine so wichtige Aufgabe überlassen wurde, war ich mit meinem ganzen Körper bereit, alles- und wirklich alles dafür zu tun, diese Aufgabe mit Erfolg zu beenden.

Ich war bereit zu kämpfen. Ich war bereit alles zu geben,

solange mein Feuer brannte.

Die Wärme schoss aus mir wie eine Kugel aus einem Gewehr.

Sie kroch sich meinen Rachen hoch. Hitze und Flammen bahnten sich ihren Weg aus meinem Mund.

Ich bemerkte, wie meine Lippe etwas riss, mit der enormen Kraft, in der das Feuer wie ein Blitz, der in die Erde einschlug, aus mir kam.

Nun konnte ich sogar meine Augen öffnen und sehen, wo ich mit dem Strahl hinzielte. Sogar drehen konnte ich mich. Mit dem Feuerstrahl schwebte ich in der Höhle herum und zielte mal auf einen kleinen Ast oder einen Stein.

Das erste Mal, dass ich mich so fühlte, als würde ich etwas können. Als hätte ich die Kraft etwas zu bewirken.

Der Feuerstrahl kam nicht mehr aus meinem Mund, doch meine Füße schwebten trotzdem noch über dem Boden.

"Wow..."

So wie eine negative Energie von ihrer gleichen abgestoßen wird, wurden meine Füße von dem Boden abgestoßen.

Da war ein starker Widerstand.

Ich schaute zu Noah.

Ich wusste nicht was ich in seinen Augen zu erkennen vermochte.
Er war schon längst aufgestanden, als hätte er vor, zu gehen.

Der Widerstand unter meinen Füßen löste sich auf und die Macht die ich gerade gefühlt hatte, verschwand mit dem Anblick von Noah.

Es schien mir wie Zeitlupe, als mein Körper immer mehr von der Erdanziehung hinuntergezogen wurde.

Ich war auf meinem Rücken gelandet.

Jeder war als kleines Kind bestimmt schon einmal auf den Boden gefallen. Man wollte sich am liebsten wie ein ängstlicher Igel zusammenrollen und schreien doch irgendwie nahm der Aufprall auf dem Boden einem auch die Fähigkeit zu atmen.

Genau so fühlte es sich in der Sekunde und in der danach und weiter an.

Mein Körper krümmte sich und ich wälzte mich mit meinen Händen an meinem Rücken haltend, auf dem Boden.

Jeden einzelnen Kieselstein spürte ich an jeder Stelle meines Körpers, die auf dem Boden lag.
Mein Blickfeld war ein wieder Mal verschwommen und in meinen Ohren herrschte ein dumpfes Schleifen, das von meinen Klamotten kam, welche sich bei meinen Bewegungen an dem Boden rieben.

In den Farbflecken erkannte ich, wie etwas mit einer schnellen Geschwindigkeit auf mich zukam.
Fast in demselben Moment machte sich ein Arm an meinem Nacken und ein Arm unter meinen Beinen bemerkbar, welche mich, als wäre ich leicht wie eine Feder, von dem harten Steinboden hochhoben.

Magic Hunter - Solange mein Feuer brennt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt