Kapitel 55

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Der Weg War lang.  Es ging immer weiter nach unten. Es wurde immer muffiger, kühler und irgendwie roch es immer mehr nach verfaulen Eiern. Ich schaute mich immer wieder um, denn ich hatte immer mehr das Gefühl, verfolgt zu werden. Doch allerdings begegnete mir nie jemand.  Bis jetzt gab es noch keine einzige Abzweigung, was mir eine Entscheidung immer abnahm: wohin ich gehen sollte.
Die Blutflecken auf dem Boden hatten noch lange nicht aufgehört, allerdings wurde die Menge schon ungemein weniger. Dennoch wurde meine Angst nicht weniger, im Gegenteil, sie wurde immer größer.
Wenn es wirklich Legolas Blut sein sollte, dann würde er jetzt vielleicht nicht mehr leben. Niemand überlebt einen solchen Blutverlust. 
Nach einigen weiteren Metern kam ich an eine erste Abzweigung. Ich entschied mich der  mit den Blutflecken zu folgen. Ich musste wissen,  woher dieses Blut stammte.
Schon bald hört ich die ersten Geräusche,  die nicht das knistern der Fackel oder meine eigenen Schritte waren.

Ich kam irgendetwas oder irgendjemandem näher. ich hoffte nur inständig, dass es nicht auf mich zukam. In diesem Gang konnte ich mich überhaupt nicht verstecken. Ich wäre dem Feind komplett ausgeliefert. Fliehen wäre auch schwierig. Wie schnell hätte mein Gegner nach Hilfe gerufen und ich wäre eingekesselt. Ich lief noch ein wenig schneller und versuchte nach irgendwelchen Schritten zu lauschen, aber Schritte waren nicht zu hören.

Die Geräusche waren immer näher. Mir würden nur noch einige wenige Meter fehlen, bis ich die Stelle der Geräusche erreicht hätte. Ich versuchte zu erkennen, was für Geräusche das waren. Es klang wie eine Mischung aus.... Grunzen, Schmatzen und einer seltsamen Sprache. Was auch immer hier in der Höhle war, war weder Mensch, noch Elb, noch Tier.

Ich sah auf dem Boden vor mir schon Licht scheinen, woher es kam wusste ich allerdings nicht, da der Gang scharf nach rechts um die Ecke ging.

Ich legte meine Fackel an die Seite auf den Boden und griff instinktiv nach meinem Schwert. Ich machte mich auf alles bereit. Ich atmete noch einmal tief ein und aus und riskierte einen Blick um die Ecke. Ich erwartete jetzt das aller schlimmste: Legolas leblos irgendwo von der Decke hängen zu sehen.

Ich schaute schnell und suchend den Raum ab. Ich sah niemanden von der Decke hängen, weder Legolas noch sonst jemanden. Allerding blieb mein Blick trotzdem bei ganz viel rot hängen. In der Mitte stand ein Tisch. Ich musste mich wirklich zusmmenreißen, mich nicht zu übergeben oder loszuheulen. Um diesen Tisch herum saßen fünf Kreaturen. Ähnlich wie Orks, nur sehr viel schäußlicher. Ich schloß meine Augen kurz und hatte direkt die Bilder aus meiner Vision wieder im Kopf. Es waren genau dieselben Wesen, daran lag kein Zweifel.

Auf dem Tisch war ganz viel rot: Blut. Es lagen schon einige große Knochen neben dem Tisch auf dem Boden. Etwas beruhigend war das schon: Die Knochen waren viel zu groß für einen Menschen oder einen Elben. Es waren die Knochen von einem Pferd! In einer Ecke des Raumes waren drei Pferdeköpfe auf Spießen aufgesteckt.

Nun war ich etwas erleichtert: Das ganze Blut kam nicht von Legolas oder einem anderen Elben, bzw. Zwergen. Schnell drehte ich mich um. Ich musste nun den ganzen Gang zurückrennen. Meine Angst war immer noch nicht komplett verflogen, da ich ja immer noch nicht Legolas gefunden hatte und ihm ja sonst was noch passiert sein könnte.

Ich lief an meiner Fackel auf dem Boden vorbei und rannte den Gang wieder zurück nach oben. Der Weg kam mir so unglaublich lang vor. Immer wieder blieb ich stehe und schaute mich zu alles Seiten um, da ich immer wieder dachte, an der Abzweigung schon längst vorbeigerannt zu sein. Allerdings fand ich sie nie und so rannte ich dann weiter.

Mein Herz schlug wie wild. Nicht nur vom Rennen, sondern auch, weil ich langsam Panik hier drin bekam. Es fühlte sich fast wie ein Labyrinth an, aus dem man nie wieder rauskommen sollte und immer nur weiterrannte, bis man vor Müdigkeit tot umfiehl.

Ich blieb kurz stehen und versuchte meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich versuchte einen Kotzreitz zu unterdrücken und lehnte mich kurz gegen die Wand. Ich konnte nicht mehr, ich wollte nicht mehr. Sowieso, wenn Legolas nicht mehr leben sollte, würde ich es auch  nicht mehr wollen. So schrecklich diese Gedanken waren, ich konnte nicht mehr. Ich fing an zu schluchzen und am ganzen Leib zu zittern.

Ich wollte wieder einen dieser schönen warmen Tage haben, an dem ich mit Legolas ausritt. Einen Tag, an dem wir beide frei und glücklich waren. Einen Tag, an dem wir noch Sonne und Wind im Gesicht spüren konnten und an dem wir die Vögel singen hörten.

Ich lächelte matt. Vielleicht sollte ich einfach nur hier sitzen und warten, bis eine dieser Kreaturen mich hier finden würde. Vielleicht würde ich so auch zu Legolas kommen.

Ich lauschte in die Stille hinein. Vielleicht würde ich ja bald schon irgendwelche Schritte hören, allerdings blieb es still. Ich schloss die Augen und versuchte mich nochmal an alle meine Freunde zu erinnern, die jetzt wohl irgendwo im Schloss saßen und sich nichts dabei dachten. Ich dachte an Maroli, die Zwillinge Thrim und Throm, an Godric und an Phylius. Ich erinnerte mich an ein Lied, was uns die Mutter von Maroli stehts gesungen hatte, immer wenn ich an meine Eltern dachte oder einfach nur traurig war. An den Text konnte ich mich nur noch schwer erinnern, die Melodie allerding erklang in meinem Kopf.

Dieser Gedanke machte mich wieder etwas mehr froh, allerdings bermerkte ich, dass dieses Lied nicht nur in meinem Kopf war. Irgendwo in diesem Tunnelsystem sang jemand. Genau dasselbe Lied! Aber nein, das konnte nicht sein. Hier unten würde doch niemand singen! Jetzt bin auch schon verrückt geworden!

Aber die Melodie hörte nicht auf. Plötzlich wie mit neuem Mut getankt sprang ich auf und lief den Gang weiter nach oben. Die Melodie wurde immer etwas lauter. Ich pausierte immer mal wieder, um ihr zu lauschen.

Nach einigen Metern hatte ich die Abzweigung wieder erreicht. Ich schaute auf den Boden und sah wieder überall die Blutflecken, schon sehr dunkel und getrocknet.

Traurig, aber doch erleichtert dachte ich: Gott sei dank, waren es nur die Pferde!



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So, meine Freunde. Neues Kapitel. Ich versuche jetzt trotz Schule und allem immer mal wieder (also mindestens mal alle zwei Wochen) ein Kapitel hochzuladen.

Lasst gerne wieder ein Kommi und ein Like da.

Noch eine schöne Woche!

Warum der Prinz? (Legolas FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt