IX. Heraufbeschwören

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Derselbe Tag, abends

Crowley war auf dem Weg zu seinem Smartphone, welches er auf dem Tisch abgelegt hatte, als ein stechender Schmerz durch seinen Körper zuckte. Sein Schädel dröhnte und er spürte, wie seine Beine langsam nachgaben und er zu Boden sank. Die Kopfschmerzen wurden stärker und stärker und er biss seine Zähne zusammen, da er nicht schreien wollte. Seine Finger vergrub er in seinen roten Haaren, als er darauf wartete, dass es besser wurde.

Er versuchte herauszufinden, wer für diese Schmerzen verantwortlich war, konnte die Quelle aber nicht lokalisieren. Aber er war sich sicher, dass weder Hölle noch Himmel involviert sein konnten. Es war das Werk von Hexen, jedoch wurde die Magie in diesem Moment von Menschen praktiziert.

Seine Hände und Schultern begannen vor Anstrengung zu zittern. Er krampfte heftig, und für einen Moment begann sich sein Körper aufzulösen, er flackerte, und mit einem letzten Schauder verschwand Crowley völlig.

Er kam in einen dunklen Keller zu sich, der von Kerzen erhellt wurde, die um einen Kreis mit spiralförmigen Mustern auf dem Boden verteilt waren - eine Falle speziell für Dämonen erdacht. Es roch nach Schlangenblut und anderen unangenehmen Dingen. Es war alles widerlich klischeehaft.

Wo um Hölles Willen war der Mistkerl, der ihn hierher gerufen hat?!
Gerade als Crowley rufen wollte, kam der Fremde aus dem Schatten, in einem schwarzen Gewand gekleidet. Sein Kopf pochte noch immer, der Mund war staubtrocken und er war erschöpft, erschöpft davon, wie viel Kraft er für den Kampf gegen die Heraufbeschwörung aufbringen musste - aber am allermeisten war er sauer.
„Wenn du weißt, was für dich gut ist", begann Crowley bedrohlich leise, „dann lässt du mich sofort gehen, bevor ich merke, dass ich das Aussehen deines Inneren mehr mag, als dein Äußeres."

Der Mann starrte nur, als ob er nicht recht glauben konnte, dass er dieses dunkle Werk wirklich vollbracht hatte.
,,Bist du taub?", fragte Crowley ungeduldig.
,,Nein." Der Mann ließ ein helles Licht angehen, der den ganzen Raum durchflutet. Crowley hob eine Hand, um seine Augen zu schützen und zischte vor Schmerz.

,,Dann bist du also ein Dämon?"
,,Natürlich bin ich ein Dämon, was soll ich sonst sein?"
Der Fremde zuckte die Achseln. „Scheint nur ein bisschen stereotyp zu sein, mit den roten Haaren, den gelben Augen, den schwarzen Klamotten."
„Nun, ein bisschen Wahrheit steckt in jeder Geschichte", meinte Crowley verbissen und lehnte sich zurück; eine unsichtbare Barriere um ihn herum hielt ihn gefangen. ,,Du hattest deinen kleinen Eindruck vom Okkultismus, warum gehen wir nicht getrennte Wege, solange ich noch einigermaßen gut gelaunt bin?"

,,Nein, ich glaube nicht." Er zog die Robe-ähnliche Kleidung aus und legte sie auf die Rückenlehne eines Stuhls, der an einem Tisch stand und dessen Oberfläche mit Resten von Materialien bedeckt war, aus denen er Crowley's Gefängnis gebaut hatte.
„Du bist ein Dämon", betonte er, als würde er Crowley an etwas erinnern, das er vergessen hatte. „Ein Dämon, den ich gerufen habe. Das bedeutet, dass du tun musst, was ich sage."
Mit einer alten Magie wie dieser, die mit Blut gebunden war, konnten Dämonen zu beinahe alles gezwungen werden. Man musste präzise vorgehen und dürfte sich keinen einzigen Fehler erlauben.

Der Mann drehte sich um, als er keine Antwort von Crowley bekam.
,,Ich kann dich zur Hölle schicken, weißt du", knurrte er wütend.
,,Oh, wirklich?" Crowley grinste breit.  „Warum gibst du dann nicht dein Bestes?"

Für einen Moment sah es so aus, als würde der Mann seine Kontrolle verlieren, aber dann erlangte er sie mit ein paar tiefen Atemzügen wieder und ließ seine zur Faust geballten Hand entspannen.
,,Um deinetwillen wirst du es dir bald anders überlegen", spottete er und richtete sich vor Crowley auf, als wäre dieser eine Ameise im Vergleich zu ihm.
„Ich habe alle Zeit der Welt."
,,Willkommen im Club, auch wenn ich trotzdem länger durchhalten werde", konterte Crowley frech und zeigte ein selbstbewusstes Grinsen.

Derweil erfüllte Crowley's Stimme aus dem Anrufbeantworter den leeren Raum: ,,Hier ist Anthony J. Crowley. Du weißt, was zu tun ist. Mach es mit Stil."

𝕴𝖓𝖊𝖋𝖋𝖆𝖇𝖑𝖊 • 𝕲𝖔𝖔𝖉 𝕺𝖒𝖊𝖓𝖘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt