XXX. Göttlicher Segen

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Unter dem Teppich befand sich ein großes Symbol, ein himmlisches Leuchtfeuer.
,,Es ist Metatron."

Crowley hatte keinen Zweifel daran, dass dieser Anruf ihn betreffen sollte und er versuchte seine Angst zu verstecken. Erziraphael stellte sich schützend zwischen dem leuchtenden Lichtstrahl und Crowley.
,,Erziraphael", sprach der Mann, der vor ihnen erschien.
,,Hier ist Metatron."
,,Ja, das sehe ich. Ähm ... und warum empfange ich diese Nachricht?"

Erziraphael musste sich genauso nervös fühlen wie Crowley. Er rang mit den Händen und verlagerte sein Gewicht hastig hin und her. Seine Flügel - seine einst schönen, nun zerfetzten Flügel - hatten sich hinter ihm entfaltet und er schien es nicht zu bemerken.
„Mit dem Metatron zu sprechen, bedeutet, mit dem Allmächtigen zu sprechen."
„Ja. Ich bin mir dessen bewusst", antwortete der Engel und lächelte unsicher.
,,Gegen dich und den gefallenen Engel Crawly wurde eine große Schandtat begangen."
,,Crowley? Oh - oh ja", sagte Erziraphael und erbleichte, als er bemerkte, dass er gerade den Boten Gottes korrigiert hatte.
,,Mach weiter so, Engel. Du machst das echt wunderbar", sagte Crowley auf seine eigene witzige Weise und hob seine Hand, um Daumen hoch zu zeigen.
,,Der Herr beschließt, dass drei Erzengel für ihre Verbrechen fallen werden."
,,Drei Engel werden fallen?", fragte Erziraphael und sah von Sekunde zu Sekunde blasser aus. Crowley konnte sich endlich in seinem Sitz bewegen und fragte sich, ob es ratsam wäre, einen Schritt nach vorne zu machen.

,,Rache auszuüben, und das hinter dem Rücken des Herrn, bedeutet, Rache am Herrn auszuüben", fuhr Metatron fort, als hätte Erziraphael nicht gesprochen.
,,Es liegt am Herrn, zu urteilen. Nicht an den Erzengeln - sie haben keine Befugnis."

,,Was genau hat er vor?", fragte Crowley, der sich nun endlich von seinem Platz erhob und vortrat. Er wollte zwischen dem Lichtstrahl und Erziraphael stehen, konnte aber nicht ganz den Mut aufbringen. Seine Augen brannten und schauten nur auf das körperlose Gesicht vor ihm.

„Crowley, bitte", flüsterte Erziraphael, senkte ehrfürchtig das Kinn und packte Crowley an der Hand.
,,Lass mich das machen. Du darfst keine Feindseligkeit zwischen dir und dem Allmächtigen erzeugen."
,,Bei allem Respekt, Engel. Ich bin genauso involviert wie du."
,,Gefallener Engel, Crawly!"

Der Metatron sprach mit solcher Kraft, dass es die beiden beinahe in die Knie zwang. Erziraphael hätte es sicherlich getan, wenn Crowley ihn nicht gepackt und aufgehalten hätte - er dachte, die Aktion sei ein Fehler.
„Ja, das bin ich", sagte Crowley und ließ Erziraphael's Hand nicht los, egal wie hart der Engel gegen ihn ankämpfte.
,,Hass schürt Konflikte", erklärte Metatron.
,,Ah ja. Ich verstehe", meinte Crowley. „Crowley, bitte! Zeige Respekt", flüsterte Erziraphael.
,,Aber es wird von unserem Gott bezeugt, dass die Liebe alles Unrecht überdeckt", sagte das Sprachrohr Gottes unerschrocken.
„Für die Gefallenen, die das Licht und die Gnade der Liebe zulassen, ist sie ein Geschenk Gottes. Daher müssen sich die Verantwortlichen ihrem Urteil stellen."
,,Liebe - ja!", rief Erziraphael mit leicht vor Angst zitternder Stimme.
,,Den Gefallenen, Crawly und dem Engel Erziraphael soll ein Segen zuteil werden."
,,Ein Segen?", fragte Erziraphael und sah Crowley an, als hätte er eine Antwort. Er war immer noch gefangen in den gemischten Botschaften, die der Metatron sendete - und seine Entmutigung nahm zu, als der Botschafter Gottes zu schwinden begann und das Kerzenlicht von selbst erlosch.

,,Obstbäume!", rief Crowley plötzlich aus, löste sich von Erziraphael und kehrte zu seinem Thron zurück.
„Der Herr möchte, dass wir Obstbäume kaufen. Ja, genau das braucht der Laden. Vielleicht eine Linde ... Oder ein Granatapfel. Nein, keine Äpfel. Das ... Das erinnert definitiv zu sehr an den Garten."
,,Crowley?" Erziraphael folgte ihm und klang immer noch, als befände er sich auf Wolke Sieben. Warum sollte er es auch nicht sein? Für ihn war sein grausamer Chef - Gabriel - gerade zur Ewigkeit in die Hölle verdammt worden, und der Herr hatte seine Vereinigung mit einem Dämon gesegnet.

„Ich denke, wir sollten ein Gewächshaus eröffnen. Wir verkaufen die besten Obstbäume der Welt. Ja, ja, Obstbäume."
„Crowley!"

Crowley drehte sich schließlich zu ihm um und sein Körper erschlaffte, als er Erziraphael's Flügel betrachtete - jetzt voller und dichter als je zuvor. Er schien doppelt so viele Federn zu haben wie zuvor, mit Schichten, die so dick waren, dass es aussah, als wären drei Flügel in einem.
„Weißt du, was das bedeutet?", fragte Erziraphael und meinte nicht seine Flügel, obwohl das alles war, worauf sich Crowley konzentrieren konnte. Gottes Vergebung war so offensichtlich.
Und alles, was Crowley tun wollte, war, seine Finger durch sie zu streichen, obwohl sie makellos und frisch ausssahen.
,,Das ... du bist ein Erzengel?", fragte Crowley dumm und starrte auf die Flügel. Er wollte sie so sehr berühren.
,,Nein! Himmel ... ich hoffe es nicht. Glaubst du, Metatron hätte mich darüber informiert?"
„Die Wege des Herrn sind unergründlich", sagte Crowley in einem theatralischen Ton und riss seine Augen von den Flügeln weg, um das himmlische Symbol auf dem Boden zu betrachten.
,,Wir wurden gesegnet, Crowley. Der Allmächtige ... Unser Herr, Gott, befürwortet uns!"

,,Und was sollen wir jetzt machen?"
Crowley versuchte, sich in seinem Stuhl auf eine Weise niederzulassen, die entspannter und weniger verängstigt aussah.
,,Nichts besonderes, Crowley. Jetzt zieht hoffentlich wieder Normalität ein."

𝕴𝖓𝖊𝖋𝖋𝖆𝖇𝖑𝖊 • 𝕲𝖔𝖔𝖉 𝕺𝖒𝖊𝖓𝖘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt