XXV. Schlangen-Dasein

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„Vielleicht sind deine Standards für diese armen kleinen Bäume zu hoch. Es ist nichts falsch daran, einen zu wählen, der ein wenig ... Hingabe braucht."
,,Du möchtest, dass ich dir das welkende Bäumchen dort hinten kaufe, aber das wird nicht geschehen, Engel. Du hast etwas besseres verdient."

Die Worte trafen Erziraphael aus dem Nichts, und er schwieg, als Crowley knurrte und sich umdrehte, um alle Pflanzen anzusehen. Was, wenn er nicht nur die Pflanzen, sondern auch sich selbst gemeint hatte?
Keine der verbliebenen schien seine Erwartungen zu erfüllen.

,,Meine Güte! Wenn du sie möchtest, kaufen wir sie."
Crowley hatte noch nicht bemerkt, dass Erziraphael die welken Blumen repariert hatte. Also fügten sie den blühenden Bonsai zum Wagen hinzu und gingen auf die andere Seite des Gewächshauses, wo sich die Sukkulenten befanden. Anscheinend mussten Sukkulenten nicht so hohe Anforderungen erfüllen, damit Crowley sie genehmigte.

Als es endlich Zeit war, zu gehen, zitterte der Ladenbesitzer die ganze Zeit. Er hielt seinen Blick auf Crowley gerichtet, der lässig mit den Karten in seiner Brieftasche spielte. Keine von ihnen war echt und Erziraphael hatte bereits geplant, die korrekte Summe von Banknoten in die Schublade zu wundern, sobald sich Crowley abwenden würde. Er wollte nicht zulassen, dass der Dämon ihn betrog.

,,Ich denke, diese werden im Laden sehr schön aussehen", sagte der Engel und versuchte, ein höfliches Gespräch mit dem nervösen Gärtner zu führen. "Laden? Ja ... es ist eine schöne Auswahl", meinte er nervös.
,,Ich habe eine Buchhandlung", erklärte Erziraphael und lächelte diesmal aufrichtiger.
,,Es ist ihm egal, Engel. Er will nur dein Geld." Crowley warf die Plastikkarte auf die Theke und fixierte den Ladenbesitzer mit einem gereizten Gesichtsausdruck.
,,Sei höflich, Crowley!", schimpfte der Engel sogleich. Alles, was er als Gegenleistung erhielt, war derselbe verärgerte Blick, der in seine Richtung schoss.

Das Platzieren der Pflanzen im Laden war zu einem größeren Projekt geworden. Ein spezielles Projekt von Crowley, und er war ein Perfektionist. Kurz nachdem sie aus dem Gewächshaus nach Hause gekommen waren, verließ er das Haus und kehrte mit neuen Regalen - dekorativen Regalen - zurück.
Erziraphael, der es nicht ertragen konnte, dass Crowley sie alle von Hand statt mit Magie zusammensetzte, versteckte sich für die meiste Zeit in seinem Zimmer. Hin und wieder kam er herunter, um zu sehen, wie die Dinge liefen, aber alles, was Crowley ihm jemals sagte, war ein schwankender Grund dafür, warum die Regale verschoben werden mussten und wie „schlecht es den Pflanzen erging".

Es war anstrengend, aber nach einigen Wochen war das Projekt abgeschlossen und Erziraphael, (der vielleicht ein oder zwei Tage aus Langeweile geschlafen hatte), erwachte mit einer zusammengerollten Schlange auf seiner Brust.
,,Ah ... Crowley? Ist alles in Ordnung?"

Crowley antwortete oder rührte sich nicht - nicht einmal, um die Luft zu schmecken.
„Schläfst du?", fragte Erziraphael und bewegte sich ein wenig. Die Schlangenspule, die Crowley war, glitt ohne Widerstand von ihm, dann erhob sich sein Kopf von seinem zusammengerollten Körper und schwankte schläfrig hin und her.
,,Wie lange hast du geschlafen?"
,,Ssseit heute morgen", hisste Crowley benommen. Sein Kopf bewegte sich immer noch hin und her und er setzte ihn langsam wieder ab. ,,Esss issst fertig."
,,Oh! Na dann, ich würde es mir gerne ansehen ", sagte Erziraphael und setzte sich mehr auf, nur um Crowley langsam vorwärts zu bewegen. Doch dieser bewegte sich auf ihn zu, kroch an ihm hinauf und legte sich um seinen Nacken. Sein Kopf rutschte an Erziraphael's Brust hinunter und wickelte sich dann um dessen linken Arm - sein Körper war jetzt so stark um Erziraphael gewickelt, dass er ihn nicht mehr gehen lassen würde.

,,Was um Himmels Willen?", stieß Erziraphael aus.
,,Ich bin immer noch müde. Lasss unsss schlafen."
,,Ich ... ich bin nicht so müde", meinte der Engel und ließ seinen Arm wieder auf die Matratze fallen, als sich Crowley's hinterer Teil um dessen Knie schlängelte.
,,Esss issst viel schöner, mit dir zu schlafen, Erzzzi." Seine Zunge kitzelte Erziraphael's Hand.
,,Ich möchte die Pflanzen sehen." Der Engel fuhr mit seiner freien Hand über Crowley's weiche Haut.
„Gut... trag mich mit dir."

Er nickte und seufzte ein wenig darüber, wie viel Gewicht er mit Crowley tragen musste, der sich weigerte, alleine zu gehen. Er war nicht gerade eine kleine, leichte Schlange. "Und versprochen, dasss wir danach ein Nickerchen machen?", flüsterte Crowley weiter, als Erziraphael aufstand.
,,Ich bin wirklich nicht müde, Crowley."
,,Ich möchte mich ausssruhen."
,,Du musst nicht beaufsichtigt werden, um dich auszuruhen", sagte Erziraphael, als er seinen Freund ungeschickt die Treppe hinuntertrug. Crowley bewegte sich nun von einer Seite seines Körpers zur anderen - sein Kopf begann sich um Erziraphael's rechte Schulter zu legen und seine Nase drückte er an Erziraphael's Kehle.
,,Okay, Engel", flüsterte Crowley leise. Er klang traurig und Erziraphael begann sich doppelt so schwer zu fühlen.

Einige der Regale waren verlegt worden, um Platz für Sukkulenten und kleine Bäume zu schaffen. Es gab zwei weiße, gehäkelte Hängekörbe voller Sukkulenten, an deren Seiten kleine, grüne Blätter baumelten. Ein antiker Tisch befand sich zwischen Stühlen, auf dem Erziraphael's blühender Baum stand, den er im Gewächshaus ausgesucht hatte.

„Wann hast du mehr Bonsai-Bäume gekauft?", fragte Erziraphael und sah sich verwundert in seinem Laden um. „Gessstern Nacht. Ich habe einen für dich gefunden", zischte Crowley leise und legte seinen Kopf auf den von Erziraphael.
,,Er issst eigentlich gut genug für dich", fügte er hinzu, als Erziraphael um die Ecke zu seinem Schreibtisch ging. Der fragliche Baum befand sich in einer ovalen Schale mit Kieselsteinen und Moos. Es gab drei verschiedene Äste, die Illusion von drei verschiedenen Bäumen, mit vielen kleinen grünen Blättern, auf denen winzige weiße Blüten waren. Und darauf befanden sich rote Beeren von der Größe eines Stecknadelkopfes.
,,Oh, Crowley!"
,,Issst esss in Ordnung?"
,,Er ist wunderschön!", sprach der Engel und ließ sich in seinen Schreibtischstuhl fallen, um mit der neuen Pflanze auf Augenhöhe zu sein. Er duftete herrlich und war bei Weitem hübscher als der, den er aus Mitleid im Gewächshaus ausgewählt hatte.
,,Ich habe ihn gesehen und habe sofort an dich gedacht", flüsterte Crowley und streifte möglicherweise absichtlich über Erziraphael's Ohr.
„Ich dachte - ach ja, der Engel wird dich lieben. Esss issst ein Teebaum."
„Ich kann Tee daraus machen? " Erziraphael drehte den kleinen Topf auf seinem Schreibtisch hin und her und betrachtete den Baum aus allen Winkeln, während Crowley auf und ab glitt. Erst als er sich sicher war, dass er jedes Blatt des Baumes gesehen hatte, wurde ihm klar, dass Crowley's Bewegungen anfingen, sich wie eine Umarmung anzufühlen. Er war jetzt um Erziraphael's Brust gewickelt und drückte seine kalte Nase in dessen Nacken. Seine Zunge ragte hin und wieder heraus und kitzelte die empfindliche Haut. Er blieb lange so und bewegte sich gelegentlich, als wollte er Erziraphael's Haar berühren, bevor er wieder still wurde.

,,Ich nehme an, dass du es auf mir gemütlich hast, oder?", fragte Erziraphael und versuchte sich einen besseren Weg zu überlegen, um die wirkliche Frage zu stellen.
,,Du bissst sssehr warm. Esss issst ssso kalt."
,,Wenn du dich wieder deiner anderen Form zuwendest, wird dir nicht so kalt sein", bot Erziraphael an und versuchte, Crowley zu sagen, was er wirklich wollte. Der Dämon begann sich nach seiner Zeit der Selbstisolation endlich wieder zu zeigen und es wurde allzu deutlich, dass er jetzt nach Berührungen suchte - physische Nähe mit dem einzigen Freund, den er im gesamten Universum hatte.
Er rutschte an seinem Hals vorbei und ließ sich auf dessen Schoß fallen. ,,Erzzziraphael ...", zischte Crowley, wickelte sich einmal um das linke Knie des Engels und rutschte dann zurück, um sich auf seine Schulter zu legen. ,,Ich fühle mich nicht sssehr gut."

𝕴𝖓𝖊𝖋𝖋𝖆𝖇𝖑𝖊 • 𝕲𝖔𝖔𝖉 𝕺𝖒𝖊𝖓𝖘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt