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Doch ich musste weiterarbeiten!
Ich wehrte mich leicht und wollte weiterschreiben.
"Julien!" sagte Lunas Stimme hinter mir gedämpft aber scharf.

Der Tonfall erschrak mich, ich ließ von der Tastatur ab und drehte mich zu ihr um.
"Hör auf! Es ist fast halb Drei! Du machst dich doch selber fertig! Du schlägst wie verzweifelt auf die Tasten ein und hast Tränen in den Augen! Was ist los?" den letzten Satz sagte sie sanfter.

Erst jetzt merkte ich es auch, wischte sie schnell weg, stand auf und lief zum Fenster, damit sie mein Gesicht nicht mehr sah.
"Tut mir leid, falls du wegen mir nicht schlafen konntest. Ich musste arbeiten" sagte ich beinahe etwas abweisend.

"Hätte ich eh nicht gekonnt. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. So viel Stress wie du verträgt keiner" meinte Luna.

"Ich muss aber arbeiten. Ich- du verstehst das nicht. Ich hab da eine Pflicht und auf mir liegt hoher Erwartungsdruck" antwortete ich, immernoch ohne mich umzudrehen.

"Natürlich verstehe ich dich" erwiderte sie ruhig.
"Aber es bringt nichts, sich selbst Stress zu machen. Und das tust du gerade. Du zeigst sehr viel Stärke.
Mehr, als du vielleicht glaubst.
Aber die größte Stärke ist es, die Schwäche zuzulassen.
Und das müssen wir beide noch lernen" schloss sie.

Endlich drehte ich mich um und sah sie nachdenklich an.
"Also, was ist?" meinte sie und warf mir eine Jacke zu.
"Lust auf einen Nachtspaziergang?"

Ich fing die Jacke auf und musste grinsen.
Süß.
Man, dieses Mädchen wusste echt immer genau, was ich brauchte.

"Okay" willigte ich ein.
"Aber wir müssen uns gangstermäßig rausschleichen."

Jetzt grinste Luna auch.
"Natürlich" sagte sie vergnügt und wir zogen uns die Kapuzen über den Kopf und liefen leise zur Treppe und stiegen sie hinunter.
Unten angekommen schnappte ich mir noch den Schlüssel und wir flohen beinahe aus dem Haus und rannten gleichzeitig los.

Man tat die klare, kühle Luft gut!
Kaum zu glauben, dass ich vor kaum zwanzig Minuten noch in Selbstzweifel schwelgend gearbeitet habe!

Lachend und nach Luft schnappend kamen wir an dem Platz vor dem Dom an.
"Hier" grinste Luna und hielt mir ein Kissen hin, während sie ein zweites aus einer Tasche zog, von der ich bisher noch gar nicht bemerkt hatte, dass sie sie bei sich trug.

"Danke" sagte ich überrascht, nahm es und setzte mich auf den Boden.

Es war eine beeindruckend klare Nacht. Man konnte fast alle Sterne sehen.
"Da ist der große Wagen!" meinte Lu plötzlich und deutete in den Himmel.
"Und dort ist der kleine Wagen" ergänzte ich und zeigte etwas weiter nach rechts.

Wieder schwiegen wir.
"Du, Ju?" begann sie.
"Mmh?" machte ich, ohne meinen Blick vom Himmel abzuwenden.
"Immer wenn ich Zeit mit dir verbringe, vergesse ich alles um mich herum, bin glücklich und fühle mich geborgen. Ist das Liebe?"

• forbidden love • Julien Bam Fanfiction •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt