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Meine Schritte hallten nach.

Es war still, stiller als sonst.

Die Luft war eisig.

Der Wind pfiff zwischen den Häusern und schien grausame Worte zu zischen.

Mir lief ein Schauder den Rücken hinunter.

Zum ersten mal fühlte ich mich hier in der Nacht nicht mehr geborgen, sondern viel mehr beobachtet. Wurde ich jetzt auch noch paranoid oder was?

Ich zog mir meine Kapuze enger um den Kopf und blieb stehen. Unschlüssig verharrte ich zwischen den Häusern.

Große Lust, weiter zu laufen und mich auf den Platz zu setzen hatte ich jetzt eigentlich auch nicht wirklich. Viel eher würde ich gerade am liebsten in jede Richtung schauen können, um mich zu vergewissern, dass ich allein war.
Außerdem erinnerte der Ort mich zu sehr an Luna und spürte unwillkürlich einen kleinen Stich im Herzen.

Ich zuckte zusammen, als ich ein paar Besoffene eine Straße weiter lachen hörte. Seit wann war ich so schreckhaft?
Ich beschloss, wieder zurück zu gehen und lief zügigen Schrittes los. Alle paar Meter sah ich nach hinten.

Kaum war ich an meinem Haus, schloss ich schnell auf und ließ mich erleichtert auf einen Stuhl sinken.
Sicherheit.
Vor was eigentlich?
Ich wusste es nicht.

Mein Blick wanderte zur Küchenuhr.
Viertel vor Vier.
Ich seufzte.
Meine Gedanken schweiften ab und ich fragte mich, was Luna wohl gerade machte.

Warum hatte ich ihr nicht meine Nummer gegeben? Es musste doch irgendwie möglich sein, mit ihr Kontakt aufzunehmen... Dann durchfuhr mich ein Geistesblitz. Vince. Er hatte garantiert die Kontaktdaten der Familie oder wusste ihre Adresse.

Also stieg ich leise hoch und stand dann einen Moment unsicher vor Vince' Tür. Sollte ich? Und vor allem jetzt? Ja, jetzt.
Ich öffnete vorsichtig die Tür, und das Licht hinter mir erhellte einen Streifen in dem Zimmer. Mein Kumpel lag im Bett und schien fest zu schlafen. Ich zwängte mich durch den Türspalt und setzte mich auf seinen Drehstuhl. Dieser gab ein leises Quietschen von sich. Erschrocken zuckte ich zusammen und blickte zum Bett. Vince drehte sich unruhig auf die Seite.

Erleichtert darüber, ihn nicht geweckt zu haben, startete ich den Computer und suchte in seinen Dateien.
'Kontakte', endlich.
Ich öffnete den Ordner und scrollte mich durch.
'Redson, Stephan und Kiara + Marie, Bakerstreet 11, New York'.
New York?! Nicht im Ernst, oder?

Ich unterdrückte ein Stöhnen und sank in den Stuhl zurück. Das wurde dann wohl nichts mit mal einem einfachen Tagesausflug.
Ich speicherte mir die Daten schnell in mein Handy ein und schloss dann sorgfältig alle Programme wieder.
Vince musste ja nicht unbedingt mitbekommen, dass ich mich nachts an seinem Computer zu schaffen gemacht habe.

Ich erhob mich langsam, verließ dann bemüht leise wieder seinen Raum und schloss sachte die Tür hinter mir.
Dann lief ich in mein Zimmer und warf mich auf mein Bett.

New York.

• forbidden love • Julien Bam Fanfiction •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt