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Als ich wieder aufwachte, war es gerade einmal vier.
Verdammt.
Ich sollte echt mal etwas für meinen Schlafrhythmus tun.
Aber sich nochmal hinzulegen lohnte sich nicht.
Ich war hellwach.

Leise stand ich auf, zog mir eine Jeans an und einen Hoodie drüber und schnappte mir meinen Schlüssel.

Zeit für meinen Morgenspaziergang.

Bemüht geräuschlos schloss ich die Tür hinter mir und machte mich auf dem Weg durch die verlassenen Straßen von Köln.
Wie erwartet, war ich allein.
Die kalte Luft tat gut und erfrischte meinen Kopf.

Ich genoss die Ruhe und lief über den von Laternen beschienenen Platz vor dem Dom.

Ich zuckte leicht zusammen, als ich bemerkte, dass jemand in der Mitte des Platzes saß.

Ein Mädchen.
Sie trug einen dunklen Mantel über einem weißen Nachthemd.
Die dunklen Haare hatte sie zu einem tiefen Zopf zusammengefasst und sie sah hoch in die schwindenden Sterne.

"Luna?" flüsterte ich leise und meine Stimme hallte über den Platz.

Sie drehte sich erschrocken um und stand schnell auf.
"Ju?" meinte sie verwundert und lief auf mich zu.

Ich umarmte sie sanft und spürte, dass ihre Hände ziemlich kalt waren.
Ich drückte sie etwas von mir weg und nahm ihre Hände.
"Wie lange bist du schon draußen? Und vor allem warum?" fragte ich sie besorgt.

"Um drei vielleicht" antwortete sie, "ich konnte nicht mehr schlafen."

"Ich auch nicht" seufzte ich und setzte mich auf den Boden.
Luna folgte meinem Beispiel und zusammen sagen wir in den Himmel.
"Ich mache das öfters" teilte sie mir mit, "aber diesmal hab ich vergessen, dass ich keinen Schlüssel mithabe."

"Wollen wir reingehen?" fragte ich sofort.
"Ein paar Minuten noch" überredete sie mich.

"Hoffentlich finden das deine Eltern nicht raus. Ich bezweifle, dass sie das gutheißen würden" gab ich zu Bedenken.

"Vor allem, weil du dabei bist. Das wird ihnen gar nicht gefallen" stimmte sie mir zu.

"Was haben sie eigentlich gegen mich" sagte ich mehr zu mir selbst.
Einen Moment war Schweigen.

"Naja, du bist und hast alles, von dem mich meine Eltern fernhalten wollen.
Du wurdest mit einer anderen Religion erzogen, du bist in ihren Augen kein komplett Deutscher, du hast einen Kleidungsstil, den sie nicht unterstützen und du hast Tattoos."

"Aber für manches davon kann ich nicht mal was! Warum beurteilt man Menschen nach so etwas?!" sagte ich enttäuscht.

"Ich weiß es nicht" flüsterte Luna und lehnte sich an mich.
Ich legte meinen Arm um sie und so saßen wir ein paar Minuten da.
Die Kälte kroch mir den Rücken hoch, aber ich ignorierte es.

Als dann die ersten Vögel begannen zu zwitschern und die frühsten Strahlen den Horizont erhellten, sprang ich leicht panisch auf und blickte auf meine Uhr. 5:47 Uhr.
Mist.

"Komm, schnell Lu, die ersten dürften schon wach sein" rief ich überstürzt und eilte los.
Sie rannte mir hinterher und zog sich ihren Mantel eng um.

An der Haustür angekommen kramte ich hastig den Schlüssel hervor, öffnete leise die Tür und spähte hinein.
Puh, das Haus schien noch ruhig.
Geräuschlos stiegen wir die Treppe hoch und schlichen wir uns wieder in unsere jeweiligen Zimmer.

Heute war es noch gut gegangen.

• forbidden love • Julien Bam Fanfiction •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt