Kapitel 1.3 ~ Freez

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~ Wird es einfach sein? Nein. Wird es es wert sein? Absolut! ~

"Warum?"
"Akzeptier es einfach Freez, ich kann dir nicht mehr über sie sagen und darauf vertrauen, dass du deinem besten Freund nichts erzählst."
Seit Tagen ist nun meine Mutter 'frei' , da der Rat sich erhofft mit dem Namen etwas anfangen zu können. Doch bisher scheinen keine Information über eine Firea Vulco uns weiterzuhelfen sie zu finden. Tekno hat mir vorhin lediglich berichtet, dass er etwas über ihre Zeit in Elestrya herausgefunden hat, doch das Meiste soll nicht brauchbar sein. Und das bedeutet so viel wie: "Freez, ich brauche deine Hilfe oder der hohe Rat wird einschreiten" und die planen nichts Gutes mit meiner Mutter.
"Und du bringst dich in Gefahr nur wegen dem Mädchen?"
Vorwurfsvoll schaut sie mich an und schnaubt.
"Dieses Mädchen ist seit ich sie kenne wie eine Tochter für mich. Also ja, ich würde mich für sie in Gefahr begeben, genauso wie für Jay und dich. Und ich werde nicht mit dir darüber reden."
Mit diesem Worten erhebt sie sich aus dem Sessel unserer kleinen Wohnung und stürmt in ihr Zimmer.
Das Versteck unserer Armee befindet sich unterirdisch, irgendwo inmitten von Wüste und Stein. Weit und breit nichts anderes und somit ziemlich gut abgeschottet von den Menschen. Und durch die vielen hundert Meter, die uns vom Sonnenlicht trennen, sind wir unaufspürbar mit ihren technischen Mitteln. Nur vor Technologiefeen sind wir nicht hundertprozentig sicher.
Das Licht hier unten wirkt dank den Lichterfeen natürlich und vertreibt die Dunkelheit. Außer im Viertel der wenigen dunklen Feen.
Es ist eine unterirdische Stadt, die man nicht begehen kann. Durch die gigantische Höhe der Höhle ragen Räume über Räume über Räume, bis die Türme aus goldgelbem Sandstein Hochhäusern gleicht, wie man sie in großen Metropolen findet. Diese Räume beherbergen alle Schlaf- und Gesellschaftsräume.
Die Türme, eines je Element, bilden am Boden ein Dodekagon, ein Zwölfeck.
Je mehr Feen unserer Armee einem Element angehören, desto höher der Turm. Am höchsten ist der Turm der Pflanzenfeen, der seinem Halt Ranken verdankt. Der Lichtturm, in dem sich unsere Wohnung befindet, ist rechts daneben und funkelt.
Die Aufstellung basiert auf die Positionen der Städte der Elemente in Elestrya, die ebenfalls eine Art Kreis bilden.
Am Boden befinden sich der riesige Speisesaal und der Trainingsplatz. Dank der Abgeschiedenheit trainieren Feuer - und Lichtfeen meist draußen am Tag und Dunkelheits - und Eisfeen gerne nachts. Denn dann sinkt die Temperatur und es ist dunkel, was in der Halle nie der Fall ist. Es ist dort stets hell und es herrscht eine, für die meisten Feen, angenehme Raumtemperatur.
Die Verwaltungsgebäude, dazu gehören die Einrichtungen des hohen Rates - wie das Gericht - sind im Technologieturm untergebracht, dem drittkleinsten Turm. Und dahin fliege ich jetzt auch.
Mittlerweile müsste Tekno einiges an Informationen zusammengestellt haben und irgendetwas wird uns weiterhelfen müssen.
Auf dem Weg dahin atme ich tief durch. Auch wenn sie meine Mutter ist, bin ich enttäuscht. Enttäuscht und wütend. Sie glaubt, nur weil Tekno mein Freund ist, könnte ich nichts vor ihm geheim halten. Sie vertraut mir nicht so, wie Jay.
Ich klopfe nicht an, tue ich nie, und öffne missmutig die Tür. Ich versuche die Gedanken über Jay und die Tatsache, dass Mom ihn lieber hat als mich, zu vertreiben.
Tekno hat sich bis eben mit einer Admiralin unterhalten. Diejenige, die meine Mutter beschuldigt hat mit dem Feind gemeinsame Sache zu machen. Sie wird jedoch von ihm weggeschickt. Mit einer leichten Verbeugung, macht sie sich auf dem Weg zur Tür.
"Ira, helfen Sie beim Training bis zum Abendessen. Wir sehen uns morgen."
Teknos Befehlston klingt trotz der mangelnden Höflichkeit seiner Worte freundlich. Das ändert sich jedoch, als Admiral Ira die Tür hinter sich schließt.
Der General, der gerade noch aufrecht gestanden und mit undurchdringlicher Miene eine Armee befehligt hat, verwandelt sich in einem verzweifelten Jungen, der sich vorbeugt und seine Hände auf den gläsernen Tisch vor ihm abstürzt.
Inmitten der vielen Computern, Bildschirmen und Kabeln passt der Tisch mit den Hologrammen. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich ein Bild von einem Mädchen, kaum älter als 10.
"Ist sie das?"
Rote, wilde Locken umranden ein gebräuntes Gesicht. Sie gehen dem Mädchen gerade mal bis zur Schulter. Am Auffälligsten sind aber die stechend roten Augen, deren Iris einen unscheinbaren gelben Rand hat.
"Hast du etwas herausgefunden?"
Neugierde spricht aus seinen Augen, die mehr dunkelblau als violett sind.
"Du meinst außer der Tatsache, dass meine Mutter mir nicht vertraut? Nö, nicht wirklich was."
Mit verschränkten Armen drehe ich mich in seine Richtung und bemerke sein Zähneknirschen. Oh ja, jetzt ist er verzweifelt.
Mit einem leisen Grummeln stößt er sich leicht vom Tisch ab, nur um hin und her zu tigern.
"Wie kann Ella glauben, dass es so gut endet. Ich bin neu als General, ich muss mich den anderen Admiralen, Offizieren und Kriegern beweisen. Ich muss dafür sorgen, dass wir diese Elementris finden, sonst war's das und Gordo wird General. Ich kenne Ella und ich weiß, dass sie Gordo weniger vertraut als manch unserer Feinde, warum also verdammt arbeitet sie gegen mich?"
Voller Rage hämmert er seine Faust gegen das winzige bisschen Wand, das nicht von Bildschirmen oder Hologrammkarten bedeckt wird. Ich tue nichts, als ihm dabei zuzusehen, wie er tief durchatmet und sich langsam beruhigt.
"Was wissen wir über sie?"
Ich schaue wieder auf das Bild, das mir unnatürlich bekannt vorkommt. Mein Freund stellt sich zu mir und lässt mit Handbewegungen eine handvoll Informationen erscheinen.
"Firea Vulco, Tochter von Rowan und Lara Vulco, Schwester von Flairen Vulco. Gewohnt hat sie ihr Leben lang in Fotia, direkt gegenüber von deiner Mutter. Das erklärt uns zumindest woher sich beide kennen."
Und das erklärt, warum sie mir so bekannt vorkommt auf dem Bild. Sie war mit ihrem Bruder öfters bei uns daheim als Kinder. Und beide waren Feuerfeen, weshalb ich mich immer genervt in mein Zimmer eingeschlossen habe, bis sie weg waren.
"Ich kannte sie... Also, ich habe sie und ihren Bruder öfters bei uns gesehen. Was ist mit ihrer Familie?"
Nicht, dass mir die Nachbarn meiner Mutter besonders am Herzen lagen. Aber es waren gute Freunde von ihr.
"Keine Informationen zu ihren Eltern. Bedeutet so viel wie tot. Interessanter Weise steht über ihren Bruder noch einiges dabei, wie dass er 19 Jahre alt ist und ebenfalls eine Elementris."
An Teknos Blick kann ich erkennen, dass mehr dahinter steckt.
"Aber anders als seine Schwester ist er nicht auf der Erde? Sie standen sich verdammt nahe, er würde sie nicht alleine lassen."
Zumindest so viel habe ich damals mitbekommen.
Tekno nickt zähneknirschend und seufzt leise.
"Es sei denn, er wird dazu gezwungen. Frag mich nicht, warum Dragoreon eine Elementris gefangen hält, aber wir sollten es schleunigst herausfinden. Noch ein Grund, das Mädchen alsbald zu finden."
Grübelnd lehne ich mich an eine Tischplatte. Es ergibt tatsächlich keinen Sinn.
Dragoreon tötet Unbestimmte und Elementris wie uns für gewöhnlich auf der Stelle. Warum ist er damals auf einen jungen, unausgebildeten Elementris scharf gewesen?
"Seine Eltern waren beide Elementris. Es gibt Vieles, das wir über Feen und Magie noch nicht wissen. Möglicherweise ist das der Grund, warum er bisher so lange in Dragoreons Fängen durchhält. Verdammt, fünf Jahre hat er den Jungen schon fast in seiner Gewalt. Er muss ihm verdammt wichtig sein."
Gegen Ende hin murmelt Tekno nur noch leise vor sich hin und fährt aufgelöst durch sein kurzes, violettes Haar. Anders als bei seinen Augen, überwiegt hier eindeutig das Lila, die Farbe der Technofeen.
"Wer sagt, dass er jetzt nicht tot ist?"
Mit dem Blick starr auf den Bildschirm gerichtet, denkt Tekno nach. Er sagt nichts, bewegt sich nicht. Ich bin nach einigen Minuten des Wartens dabei den Mund zu öffnen, als er mir zuvorkommt.
"Ich habe da so ein Gefühl."
Mit hochgezogenen Augenbrauen überlege ich tatsächlich einen Moment lang, ob ich lachen oder vor Verzweiflung schreien sollte.
Nicht umsonst gilt Tekno als der klügste Kopf im gesamten Universum. Als Technologiefee besitzt er ein unerschöpfliches Wissen über alles. Dass er ein Elementris ist, erweitert auch sein Wissen über Gefühle, von denen andere Technofeen nur verstehen sie zu verbergen. Und jetzt, von dem einzig lebenden Technologieelementris zu hören, dass er einem 'Gefühl' vertraut... Es macht mich sprachlos.
"Ich weiß, was du denkst. Aber genauso sehr, weiß ich auch, was ich fühle und für wahr halte. Dragoreon würde keinen Jungen gefangen halten, nur um ihn irgendwann zu töten. Ich kann nicht aufhören zu glauben, dass es etwas mit Firea zu tun hat. Was sagte deine Mutter über sie?"
Ich zitiere lustlos die Worte meiner Mutter, von denen ich nicht verstehe, wie sie uns weiterhelfen sollen: "Sie gehört zu den stärksten Feen, die sie kennt."
"Ich denke, darin liegt der Schlüssel. Ella weiß wie stark wir Elementris sind. Sie hätte nicht Fireas Stärke erwähnt, wenn sie nicht tatsächlich mächtiger wäre als so manch andere."
Ich schlendere zu ihm und bleibe neben ihm stehen. So langsam verstehe ich.
Tekno lässt das Abbild des Mädchens, das mittlerweile in meinem Alter ist, nicht aus den Augen.
"Was wäre, wenn Beide stärker sind als wir, einfach weil sie Kinder zweier Elementris sind? Wenn Dragoreon beide braucht, um sich seiner Sicherheit gewiss zu sein. Und Flairen nur lebt, um als Köder zu dienen?"
Während ich mir auf die Lippen beiße, nicke ich verstehend. Als wäre nicht ohnehin schon alles kompliziert genug.
"Dann müssen wir den einen aus Dragoreons Fängen befreien und die Andere schleunigst finden, damit sie nicht unserem Feind in die Arme fällt."
Kopfschüttelnd sieht mein Freund zu mir und legt seine Hände an meine Schultern.
"Nein. Damit sie unseren Feind ausschalten kann."

Elementris (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt