~ Frauen sind bessere Lügner als Männer. Sie sind auch besser darin, sie aufzudecken ~
"Und du bist dir sicher, dass es etwas Gutes bedeutet?"
Tekno sitzt neben mir an einem der vielen Tische im Speisesaal unseres Versteckes. Anders als er bin ich schon mit meinem Essen fertig und schiebe den Teller von mir weg.
"Sie hat sich bei ihrer besten Freundin für mich eingesetzt, obwohl sie mich kaum kennt. Ich bin mir sicher, dass es mit der Zeit zu einer Art Freundschaft wachsen kann. Und als Freunde komme ich so an Informationen über Cathrin ran."
Seufzend schüttele ich den Kopf. Wäre das alles nur so einfach, wie der Technologie glaubt. Sein fragender Blick zeigt, dass er nicht weiß, worüber ich nachdenke und dass er sich keine Sorgen macht.
Ich schiebe den Teller nun vollständig zur Seite und stütze meine Unterarme auf den Tisch, um mich besser vorzulegen.
"Das Problem daran ist doch mehr als offensichtlich. Cathrin wird unter keinen Umständen zulassen, dass du noch mehr Zeit mit Fiona verbringst. Sie hat schon einen Freundin an dich verloren. So dumm das noch einmal zu riskieren, ist sie nicht."
Eine Zeit lang kaut Tekno stumm vor sich hin und grübelt über meine Worte nach. Fast schon denke ich, dass er in einer anderen Welt ist.
"Nein" , sagt er schließlich und verwirrt mich damit entgültig.
"Weitere Teams durchsuchen die ganze Erde, aber mein Gefühl sagt mir, dass sie in Ellas Nähe ist. Sagt mir, dass wir mit Cathrin auf der richtigen Spur sind. Dieser Plan ist der Einzige, den wir haben. Kein Mensch oder Fee wird ihn zum Scheitern bringen. Ich finde diese Feuer unter allen erdenklichen Umständen, koste es was es wolle."
Ich kenne Tekno schon lange bevor wir Elestrya verlassen haben und doch habe ich das Gefühl einem Fremden gegenüber zu sitzen. Der Tekno, den ich kenne, war stets ruhig, gefasst und hat sich auf Fakten verlassen. Dieser neue Tekno, dem ich nun gegenüber sitze, verlässt sich nicht nur auf ein lächerliches Gefühl, nein, er zeigt auch Anzeichen von Wut. Sein Kiefer mahlt, sein Griff um das Besteck verstärkt sich und sein Blick wird animalischer; wilder und aggressiver.
Eine zierliche Fee setzt sich neben Tekno und legt ihm eine Hand auf die Schulter. In der Anderen balanciert sie elegant ihren vollen Teller und ein Glas Wasser.
"Das wird schon, Großer. Wir konnten neben den Polen auch Südafrika ausschließen. Außerdem auch China und Grönland" , plappert die Unbestimmte darauf los, während sie ihr Essen richtet.
"Immerhin" , seufzt Tekno, der sich nun wieder ein Griff hat.
Die junge Frau wirft ihr langes magentafarbenes Haar über die Schultern, damit sie nicht in ihrem überbackenen Gemüse landen.
"Sonst noch was, Virus?"
Munter kaut seine Schwester erst einmal fertig, wohl wissend, dass Teknos Geduldfaden sehr gespannt ist.
"Irgendetwas stimmt weder mit Fiona, noch mit Cathrin."
"So weit waren wir auch."
Schnaubend schnappe ich mir meine Gabel und stochere in meinem Essen herum. Auch wenn mir die Nudeln nichts getan haben, muss ich irgendwie meinen Frust loswerden. Wäre ich doch bloß in der Trainingshalle und nicht in einem überfüllten Speisesaal.
So sehr in meinem Tagträumen versunken, über eine leere Sporthalle nur für mich alleine, habe ich fast nicht mitbekommen, wie Virus angefangen hat weiterzureden.
"Angefangen damit, dass Cathrin gar nichts ins Krankenhaus geht. Es hat zwar einiges meiner Zeit beansprucht, aber tatsächlich hat sich jemand in das System gehackt und Cathrin als Patientin eingetragen. Und das so geschickt, dass man für gewöhnlich nichts an der Fälschung bemerkt."
Instinktiv schaue ich zu Tekno und unsere Blicke treffen sich. Also ist Cathrin Firea. Was nicht sonderlich schlimm wäre, würde sie nur nicht Tekno, den General, hassen. Denn so wird sie uns wohl kaum in irgendeiner Weise helfen wollen.
"Also hat sie uns einiges an Lügen aufgetischt. Ich hoffe mal, dass es nur daran liegt, dass sie nicht zur Schule will."
Nur leider ist mir bewusst, das Cathrin zu den wenigen gehört, die Schule nicht weniger spaßig finden, wie gewöhnliche Menschen einen Spieleabend mit Freunden.
Tekno lehnt sich zurück und hat sein Pokerface aufgesetzt, seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck. Das ist das Zeichen, dass etwas nicht stimmen kann. Nur bleibt die Frage offen, was inwieweit keinen Sinn ergibt.
"Cathrin ist nicht die, für die sie sich ausgibt. Anstatt im Krankenhaus zu sein, gehen wir einfach so davon aus, dass sie entweder kämpft, trainiert, in Elestrya ist oder sich von Verletzungen kuriert. Für nichts haben wir handfeste Beweise."
Das stört ihn, der Mangel an Fakten. Unser Sherlock spekuliert einfach nicht gerne.
"Was ist mit Fiona" , lenke ich das Gespräch in eine andere Richtung. Immerhin erinnere mich gehört zu haben, dass beide Mädchen etwas verheimlichen.
Die Unbestimmte kaut schnell ihr Essen herunter und räusperte sich kurz.
"Fiona hat keine Eltern in dem Sinne, wie in ihrer Akte steht. Ihre Mutter ist alleinerziehend, warum auch immer man so etwas verheimlicht. Das heißt, wenn sie fehlt, fehlt sie nicht, weil sie mit ihren Eltern auf Geschäftsreise ist."
Zum wiederholten Male widmet sie sich ihrem Abendessen zu uns lässt uns über ihre Worte nachdenken. Die wenig Sinn ergeben.
"Aber es gibt keine zwei Fireas."
Zumindest hoffe ich das. Schon Eine sorgt für ein solches Durcheinander und für mehr Probleme, als gut für sie ist. Verdammt, sie ist Schuld daran, dass meine Mutter und mein bester Freund sich streiten und ich gezwungen werde mich zwischen Beiden zu entscheiden. Sie sollte gefälligst eine sehr gute Erklärung liefern können, warum ich sie nicht augenblicklich in den Tiefen des Ozeans ertränken sollte.
"Nein, das nicht. Aber niemand sagt, dass eine von ihnen Firea ist. Es gibt genug Feen auf der Erde um deren Existenz wir nichts wissen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie auf der richtigen Seite stehen."
Auch wenn er die letzten Worte leise murmelt, ist ihre Last erdrückend.
Wir sind in der Unterzahl, Dragoreon ist uns zahlenmäßig überlegen. Kaum vorstellbar ist es, dass zwei seiner Leute auf die selbe Schule wie wir gehen und Tekno ausspioniert haben könnten. Cathrin ist der einzige Mensch bisher, der ihn näher kennengelernt hat und jetzt ist Fiona an ihrer Stelle dabei Tekno näher zu kommen. Wer weiß an was für Informationen beide gelangen konnten und immer noch könnten. Nicht zu schweigen davon, dass Cathrin Tekno nichts ausstehen kann.
"Du solltest nicht weiter in ihrer Nähe sein. Du solltest auch nicht mit ihr auf den Ball gehen, das ist zu gefährlich."
Ich kenne diesen Blick, den er mir zuwirft, sein 'Ich-weiß-es-besser-Blick'. Und ich hasse ihn.
Noch während er den Mund auf macht, falle ich ihm ins Wort.
"Du bist der General, wenn du-"
"Nichts 'wenn du'. Mache ich jetzt einen Rückzieher, obwohl ich das Ganze zum Laufen gebracht habe, verhalte ich mich sehr verdächtig. Und das können wir momentan am Wenigsten gebrauchen. Also nein, ich werde mich trotz deines gut gemeinten Rates weiterhin mit Fiona anfreunden und sie übermorgen zu dem Ball ausführen."
Ich weiß nicht, ob mir ein Seufzen oder doch ein Knurren entfährt, aber verzweifelt raufe ich meinen Haare. Diese Mädchen werden noch vor Dragoreon unser Untergang sein.
Um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, räuspert sich eine männliche Stimme neben unserem Tisch. Ein Unbestimmter, und der Uniform nach zu urteilen ein Admiral, deutet eine Verbeugung an, während sein Blick voll und ganz auf Tekno gerichtet ist.
Der Mann mittleren Alters mit den selben Augen wie Tekno, hat sonst nichts mit ihm gemein. Seine einst weißen Haare sind fast schon grau während seine Haut mit ihrem dunklen Braunton fast schon den Schatten Konkurrenz macht. Ich erinnere mich an ihn, Admiral Steen. Wie mein Vater beherrscht er nur alle negativen Elemente, Blitz, Technologie, Wasser, Wind und Dunkelheit.
" Verzeiht für die Störung, aber ich wollte um Erlaubnis bitten, einige Elementris für einen Großeinsatz zu mobilisieren."
Soweit ich es in Erinnerung habe ist Admiral Steen für die Beobachtung Dragoreons Aktivitäten zuständig. Dass wir nun zu einem Großeinsatz ausschreiten müssen, kann rein gar nichts Gutes bedeuten.
Er hat jetzt die volle Aufmerksamkeit seines Generals. Steen würde nie seine Hilfe anfordern, noch dazu die der Elementris, wenn es nicht um den großen Kampf geht, auf den wir uns alle vorbereiten. Doch kein Alarm ist zu hören, also muss es etwas anderes sein. Etwas, das genauso schlimm ist.
Mit einem Nicken erklärt Tekno, dass der Admiral fortfahren soll.
"Ich bin eurer Theorie nachgegangen und musste feststellen, dass ihr Recht hattet. Unsere Feinde haben eine Elementris in ihrer Gewalt, doch ich konnte bisher nichts über er oder sie herausfinden. Lediglich, dass sie in einem Hochsicherheitsgefängnis gefangen gehalten wird und seit Jahren noch nicht tot ist. Dragoreon scheint diese Elementris für etwas zu benutzen, oder benutzen zu wollen und ich würde meine hand dafür ins Feuer legen, dass er uns nur deswegen noch nicht angegriffen hat."
Während sich der General und sein Admiral mit schnellen Flügelschlägen in den Konferenzsaal begeben, reibe ich mir mit meinen Händen über das Gesicht. Kann das alles denn noch schlimmer werden?
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Elementris (wird überarbeitet)
Fantasy»Sie kommen näher und näher. Mit ihnen die Kälte und die Dunkelheit. Alles auf ihrem Weg wird verschlungen, begraben, zerstört. Mein Blick ist starr nach vorne gerichtet und doch bemerke ich die steigende Nervosität der Feen hinter mir. Der Eine, de...