"Kathlyn."

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Als ich das Café betrat, wusste ich nicht ob die Frau schon hier sein könnte. Ich sah mich etwas um und fing nervös an, auf meiner Unterlippe zu knabbern. Mein Blick blieb bei einer Frau hängen, die mich ebenfalls etwas unsicher ansah. Ich lief auf ihren Tisch zu.

"Hatten sie ein treffen mit einer Brooklyn vereinbart ?", fragte ich sie und sie nickte sofort.

"Schön dich zu sehen, Brooklyn.", sagte sie.

"Nimm doch Platz.", sie zeigte auf den Stuhl vor sich. Ich setzte mich hin und sah sie gespannt an. Statt anzufangen etwas zu erzählen, bewunderte sie mich. Was mich ärgerte und sie stellte meine kompletten Nerven auf den Kopf. Es geht schließlich um meinen Vater; die Olle soll endlich rausrücken.

"Ich will nicht rumtrödeln, würde mich freuen wenn Sie gleich zur Sache kommen würden.", sagte ich und sie nickte nur. Sie holte einen Briefumschlag aus ihrer Tasche und eine kleine Schachtel.

"Die sollte ich dir übergeben.", sagte sie.

"Woher wollen sie das wissen. Mein Vater lebt nicht mehr.", sagte ich und sah sie fassungslos an.

"Brooklyn-", ich unterbrach sie,"-Brooke nennen sie mich bitte einfach nur Brooke.", sagte ich leicht genervt.

Ich hasste es mit kompletten Namen genannt zu werden.

"Na gut, dann eben Brooke. Dein Vater hat mir diese Sachen gegeben, bevor er den Autounfall hatte. Er sagte, falls ihm etwas zustoßen sollte, sollte ich dir diese Sachen übergeben, das war das mindeste was ich für Jeremy machen konnte.", sagte sie und wurde wieder still.

"Woher wollte er wissen, dass er stirbt ?", fragte ich sie verwirrt.

Ich fing an gereizt zu lachen. Ich lehnte mich leicht gegen den Tisch und sah in ihre Augen.

"Ganz im ernst, mein Vater ist an einem Autounfall gestorben. Er ist kein Hellseher, woher bitteschön soll er wissen, was auf ihn zukommt ?", hauchte ich gegen ihr Gesicht und lehnte mich wieder mit meinem Rücken nach hinten auf dem Stuhl.

"Es war voraussehbar, er hatte Krebs und baute sofort mit mir Kontakt auf, da er diese Sachen sonst niemanden anderen außer mir anvertrauen konnte. Er hatte nicht mehr solange zu leben und wollte, dass noch etwas von ihm als Erinnerung bei dir bleibt. Statt an seiner Krankheit zu sterben, ist er an einem Autounfall gestorben. Es tut mir echt leid für dich.", sagte sie und versuchte Augenkontakt aufzubauen. Er hatte Krebs ? Warum erfahr ich es jetzt von einer wildfremden Frau ? Ich versuchte locker zu bleiben.

"Hm. Ich hätte da nur noch zwei Fragen. Wer sind Sie und woher kennen Sie meinen Vater ?", fragte ich sie und verschränkte meine Arme.

"Naja, eine Antwort zu beidem könnte reichen, oder ?", fragte sie.

"Hören sie auf mit mir zu spielen. Beantworten Sie meine Fragen, dann bin ich auch schon weg.", sagte ich kalt.

"Ich spiele nicht, ich frage auch nur. Das mit dem Stur sein hast du wohl von deinem Vater. Ich bin Kathlyn.", sagte sie.

Ich war erst geschockt und mir wurde kalt und heiß zugleich. Kathlyn.

"Das ist nicht dein fucking ernst!?", schrie ich sie an. Ich knallte meine Hände auf den Tisch, stand auf und der Stuhl fiel auf den Boden.

"Beruhig dich, hier sind noch andere Gäste.", sagte sie und stand auch vorsichtig auf.

Ich nahm die Sachen von meinem Vater für mich in meine Hand und verließ sofort den Laden, da ich es nicht aushalten würde ohne auszurasten in ihrer nähe.

Ich merkte wie Kathlyn mir hinterher eilte und neben mir lief. Ich blieb sofort stehen und sah sie wütend an.

"Was kommst du mir hinterher ?!", fuhr ich sie wieder an.

"Ich wollte mit dir noch ein letztes Mal reden.", sagte sie und nahm meine Hand.

"Fass mich nicht an, mit dir habe ich nichts zu bereden.", zischte ich und zog meine Hand weg.

"Hör mir doch nur kurz zu. Ich bin deine Mutter und ich möchte dir sagen warum ich abgehauen bin, ich weiß das war nicht schön von mir, aber ich kann das alles erklären.", sagte sie.

"Was soll es an dieser Lage ändern, wenn du mir alles erklärst ? Du bist nicht meine Mutter und wirst es auch niemals sein, streich das aus deinem Kopf. Außer eine fremde Frau für mich, wirst du nichts sein. Du bist nur die Frau die mich auf die Welt gebracht hat und sich verpisst hat, mehr nicht. Und jetzt lass mich in Ruhe. Ich hab dich als kleines Kind gebraucht, aber jetzt brauch ich dich nicht mehr. Ich komme besser ohne dich klar.", sagte ich kalt und sie konnte nichts mehr sagen. Ich fing an weiter zu laufen. Als ich bemerkte, dass niemand neben mir oder hinter mir läuft, fühlte ich mich wieder ruhiger.

Ich konnte immer noch nicht fassen, dass sie sich traute, darüber reden zu wollen. Sie soll sich nicht bemühen mir irgendetwas zu erzählen, was ich nicht wissen will.

Nachdem ich zu Hause angekommen war, ging ich in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Ich öffnete erst die Schachtel, die von meinem Vater an mich war. In der Schachtel war ein schönes, goldenes Armband. Darauf war Prinzessin eingraviert. Ich musste lächeln und machte es sofort um meinem Arm. Weinen ? So etwas hab ich seit langem nicht mehr getan, und das sollte sich auch niemals ändern, es lohnt sich nicht Tränen zu verschwenden. Für meinen Vater würde sich alles lohnen, aber wenn ich jetzt weinen würde, würde er nicht zurück kommen. Er war der Mann, der für mich, für unsere kleine Familie gekämpft hat und alles versucht hat, damit ich ohne eine Mutter glücklich war. Und das war ich. Ich war sehr glücklich, außer manche Tage an denen ich merkte wie sehr mir eine ältere Frau an meiner Seite fehlte, aber ich wurde öfter von meinem Vater und meinem guten Kindheitsfreund aufgemuntert. Mit 13 war ich mit ihm zusammen bis er mit 16 verschwunden ist. Ich war sehr traurig, aber ich hab ihn niemals vergessen. Sein Name war Kyle. Er war meine erste und letzte große Liebe. Und seitdem gibt es so etwas für mich nicht, außer der Crew Liebe.

So viel zu meiner Vergangenheit. Ich sah mir den Briefumschlag genauer an und auf dem Umschlag stand:

'An meine kleine süße Prinzessin.

Öffne erst den Umschlag, wenn du mich brauchst. Ich liebe dich mein Engel. Dein Daddy Jeremy.'

Ich fing an zu lächeln und tat den Umschlag in meine Kommode neben meinem Bett. Der Zeitpunkt würde irgendwann kommen, wenn ich ihn brauche. Ich liebte diesen Mann einfach so sehr.

Mein Handy fing an zu klingen und ich sah auf den Bildschirm.

You got it BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt