Kapitel 11 - Soll ich?

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"Hi Liam.", antwortete Harry mir mit einem breiten Lächeln, bevor er auf die Uhr sah. "Scheiße, Liam wir müssen in die Klasse. Es tut mir Leid, aber du musst okay? Du kannst dich nicht vor Zayn verstecken." Bei seinem Namen fing ich leicht an zu zittern, nickte aber. Harry wollte sich umdrehen, aber ich hielt ihn fest und umarmte ihn nochmal fest. Ich brauchte das. Ich brauchte ihn. Ich brauchte irgendjemanden, sonst würde ich es nicht schaffen. Eine warme Hand legte sich auf meinen Rücken un strich sanft hoch und runter. Eine kurze Weile verharrten wir so, bis ich mich wieder von ihm löste und mir über die Augen strich. "Gut, wir können." Harry warf mir einen aufmunternden Blick zu und öffnete dann seine Bürotür. Vor dem Kursraum blieb er nochmal stehen und sah mich fragend an. Ich nickte und er griff zum Türgriff. Bevor er ihn runterdrücken konnte, hielt ich ihn nochmal kurz fest. "Danke.", flüsterte ich leise. Harry ließ den Griff los, zog mich an sich und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. "Für dich immer Liam. Ich bin für dich da, okay?" Ich nickte nur und atmete kurz seinen mir mittlerweilen vertrauten Duft ein. Eigentlich hätte ich mich fragen sollen, wann ich so vertraut mit meinem Lehrer geworden war, aber darüber machte ich mir keine Gedanken gerade. Er war für mich da, also fuck it, dass er mein Lehrer ist. Harry öffnete die Tür und zog mich hinter sich ins Zimmer. Die anderen verstummten, als sie Harry sahen, brachen aber in Gelächter aus, als sie mich sahen. Ich versuchte sie zu ignorieren und ging schnurstracks auf meinen Sitz zu. Meinen Blick richtete ich auf den Tisch, den die Schule mittlerweile freundlicherweise durch einen unbeschriebenen Tisch ersetzt hatte, wo er auch blieb.

*4 Tage später*

Langsam betrat ich das Schulgebäude und schlich zu meinem Spind. Ich kramte meine Bücher raus und flüchtete mich aus der Hölle in die Bücherei, bevor auch nur irgendein Schüler etwas sagen konnte. Es war wie ein morgentliches Ritual für mich geworden. Ich stand früher auf, zog mich an und lief eine Stunde früher als ich es vorher getan hatte, zur Schule. Dort huschte ich schnell durch die eigentlich leeren Flure, holte meine Sachen und flüchtete mich in die Bücherei, um dort zu warten, bis es klingelte. So entkam ich wenigstens vor der Schule den Mobb-Attacken und konnte in Ruhe meine Bücher lesen. Es war erstaunlich, wie eine einzige Person dein Leben in 6 Tagen zerstören konnte. Harry versuchte die anderen Schüler im Unterricht zu bändigen, aber die anderen Lehrer interessierten sich nicht wirklich dafür. Ich hatte es aufgegeben. Ich hatte mich aufgegeben.

Als es klingelte stand ich auf, packte mein Buch, dass ich gerade gelesen hatte, in meine Tasche und verließ die Bibliothek. Die Schüler auf dem Flur lachten als sie mich sahen und einer trat mir auch in die Kniekehle, aber ich schritt wortlos an ihnen vorbei. Jeden Tag dasselbe. Die ganze Zeit. Ich war inzwischen immun dagegen. Gegen die Tritte, die Blicke, das Gelächter, die Beleidigungen. Alles blieb mir gegenüber ungefährlich. Ich war ein emotionsloses Etwas, dass durch die Hallen der Hölle glitt, ohne auch nur eine Regung zu zeigen. Das einzige wogegen ich nicht immun war, gegen das ich es aber am meisten sein wollte, war Zayn. Jeder Blick den ich von ihm bekam, wenn es mal einer war, saugte ich in mich auf und da seine Blicke nicht gerade nett waren, zerstörten sie mich nur noch mehr, als ich eh schon war. Jedesmal, wenn sein tiefes, rauchiges, schönes Lachen wegen mir erklang, brach ein Stück mehr von meinem Herzen ab. Jede Beleidigung, die er mir an den Kopf war, brachte mein Selbstbewusstsein mehr zum sinken. Man könnte mich als die menschliche Titanic bezeichnen. Ich ging nicht schnell unter, sondern langsam und schmerzvoll. Kaum hatte ich den Kursraum betreten, kam mir schon der verachtende Blick jedes Menschen entgegen, der mich hasste. Bis auf Louis wollten alle aus dieser verdammten Schule, dass ich sterben ging. Und nur wegen Louis blieb ich. Natürlich auch wegen Niall, Mom und Dad, aber wegen Louis blieb ich standhaft und ließ mich nicht von den anderen runtermachen. Er schützte mich vor ihnen. Er war mein Immunsystem, aber wie jedes anderes Immunsystem hatte auch meins Lücken. Diese Lücke war Zayn. Und nur Zayn selbst konnte diese Lücke schließen.

Love is... [Ziam Mayne] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt