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Ich stand lächelnd an einem Baum neben Harry und Ron, während Hagrid uns draussen ein magisches Tier zeigte. Der Rest der Klasse schien nebenher zu quatschen, da sie wussten dass Hagrid eher seltener laut wird. Der Unterricht lief schon 5 Minuten, da fiel mir auf dass Draco gar nicht da war. Seine "Freunde" jedoch standen unaufmerksam an der Seite rum. Als hätte jemand meine Gedanken gelesen, kam er plötzlich auf die Wiese gelaufen. Hagrid sah ihn böse an und verschränkte die Arme. "Mister Malfoy, es reicht ja schon dass sie meinen Unterricht immer mit unangebrachten Bemerkungen oder Gesten stören... Aber jetzt zu spät zu kommen, das geht wirklich nicht." Alle erwarteten eine schnippische Antwort oder Ausrede von Ihm, jedoch nickte er nur. "Verzeihung." Er gesellte sich ohne überhaupt aufzusehen zu den anderen seines Hauses und viele, inklusive Harry, Ron und mir runzelten verwirrt die Stirn. Hagrid räusperte sich. "Nun ja, fahren wir fort..." Den Rest des Unterrichts passte Ich eher passiv auf, da ich immer wieder heimlich zu Malfoy schmulte und es wirklich gar nicht glauben konnte, dass er nicht einmal seine Klappe aufriss um etwas zu sagen. Er sah sogar irgendwie nachdenklich und mitgenommen aus. Als die Stunde vorbei war und wir alle zum Mittagessen gehen durften, sah Ich wie er sich an seinen Tisch setzte, jedoch weder aß noch sprach. Was war los? Harry tippte mich an. "Hermine, dein Essen wird doch kalt." Ich sah auf. "Oh, ja... hab irgendwie keinen Hunger. Sagt mal ist euch auch aufgefallen, dass Draco heute ganz komisch ist?" "Heute?" entgegnete Ron sarkastisch. Harry sah zu Draco rüber. "Hm, ja. Er kam aber auch gestern mitten in der Nacht in sein Zimmer, keine Ahnung wo er war." Ich runzelte die Stirn. Er war doch eingeschlafen... "Ja, Harry und ich waren nämlich nachts mit dem Umhang auf dem Flur, um-..." "Wie spät war es denn so als er wiederkam?" Ron runzelte die Stirn. "Äh, ich glaube so gegen 2 Uhr morgens." Hm. Ich war um 23 Uhr zurück in meinem Zimmer. War er noch... bei einem anderen Mädchen? Der Rest des Schultags verstriff schnell und gegen späten Nachmittag waren alle in den Zimmern ihrer Freunde denn es war Freitag. Ich spekulierte mir hunderte Dinge vor, die Draco gemacht haben könnte und wieso er so ruhig war und aussah heute. Wieso zur Hölle interessierte es mich überhaupt? Jedenfalls lief ich über einen Gang und sah einen seiner Gefährten, der mir mit angewiedertem Blick bejahte dass Draco in seinem Zimmer sei. Ich klopfte vorsichtig, nachdem ich mich vergewisserte dass niemand da war. Er öffnete die Tür und sah mich an, ich atmete auf. Seine Haare waren verwuschelt und er hatte einen Knutschfleck am Hals. "Wo warst du gestern Nacht?" platzte es mir heraus. Draco packte mich am Kragen und zog mich ins Zimmer. "Bist du verrückt sowas laut über den Flur zu brüllen?! Außerdem, woher weißt du davon?" Ich sah auf den Boden und wippte nervös hin und her. "Ron und Harry haben dich gesehen." Er seufzte genervt. "Nervige Gestalten. Und bevor du nochmal so an meinen Hals glotzt : Das warst du. " Ich hob eine Augenbraue und ließ den gestrigen Abend Revue passieren, was mich leicht zum erröten brachte. "Es tut mir leid, ich-..." er unterbrach mir. "Das ist mir egal, sieht ja mit meinem Hemdkragen keiner." Ich nickte. "Sagst du mir trotzdem wo du warst?" "Und wieso willst du das wissen?" Irgendwie machte es mich sauer, dass er so genervt mit mir sprach. "Man, keine Ahnung einfach so. Weil ich dachte du wärst eingeschlafen." Er setzt sich auf sein Bett in seinem viel zu großen "Extra für Draco Malfoy weil Lucius sein Vater ist" Zimmer. "Ich war auch eingeschlafen, hatte aber Gregory dazu veranlasst wach zu bleiben und mich um 12 zu wecken." Ich legte den Kopf schief. "Weil... du wohin musstest?" Er stöhnte genervt. "Das geht dich gar nichts an, i-..." plötzlich verstummte er und lauschte. "Draco, keiner ist im Flügel alle hängen in den Gemeinschaftsräumen rum oder-..." er stand schnell auf und legte seine Hand auf meinen Mund. "Pssht Granger! Du musst jetzt verdammt nochmal deine Klappe halten!" Bevor ich was wütendes entgegnen konnte, öffnete er seinen großen Kleiderschrank und schubste mich hinein, dann schloss er die Tür. Verwirrt blinzelte ich, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten und schmulte durch den Türschlitz des Schrankes, als ich es leise Klopfen hörte. Draco sah auf und fuhr sich schnell durch die Haare. Die Tür ging ruhig auf, schloss sich wieder und jemand trat an Ihn heran. "Mein Sohn, wir müssen reden." Ich schluckte und hielt die Luft an. Lucius! Draco's Vater! Er hasste mich und alle Muggelgeborenen, außerdem meinte Harry dass er und seine Familie Todesser sind! Draco sah ihn wartend an. "Ich weiß, dass es eine ungewohnte Situation für dich war. Trotzdem habe ich dir schon lange gesagt, wie das ablaufen wird und du musst wie ein ebenwürdiger Nachfolger meiner erscheinen. Was hast du getan?" Draco sah ihm strikt in die Augen, sah aber sehr angespannt aus. Wer redet denn auch so mit seinem Kind? "Ich habe nicht richtig hingesehen. Und ich habe mich nicht vorgestellt..." "Exakt. Du hast Schwäche gezeigt, indem du deinen Blick von diesem... ekelhaften Muggelmenschen abgewandt hast. Als würdest du so etwas wie Mitleid empfinden! Außerdem hast du ihm nicht den Respekt erwiesen, wie ich es dir vorher befohlen habe!" Ich schluckte. Worum ging es da gerade? "Es tut mir leid Vater, aber ich konnte nicht hinsehen ich... habe so etwas noch nie gesehen. Und... es ist der schwarze Lord, ich habe einfach kein Wort vor ihm rausgebracht... " Lucius sah ihn missachtend an. "Du stehst vor mir wie ein Junge voller Angst, wo ist der Mann voller Mut, ein Slytherin wie Ich ihn jetzt brauche?" Sein Vater klang furchteinflößend. "Ich werde mich bessern." Gerade als ich dachte, dass es sich beruhigen würde und mit mor debattierte ob es etwa um Voldemort geht, sah ich wie Draco's Vater ihm mit voller Wucht eine Backpfeife gab. Es klatsche laut und hallte kurz nach, ich drückte mir erschrocken die Hände auf den Mund. Draco sah gedemütigt nach unten und schluckte seinen Schmerzenslaut still hinunter. "Das hoffe ich für dich. Du willst doch dass deine Mutter und ich stolz auf dich sind, dass wir uns... auf dich verlassen können?" "Ja, Vater." Er wollte seinen Kragen gerade rücken, da hielt er inne. "Von mir aus vergnüg dich auch mit Mädchen wenn es dich entspannt und du so beim nächsten Mal furchtloser sein kannst. Nur bitte, lass niemanden diese... Hinterlassenschaften sehen. Das ist unzumutbar für die Ehre unserer Familie. " Er stellte seinen Kragen auf und legte ihn über den Knutschfleck. "Nun gut, dann sehen wir uns bald wieder. " Sein Vater strich ihm kurz über die Schulter und ging. Geschockt verweilte ich im Schrank, dann trat ich mit langsamen Schritten hinaus und sah ihn an. In Draco's Augen hatten sich Tränen des Schames, Schmerzes und der Demütigung gesammelt. "D-draco..." ich wollte meine Hand auf seine errötete Wange legen, die sein Vater geschlagen hatte, jedoch fing er meinen Arm ab und ließ ihn los. "Lass es. Es geht schon." Ich hatte in diesem Moment so ein Mitleid, sah ihn ganz anders als sonst. Er sah gebrochen aus, verängstigt und langsam verstand ich wo dieser Hass, der ihn all die Jahre umgab und den er jeden um sich spüren ließ herkam. "Worüber hat dein Vater gesprochen? Warst du mit ihnen bei... Voldemort? Ist er wirklich zurück Hat er jemanden getötet, einen Muggel? Wieso sollst du dir das ansehen? " Draco packte mich an den Armen. "Hermine, bei Gott du wirst alles vergessen was du gehört hast verstehst du das! Du vergisst alles und denkst niewieder drüber nach, geschweige denn sprichst mit jemandem darüber! Versprich es mir!" Er hatte Angst. Seine hellen Augen spiegelten kristallklare Angst wider, die ich in seinen Augen noch nie erblickt habe.

Der Junge, der keine Wahl hatteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt