Die Macht der Idee

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Ich kann mich nur schwer entsinnen, wann ich die Kontrolle verloren habe. Die Idee schwirrt in meinen Gedanken herum und bereitet mir Kopfschmerzen. 

Der erste Schritt ist gegangen und ich stürze mich in mir Unbekanntes. Wenn du dieses Buch liest, sollte dir bewusst sein, dass dies kein gewöhnliches Buch ist. Denn ich kenne es nicht. Aber es kennt mich. Es nutzt mich, um sich dir zu präsentieren. Es will dich ebenfalls benutzen und du kannst nichts dagegen tun, wenn du dieses Buch weiter liest.

Ich schreibe einfach drauf los und gerade das sollte mich und dich beunruhigen. Was bewegt mich dazu? Die Antwort ist ein mir unbekannter Trieb, dem ich nachgehe. Ein großer Fehler. Durch meine spontane Schreibweise kann ich selbst nicht kontrollieren, was als nächstes kommt. Die Idee steuert mich, doch ich gebiete ihr keinen Einhalt, denn es ist meine Idee.


Ich hatte gerade nichts zu lesen. Als begeisterter Leser wird dich das vielleicht verwundern, doch ich leihe mir die meisten Bücher aus und daher kommt es oft vor, dass das Buch das ich eigentlich aus der Stadtbibliothek ausleihen wollte, gerade von jemandem anders ausgeliehen wurde. So saß ich also da und überlegte mir, was ich nun stattdessen lesen könnte. Mein Durst nach Geschriebenem war noch vom vorherigen Buch erhalten. 

Dann erinnerte ich mich, dass es diese Internet-Plattformen gab. Darauf schrieben Möchtegern-Autoren, die sich damit abgefunden hatten, niemals groß herauszukommen und auch nicht klein. Doch da sie sich mit ihrem Schicksal nicht zurecht fanden, schrieben sie trotzdem. Im Internet bekommt man zwar nicht unbedingt Geld, dafür aber Anerkennung und das schien diesen Möchtegern-Autoren zu reichen. Du bist doch jetzt selbst zu einem solchem verkommen, mögen manche einwenden. Und ja, das lässt sich nur schwerlich bestreiten. Vielleicht ist dieser Teil meines Werkes auch so etwas wie eine Rechtfertigung. Oder doch ein Prolog? Ich weiß es nicht. Nur die Idee in meinem Kopf weiß es.

Dies war der Anfang der Idee. Ihre Existenz gründete auf Langeweile. Sie fing an, in meinem Unterbewusstsein zu keimen und würde langsam in mein Bewusstsein vordringen. Eine Idee gibt sich selten sofort nach ihrer Geburt zu erkennen, denn in dieser Zeit ist sie schwach und es wäre ein leichtes für die Vernunft, die Idee zu verdrängen.

Nach einiger Recherche wurde ich fündig: Es gab mehrere Plattformen und eine davon war "wattpad". Die Seite schien mir seriös und so durchstöberte ich die Fantasybücher, die auf dieser Seite veröffentlicht wurden. Ich lese fast ausschließlich Fantasy, musst du wissen. Ich habe das Gefühl, dass das diesem Buch zum Verhängnis werden könnte. 

Ich las mir ein paar Beschreibungen durch und landete schließlich bei einem Buch, das mir interessant vorkam. Ich fing an zu lesen und nachdem ich mich ein bisschen eingelesen hatte, so wie du das gerade tust, bemerkte ich, dass der Schreibstil um einiges besser war, als ich das von einer solchen Seite erwartet hatte. Ich las weiter und zu meiner Überraschung schaffte es der Autor sogar genug Spannung aufzubauen, um mich zu überzeugen, immer weiter zu lesen. Hatte ich einen Glückstreffer gelandet, oder schrieben hier tatsächlich Möchtegern-Autoren mit Stil und Talent? Die Idee wurde gestärkt, ohne dass ich es bemerkte oder beachtete. Diese Unachtsamkeit würde ich später zutiefst bereuen.

Als ich dann einen nicht ganz unbedenklichen Anteil meiner Freizeit für dieses Buch gespendet hatte und bis dahin gekommen war, bis wohin der Autor geschrieben hatte, beschloss ich die Vielfalt dieser Webseite weiter zu erkunden. Sie war voll kostenloser Bücher, die sich zwar vermutlich nicht mit kostenpflichtigen Büchern messen, doch meine Leselust befriedigen konnten.


Welcher Leser hatte nicht auch schon den Wunsch eines Tages ein eigenes Buch zu veröffentlichen? Um diesen Wunsch zu hegen muss man nicht besonders gut in Rechtschreibung und Grammatik sein. Man muss kein Talent für Beschreiben, Spannung erzeugen und all diese Dinge haben und man muss für seine Geschichte, die man auf Papier bringen möchte, nicht mal einen allumfassenden Plan, über den Verlauf der Geschichte oder über die Charaktergestaltung haben. Es reicht die Fantasie, die, eben noch eingesetzt, um die Welt zu begreifen, die das gerade gelesene Buch beschreibt, nun die Vorstellung möglich machte, selbst zum Erschaffer einer neuen Welt zu werden. Ein gütiger Erschaffer, denn er ermöglicht Weltenwanderer in der Fantasie, die eigene Welt zu betreten und zu erkunden, durch die Augen des Erzählers. Das Portal, das der Autor öffnet, um Besucher Eintritt zu gewähren, nennt sich "Buch". 

Der Preis der FantasieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt