Ein Treffen für Weltveränderer

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Ich stand mit Zalmion vor einer großen Kuppel, deren türkises Baumaterial geheimnisvoll im Sonnenlicht schimmerte. Der höchste Punkt der Kuppel war etwa so hoch wie ein gewöhnliches Haus, aber da es nun mal nicht wie ein Haus gebaut war, sondern eine Halbkugel bildete, nahm dieselbe mehr Fläche ein als ein Haus. Als ich die große Tür anstarrte, die als Ausnahme aus massivem dunklem Holz bestand, gab sie nach und öffnete sich ohne mein Zutun.

Es waren allerlei eigenartige Geschöpfe in diesem Raum. Ich hatte keine Ahnung woher das Licht kam, das den gesamten Raum erleuchtete aber es war mir auch egal, ich war zu sehr damit beschäftigt, alle Beteiligten zu begutachten, die zusammen mit mir bestimmen würden, welche Veränderungen an meiner Erde vorgenommen würden. Überall standen Stehtische mit diversen Getränken, doch niemand sprach miteinander, man lief nur still herum, oder stand an einem Tisch und beobachtete das Geschehen. In der Mitte war eine lange Tafel mit einigen Speisen aufgebaut, mit mehreren sehr edel aussehenden Holzstühlen, auf denen aber noch niemand Platz genommen hatte.

Für eine Kreatur fiel mir spontan der Name „Doppel-kraken" ein, weil sie aussah wie zwei lilane Kraken, die an ihrem Kopf verschmolzen wurden, sodass sie nach oben und nach unten Arme hatte. Mit den unteren konnte sie scheinbar laufen, während sie mit den oberen Kellnertablette hielt um die Gäste zu bedienen. Einen Kopf konnte ich nicht ausmachen. Dann war da noch eine Gestalt, die in einen schwarzen Umhang mit Kapuze gehüllt war. Nur zwei bedrohliche rote Punkte leuchteten in der Kapuze. Außerdem war noch ein ebenfalls menschenähnliches Wesen, das einen grauen Mantel anhatte und anstelle eines Kopfes eine weiße Kopfform hatte, als hätte es sich eine weiße Strumpfmaske aufgesetzt. Dieses menschenähnliche Ding spazierte mit Zylinder und einem Gehstock umher.

Außerdem befand sich noch eine weibliche Elfe mit weißem Gewand und strahlend blondem Haar unter den Anwesenden und als hässlicher Kontrast ein großer Oger mit dunkelgrüner Haut und brauner Weste. Etwas unscheinbar war hingegen ein kleiner bläulicher Gnom mit runder Brille, der eine Feder und ein Klemmbrett in den Händen hielt. Äußerst erstaunlich, was die Fantasie der Menschheit so erschafft. Alle Geschöpfe haben etwas menschliches an sich oder entsprechen Motiven der Natur. Das ist mir schon einmal aufgefallen, als ich so viele Fantasy-Filme und –Bücher intus hatte, das ich mir ein Gesamturteil leisten konnte: Die kreativste Kreatur, die in einigen Filmen und Büchern vertreten ist, ist wohl der Drache und der hat eine lange Geschichte hinter sich, die in so geformt hat, wie er nun ist. Erst eine Schlange mit Flügeln und nun teilweise eine Fledermaus mit Zoomfaktor 100.

Ich lief einfach Zalmion hinterher, der sich schnurstracks einen Stuhl an der großen Tafel suchte. Thyndiel war nicht eingeladen worden, hatte er mir etwas missmutig mitgeteilt.

Wir schienen die letzten zu sein, denn nun setzten sich alle. Alle Stimme wurden besetzt, außer der Stuhl am Ende der Tafel. Wer war der Organisator des Ganzen? Die Runde, die schon davor nichts miteinander gesprochen hatte, war nun ganz bedächtig und schien zu warten. Schließlich öffnete sich die große, schwere Eingangstür erneut und ich traute meinen Augen kaum, als Thyndiel hereinspazierte. Wieso war er doch gekommen, er konnte hier nicht einfach herkommen und keine Folgen erwarten, wer weiß wie dieser Raum gesichert war, vielleicht lag ja ein magischer Bann darauf und Thyndiel würde gleich in Staub zerfallen.

Doch er lief mit festen Schritten direkt auf den leeren Platz zu und als er näher kam, sah ich seine gelben Augen. Das hier war nicht Thyndiel.

An der großen Tafel angekommen, fing er an zu sprechen:

„Willkommen verehrte Gäste.

Ich gestatte mir, mich vorzustellen: Ich bin die Idee.

Sie alle sind heute zusammengekommen, um eine neue Welt mitzugestalten. Ohne unser Eingreifen, würde sich diese Welt immer mehr in ein Chaos aus unbegrenzter Möglichkeiten entwickeln, in der nichts mehr vorhersehbar ist und demnach auch kein Leben mehr möglich ist, denn wie soll man denn leben, wenn man nicht weiß, was als nächstes passiert, wie lang man seine Existenzberechtigung noch hat und nach welchen physikalischen und logischen Gesetzen die Welt, in der man lebt funktioniert?

Ich will es Ihnen schnell ein Bild davon geben, wie die Mechanismen der Fantasie diese Welt gerade verändern: Zuerst waren die Menschen da. Diese hatten ein besonders ausgeprägte Vorstellung von Elfen, Feen und Ogern oder ähnlichem, das zwar nicht Oger hieß aber damit vereinbar war, daher waren dies die ersten neuen Kreaturen. Doch auch diese haben Fantasie und diese unterscheidet sich natürlich von der der Menschen. Aus ihrer Fantasie entspringen neue Geschöpfe, die schon weniger Menschenähnlich sind, man könnte sagen eine neue Fantasie-Generation. Aus dieser Generation entspringt eine weitere und so geht das immer weiter, während sich die Fantasien immer weiter von der Fantasie der Menschen entfremdet und gleichzeitig ein immer größeres Spektrum umfasst, jede Fantasie-Generation erweitert das Spektrum des Möglichen, bis schließlich das eintrifft was ich bereits gesagt habe: Es wird nahezu alles möglich und das Mögliche wird zur Realität.

Darum müssen wir nun ein für alle Mal beschließen in was für einer Welt wir leben wollen. Wir legen Grenzen fest.

Gemenos der Art ‚apofoitis'", sprach der Elf mit den gelben Augen und zeigte auf den Doppel-kraken, „ist das schlauste aber auch fantasievollste Wesen, das zur letzten Fantasie-Generation gehört, die sich bisher gebildet hat. Genemos hat kein Geschlecht, die ‚apofoitis' können alleine ein Kind erzeugen, das auf recht magische Weise, die Erfahrungen seines Elterns eingepflanzt wird. Er ist aber nicht nur hier, damit ich euch zeigen kann, wie weit die Fantasie bereits ist, er vertritt, auf Grund dessen, dass er zur letzten Generation gehört und von ihnen der mit der meisten Fantasie ist, auch die am weitesten entwickelte Fantasie."

Während über ihn gesprochen wurde, regte sich die lilane Gestalt, die im Übrigen auch auf keinen Stuhl saß, kaum. Ich fragte mich, ob er vielleicht weniger Gefühle hatte als das Durchschnittswesen. Schließlich schien er sich nicht fortpflanzen zu müssen, was zumindest die Liebe unnötig macht, es war aber natürlich keine logische Folge, dass er nicht lieben konnte oder weniger Gefühle hatte, er könnte auch einfach nicht so veranlagt sein, sich bei gesteigerten Emotionen zu regen.

„Die Elfe Nisilmne vertritt hingegen die „gute Seite" wie sie in der Fantasie der Menschen fest verankert ist, während der Oger Geramosk die „böse Seite" vertritt. Der Schatten Löelmónda repräsentiert die Fantasie der Verborgenen und der Dýnami Atas die Fantasie selbst. Der Hexer oder Zauberer Zalmion sitzt stellvertretend für alle Weisen dieser Welt, die als erste die Prinzipien der Fantasie erkennen werden und dieses Wissen ausnutzen können, denn auch sie werden eine besondere Rolle in unserer Welt einnehmen. Und als letztes sei noch dieser Mensch genannt", er zeigte auf mich, „der der Autor dieser Geschichte ist aber auch die Menschheit und damit zusammenhängend auch die ersten Fantasie-Generationen vertritt, deren Fantasie ja noch sehr der Menschen ähnelt.

Euch allen habe ich das Recht zugesprochen, die Grenzen der Fantasie zu definieren."  

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 19, 2020 ⏰

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