Kapitel 1

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Unendlich viele Stimmen mischten sich unter das Geklimper von Registrierkassen und unzähliger anderer Geräusche. Alex hörte diese schon nicht mehr. Seit 6 Monaten arbeitete er in dem großen Kaufhaus und konnte die Aufgaben, die ihm aufgetragen wurden schon mechanisch und automatisch erledigen, während er in seine eigenen Gedanken versunken war.

Es war kurz vor Feierabend und er zählte bereits die Minuten. Er lief von Gang zu Gang und besah sich die einzelnen hohen Regale mit Unmengen von Lebensmitteln, aber auch Kleidung und Sportbedarf. Es war sein erster „guter" Job und er wollte es nicht vermasseln.

Er kontrollierte ob alle Produkte dort waren wo sie hingehörten und sortierte falsch gelagerte Dinge um. Es gefiel ihm, dass er jeden Tag eine andere Aufgabe zugewiesen bekam, so kam wenigstens keine Langeweile auf.

Da er endlich den Mietvertrag für seine eigene Wohnung unterschrieben hatte, brauchte er das Geld um seine Miete zu zahlen. Er war sehr froh über sein geregeltes Leben, denn das war nicht immer so. Alex wuchs in einem Waisenhaus auf und kam von einer Pflegefamilie zur anderen.

Seine wirklichen Eltern, hatte er nie kennengelernt, auch hatte er keinerlei Erinnerungen an Sie. In seinen jungen 17 Jahren hatte Alex bereits Dinge erlebt, die kein Kind je erleben sollte. Trotz aller Schwierigkeiten, die Heime und Pflegeeltern so mit sich bringen, hatte Alex keine harten Züge.

Alex war an harte Arbeit gewöhnt und zögerte nicht eine Sekunde, als er die Stellenanzeige für den Einkaufsmarkt sah. Diese Stelle half ihm, aus der Wohnung seiner letzten Pflegefamilie raus und in ein eigenes Leben einzuziehen. Seine letzte Familie, die Roberts, waren gute Leute und hatten ihn anständig behandelt. Dennoch hat er nicht eine Sekunde gezögert um endlich auf eigenen Beinen zu stehen.

Er lief um eine Ecke und bemerkte, dass jemand alle Kaffeemaschinen aus den Regalen genommen hat und diese auf dem Gang verstreut hat. "Dumme Kinder", dachte er sich, während er begann die Kartons wieder einzuräumen.

Als er sich beugte, um den ersten Karton aufzuheben, bekam er eine Gänsehaut und es fröstelte ihn. Das Deckenlicht fing an zu flackern. Er drehte den Kopf nach Rechts und Links, doch in den Gängen war niemand. Warum die Gänsehaut?

Er fing an schneller einzuräumen, nicht das die Filialleiterin Carrol ihn sah und er Ärger bekam. Er mochte Carrol. Sie war streng aber fair. Trotz ihres militärisch kurz geschnittenen Haars hatte sie eine freundliche und sympathische Art mit ihren Kollegen umzugehen. Sie hatte ihn eingestellt und ihm eine Chance gegeben. Diese Chance wird er sich nicht durch die Lappen gehen lassen.

In diesem Moment erklang die Stimme von Carrol: „Alex was ist hier los?", sagte sie, während sie auf ihn zuschritt. Ohne aufzublicken, antwortete er: „Irgendwelche dummen Kinderstreiche."
„Du bist ein Nichts Alex!", schrie Carrol plötzlich wie von Sinnen. Ein Nichts! Ein kleines unwissendes Kind, welches kein Recht hat überhaupt hier zu sein!

Als er sich umdrehte, sah er, dass hier etwas komplett aus dem Ruder lief. Ihre Augen waren so seltsam verdreht, so das nur noch das Weiß zu sehen war und ihr lief Sabber aus dem Mund. Das Licht flackerte immer noch und er hörte, wie die Leute, die noch im Markt waren anfingen Panik zu bekommen. Alex wich zurück und stieß an eins der Regale. Er verstand nicht was hier geschah, sowas hatte er noch nie zuvor gesehen. Vielleicht hatte Carrol die Tollwut?

Carrol kam näher und Alex nahm einen seltsamen Geruch wahr. Sie roch nach verbranntem und faulem Ei. Sie stampfte seltsam weiter auf ihn zu und er rannte in den Gang mit den Sportartikeln. Er griff sich einen der Golfschläger, während er versuchte ruhig zu atmen und sich zu beruhigen. „Alex du Wurm! Du kannst mir nicht entkommen!", schrie sie während sie humpelnd um den Gang schlurfte und in seinem Blickfeld auftauchte. Er könnte schwören, dass Rauch von ihren Schultern aufstieg. Sie kam immer näher und er hielt den Golfschläger so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten, bereit sie gleich niederzuschlagen.

Er hatte gelernt, sich zu wehren. Im Waisenhaus und auch in den Gegenden, in denen er früher gelebt hatte, hatte er sich mehr als einmal gegen Schläger behaupten müssen. Plötzlich fing Carrol an irgendeinen Singsang zu murmeln und Alex bekam keine Luft mehr. Irgendetwas schnürte ihm den Hals zu und er ließ den Schläger fallen und griff sich reflexartig an den Hals. Er fiel auf die Knie, seine Hände immernoch am Hals, während Caroll immer näher kam.

Plötzlich ging das komplette Licht aus und der Druck an Alex Kehle ließ nach. Er sah es kurz zweimal hell aufblitzen, die Notstromanlage ging an und eine Sekunde später sah er, wie Caroll am Boden lag und sich nicht bewegte. Was zur Hölle war denn das?, fragte sich Alex während er auf Caroll zuging. Er hielt seine Finger unter ihre Nase. Sie atmete aber war bewusstlos. Alex stand auf und lief nach vorne zu den Kassen um Hilfe zu holen.

Die ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt